09-Die Pfade des Schicksals
Grabhügel, in dem Anele sich verkrochen hatte, zu schützen. Im letzten Augenblick merkte sie jedoch, was Roger beabsichtigte. Wilde Aufregung klopfte in ihren Schläfen, als sie seinen Lavastrahl zur Seite lenkte. Er streifte das entfernte Ende des Hügels und ließ Felsbrocken und Steinsplitter auf die Höhlenschrate im Osten herabregnen, ohne jedoch die Felsen zu beschädigen, zwischen denen Anele kauerte.
Der Alte schien zu kreischen, aber Linden hörte nur das wütende Gebrüll der Höhlenschrate und das bösartige Zischen von Rogers Angriff.
Pahni und Bhapa, die allmählich zurückgehen mussten, zogen Covenant mal hierhin, mal dorthin, um Speeren, Wurfäxten und Steinwürfen auszuweichen. Selbst jetzt ließ er keinerlei Anzeichen dafür erkennen, dass er jemals aus seinen Erinnerungen zurückkehren würde. Trotzdem glaubte Linden zu spüren, wie Galts Hand sich fester um den Krill schloss.
Nur von seinem Gesundheitssinn geleitet, stürzte Mähnenhüter Mahrtiir sich plötzlich den Hang hinunter, landete in Schlamm, rollte sich ab und prallte gegen die Beine von Höhlenschraten, die sich bemühten, auf dem glitschigen Boden Halt zu finden. Statt zu versuchen, einzelne Angreifer außer Gefecht zu setzen, setzte er die Füße ein, trat gegen Knöchel und Knie und kämpfte unterhalb ihrer Waffen darum, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Auf dem von Blut und Eingeweiden glitschigen Hang war er damit unerwartet erfolgreich. Unter der Eisenhand und ihren Gefährtinnen bildete sich eine schmale Schneise, als hätte er den Höhlenschraten die Füße abgeschlagen.
Mahrtiir würde binnen kurzem tot sein, unter dem Gewicht fallender Körper erstickt, auch wenn keine Waffe ihn durchbohrte. Aber solange er lebte, verursachte er solches Chaos, dass zwei der Schwertmainnir anderswo eingesetzt werden konnten. Spätgeborene rannte schwer atmend los, um Zirrus Gutwind und Clyme zu unterstützen. Grobfaust, die ganz mit Blut bedeckt war, folgte Sturmvorbei Böen-Ende um den Grabhügel.
Trotzdem erreichten immer mehr Höhlenschrate den lang gestreckten Grat. Jetzt brauchten sie sich nicht mehr hochzukämpfen. Auf zu Staub zertretenem Gips sammelten sie sich im Osten und Westen. Allein die Tatsache, dass der Grat ziemlich schmal war, hinderte sie daran, die Riesinnen sofort zu überwältigen.
Gemeinsam mit Clyme kämpften Gutwind und Spätgeborene wie Berserker. Gewaltige Kraft und ihre jahrzehntelange Ausbildung bewirkten Verheerungen. Aber die Höhlenschrate waren zu zahlreich …
Böen-Ende und Grobfaust, die hinter dem Grabhügel kämpften, konnte Linden nicht sehen; aber sie bezweifelte nicht, dass sie bald überwältigt werden würden.
Branl brauchte nicht gebeten zu werden, dem Mähnenhüter beizustehen. Wie ein von einer Brustwehr geworfener Felsblock stürzte er sich über die Hangkante in das Getümmel um Mahrtiir.
Stave würdigte Galt keines Blicks, bevor er losrannte, um Branls Platz bei Kaltgischt und Steinmangold, Graubrand und Rahnock einzunehmen. Schreie und Gekreisch mischten sich in den Schlachtgesang der Höhlenschrate … und trotzdem griffen sie weiter an.
Von Angst um Jeremiah getrieben änderte Linden ihre Taktik. Statt Roger direkt anzugreifen, zielte sie jetzt tiefer. Mit einem schwarzen Feuerstrahl ließ sie den Höhlenschrat verglühen, der Covenants Sohn trug; verwandelte ihn augenblicklich in Asche. Und als Roger fluchend und mit den Armen rudernd zu Boden ging, richtete sie ihr Feuer wie einen Flammenwerfer auf die Höhlenschrate in seiner Umgebung. Bevor er sich aufrappeln konnte, waren alle verglüht, die ihn hätten beschützen können. Als sie sich dann wieder Roger zuwandte, stand er allein auf seinem Hügel: eine kleine Insel aus absoluter Wildheit über der wogenden See aus Höhlenschraten und dem Gemetzel.
Rahnock sank mit einer Streitaxt im rechten Oberschenkel auf ein Knie, während ihr Langschwert den Hals des Angreifers durchbohrte. Bevor weitere Höhlenschrate sie überwältigen konnten, riss Stave die Axt heraus, stürzte sich in den Kampf und hinterließ eine breite Spur aus abgehackten Gliedmaßen und eingeschlagenen Schädeln. Vor Schmerzen stöhnend zog Rahnock ihr Schwert heraus und humpelte mit der ebenfalls verletzten Frostherz Graubrand neben sich hinter Stave her. Gemeinsam säuberten die beiden Schwertmainnir und der ehemalige Meister eine etwa zimmergroße Fläche am blutbefleckten Rand des Grats.
Dort kletterte Branl mit Mahrtiir auf dem Rücken über die Kante.
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