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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber zu umständlich gewesen wäre, unterließen wir es.
    Nun traten wieder die alten Fragen und die schon wiederholten Gegensätze der Ansichten an uns heran. Ich hatte, zumal ich selbst verwundet worden war, keineswegs die Absicht, übermäßig human zu verfahren, aber sie verlangten alle, mit Ausnahme Winnetous, den Tod wenigstens Toby Spencers, und dazu konnte und wollte ich nicht ja sagen. Es gab eine lange und sehr erregte Debatte, bis endlich der Schmied, welcher sich wie ein ‚grimmiger Hagen‘ gebärdete, aufsprang und rief:
    „Ich sehe, daß wir noch morgen dasitzen werden, ohne einig geworden zu sein. Diese Menschen gehören zunächst mir, denn sie sind bei mir hereingefallen wie die Wilden und haben alles demoliert und mich verwundet. Ihr seht, daß mein Gesicht noch jetzt blutig ist. Ihr, Mr. Shatterhand, seid ein mir viel zu milder Herr; ich will Eurer Meinung aber Rechnung tragen und den Tod dieses Spencer nicht verlangen. Dafür aber erwarte ich, daß die Vorschläge, welche ich jetzt mache, angenommen werden.“
    „Welche Vorschläge sind das?“ fragte ich.
    „Zunächst, daß ich mich an ihrem Eigentum für alles schadlos halten darf, was sie mir vernichtet haben. Seid Ihr einverstanden, Sir?“
    „Ja. Es versteht sich ganz von selbst, daß sie Euch entschädigen müssen.“
    „Well! Nun kommt Spencer, der schuld an allem ist. Ihr wollt ihn nicht töten lassen, weil er Euch nicht ermordet, sondern nur verwundet hat. Ich halte das für eine Schwachheit von Euch, denn der wilde Westen kennt für Mörder keine Schonung, gleichviel, ob der Mord gelungen ist oder nicht. Wir wollen trotzdem eine Art von Gnade walten lassen. Er hat den Tod verdient, soll aber nicht direkt hingerichtet werden, sondern sich verteidigen dürfen.“
    „Wie meint Ihr das?“
    „Laßt ihn um sein Leben kämpfen!“
    „Mit wem?“
    „Mit mir.“
    „Darauf werden wir wohl kaum eingehen können.“
    „Warum nicht?“
    „Er ist ein riesenstarker Mann.“
    „Pshaw! Ich bin auch kein Kind! Oder meint Ihr, weil ich mich habe in den Keller stecken lassen? Sie überrumpelten mich und waren sechs Personen!“
    „Mag sein! Ich sehe, daß Ihr gute Knochen habt. Der Kampf ist trotzdem ungleich.“
    „Wieso?“
    „Er ist ein Schurke, um den es nicht schade sein würde, und Ihr seid ein Ehrenmann, der Kinder hat. Ihr dürft Euer Leben nicht gegen das seinige einsetzen.“
    „Das tue ich auch nicht. Die Ungleichheit, von welcher Ihr redet, wird durch die Waffen ausgeglichen, mit denen wir kämpfen werden.“
    „Welche Waffen?“
    „Schmiedehämmer.“
    Schmiedehämmer! Welch ein Gedanke! Also um einen Zyklopenkampf sollte es sich handeln!
    Ich gestehe aufrichtig, daß dieser Kampf dem Westmann in mir sehr interessant vorkam, während ich als Mensch glaubte, ihn verwerfen zu müssen; aber dieser Zwiespalt in mir fand gar keine Zeit, zur Geltung zu kommen, denn meine Gefährten gingen mit großer Bereitwilligkeit auf den Vorschlag des Schmiedes ein. Ein Zweikampf, und noch dazu ein solcher, durfte nach dem Savannenbrauch nicht zurückgewiesen werden. Welch ein Schauspiel, diesen fest gefügten Grobschmied und Toby Spencer, welcher die Kräfte von drei, vier Menschen besaß, mit eisernen Hämmern gegeneinander losgehen zu sehen! Das hatte man noch nicht erlebt; das war noch nicht dagewesen! Man war sofort Feuer und Flamme. Hammerdull rief:
    „Wunderbar großartiger Gedanke! Was für Schädel gehören dazu, solche Hiebe auszuhalten! Ich stimme bei! Du nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Hm! Wenn du denkst, daß so ein Hammerwerk schönere Wirkungen hat, als wenn man mit wattierten Paradieshandschuhen abgesäuselt wird, so muß ich dir vollständig recht geben, lieber Dick“, antwortete der Lange.
    Auch die andern waren einverstanden. Selbst der Häuptling der Apachen sagte:
    „Ja, sie mögen miteinander kämpfen. Winnetou wird nichts dagegen haben.“
    So gab es für mich also kein Widerstreben; ich erteilte meine Einwilligung.
    Da das eigenartige Duell nur im Freien stattfinden konnte, wurden die Rowdies herausgeholt. Als sie erfuhren, was beschlossen worden war, wollten sie zunächst nicht daran glauben; es wurde ihnen aber ihr Zweifel derart benommen, daß sie den Ernst unseres Vorhabens schnell erkennen mußten. Natürlich war es Spencer, welcher den lautesten Einspruch dagegen erhob. Er erklärte, daß er dagegen protestiere und auf keinen Fall mitkämpfen werde; da aber sagte ihm der Schmied:
    „Ob du mittun

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