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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als der Boy weg war.“
    „Zu Fuß?“
    „Nein; er holte sein Pferd, weil der Boy auch nicht zu Fuß fort war.“
    „Nach welcher Richtung ist er fort?“
    „Wir haben nicht aufgepaßt.“
    „Well; die Sache wird sich bald aufklären, denke ich.“
    Ich ging hinaus, um Treskow zu instruieren, für den Fall, daß der ‚General‘ zurückkommen sollte. Bei ihm stand der Schmiedssohn, der aus Vorsicht nicht mit hineingegangen war. Von links her kam ein Mädchen gegangen. Auf sie zeigend, fragte ich den Boy:
    „Wer ist das?“
    „Meine Schwester“, antwortete er.
    „Welche sich vor diesen Rowdies versteckt hatte?“
    „Ja.“
    „Die muß ich fragen.“
    Als sie herangekommen war, sagte ihr der Bruder, daß sie sich nun, weil wir da seien, nicht mehr zu fürchten brauche, und ich erkundigte mich:
    „Wo habt Ihr gesteckt, Miß?“
    „Drüben im Wald“, antwortete sie.
    „Während der ganzen Zeit?“
    „Nein.“
    „Wo sonst?“
    „Ich sah meinen Bruder fortreiten und wollte ihm nach. Da kam der Mann, welcher ‚General‘ genannt wurde, aus dem Haus und holte sein Pferd aus der Fenz. Als er aufgestiegen war, sah er mich und ritt auf mich zu. Ich floh zurück; er holte mich aber ein, als ich den Wald grad erreicht hatte.“
    „Und dann?“ erkundigte ich mich, da sie eine Pause machte.
    „Dann kamen Reiter nach dem Haus.“
    „Das waren wir. Hat er uns gesehen?“
    „Ja. Er schien heftig zu erschrecken und stieß einen greulichen Fluch aus.“
    „Erkannte er uns vielleicht?“
    „Es schien so.“
    „Hat er vielleicht in seiner Überraschung einen oder mehrere Namen genannt?“
    „Ja. Ich glaube, er sprach von Old Shatterhand und einem gewissen Winnetou.“
    „So hat er uns wirklich erkannt. Das ist unangenehm! Was tat er dann?“
    „Er ritt fort.“
    „Ohne ein weiteres Wort zu sagen?“
    „Er gab mir noch einen Auftrag.“
    „An wen?“
    „An Old Shatterhand.“
    „Der bin ich. Was sollt Ihr mir sagen?“
    „Das ist – das ist – – – es würde Euch wahrscheinlich beleidigen, Sir.“
    „Nein, gar nicht. Ich bitte euch, mir jedes Wort genau zu sagen!“
    „Er nannte Euch den größten Schuft auf Gottes Erdboden; er habe gar nichts dawider, falls es Euch beliebte, seine Begleiter aufzuhängen oder sonstwie zu töten, er aber werde mit Euch Abrechnung halten.“
    „Das ist alles?“
    „Weiter sagte er nichts. Aber daß er Euch so einen Schuft nannte, machte mir Angst auch vor Euch, und wenn ich nicht gesehen hätte, daß mein Bruder so lange und so ruhig vor der Tür stand, ohne daß ihm ein Leid geschah, wäre ich jetzt noch nicht gekommen.“
    „Ihr könnt ruhig sein; man wird Euch nichts mehr tun.“
    Ich ging wieder hinein, und der Sohn folgte mir.
    „Nun, wißt Ihr, wo der ‚General‘ ist?“ rief mir Toby Spencer entgegen.
    „Ja“, antwortete ich.
    „Wo?“
    „Entflohen.“
    „Ah! Wirklich entflohen?“ fragte er in frohem Ton.
    „Ja. Ich mache es nicht wie Ihr; ich sage die Wahrheit gleich beim erstenmal.“
    „Gott sei Dank; so bekommt Ihr ihn also nicht!“
    „Heut nicht, später aber um so sicherer. Euch aber habe ich fest.“
    „Pshaw! Ihr werdet uns gern loslassen!“
    „Warum?“
    „Aus Angst vor ihm.“
    „Vor diesem Feigling, der ausgerissen ist, sobald er uns gesehen hat?“
    „Ja. Er würde uns an Euch rächen!“
    „Fällt ihm gar nicht ein! Er ist froh, daß er Euch los ist.“
    „Das ist eine Lüge!“
    „Pshaw! Er hat mir durch die Tochter des Schmieds sagen lassen, daß er sich gar nichts daraus mache, wenn ich Euch aufhänge oder Euch sonstwie an das Leben gehe.“
    „Das glaube ich nicht!“
    „Ob Ihr es glaubt oder bezweifelt, ist mir sehr gleichgültig. Jetzt zu einer andern Angelegenheit! Wo ist der Wirt des Hauses?“
    „Da unten im Keller“, antwortete sein Sohn, indem er auf eine hölzerne Falltür zeigte, welche im Fußboden angebracht war.
    „Ist er da eingesperrt worden?“
    „Ja.“
    „Mit Gewalt?“
    „Ja. Sie haben ihn überwältigt und da hinabgeworfen.“
    „Laßt ihn heraus!“
    Es fehlte der Schlüssel. Spencer leugnete, daß er ihn eingesteckt hatte, gab ihm aber aus Angst vor meinem Revolver doch heraus.
    In der Stube lagen Scherben von Flaschen, Gläsern, Töpfen und anderem Geschirr herum. Es war sehr wüst zugegangen. Als die Falltür geöffnet worden war, kam der Schmied heraus, eine lange, starke, knochige Gestalt. Es hatte jedenfalls Anstrengungen gekostet, diesen Mann in das Verlies zu bringen, und er

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