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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überraschen sie. Also im Galopp hin, von den Pferden herunter, in das Haus hinein und ihre Flinten weg, dann hands up! Vorwärts! Mr. Treskow bleibt vor der Tür bei den Pferden!“
    Diese letztere Bestimmung traf ich, weil er kein Westmann war und bei dem hands up leicht einen Fehler machen konnte; auch mußte jemand die Pferde bewachen. Wir jagten vorwärts. Bei dem Haus angekommen, waren die andern im Nu aus dem Sattel; mit mir ging es etwas langsamer. Ich folgte ihnen. Das Innere bestand aus zwei Räumen, nämlich aus der Schmiedewerkstatt und der Stube; um in die letztere zu kommen, mußte man durch die erstere gehen. Als ich in die offene Stubentür trat, standen die Kerls schon mit hochgehobenen Händen da; ich sah nur die Hände, nicht sie selbst, denn der Raum war klein; ich mußte unter der Tür stehenbleiben und hatte die Gefährten vor mir. Winnetou kommandierte eben:
    „Wer den Arm sinken läßt, wird erschossen! Schahko Matto mag ihnen die Gewehre wegnehmen!“
    Als dies geschehen war, gebot er weiter:
    „Hammerdull nimmt ihnen die andern Waffen aus den Gürteln!“
    Auch das wurde ausgeführt; dann befahl der Apache:
    „Setzt euch längs der Wand nebeneinander nieder! Jetzt könnt ihr die Hände niedertun; aber wer aufsteht, bekommt die Kugel!“
    Jetzt schob ich Apanatschka und Holbers, welche mir im Weg standen, auf die Seite und trat vor. Da ertönte der Schreckensruf:
    „Alle Teufel! Old Shatterhand!“
    Es war Spencer. Er hatte mich bei Mutter Thick nicht gekannt, gestern aber, als er auf mich geschossen hatte, seinen Gefährten meinen Namen genannt; jetzt nannte er ihn wieder. Woher wußte er ihn? Diese Frage war jetzt nebensächlich; die Hauptsache war der Mann selbst. Ich sagte in strengem Ton zu ihm:
    „Ja, die Toten stehen auf. Ihr hattet schlecht gezielt.“
    „Gezielt – – –? Ich – – –?“ fragte er.
    „Versucht nicht, zu leugnen; es hilft Euch nichts! Könnt Ihr Euch besinnen, mit welchen Worten Ihr bei Mutter Thick in Jefferson City Abschied von mir nahmt?“
    „Ich – weiß – – – nicht – – – mehr“, stammelte er.
    „So will ich Eurem Gedächtnis zu Hilfe kommen. Ihr sagtet: ‚Auf Wiedersehen! Dann aber hebst du die Arme in die Höhe, Hund!‘ Heut ist das Wiedersehen; wer aber hat sie hochgehalten, Ihr oder ich?“
    Er antwortete nicht und sah vor sich nieder. Sein Gesicht sah aus wie dasjenige einer Bulldogge, welche Prügel bekommen hat.
    „Heut rechnen wir freilich ganz anders ab als damals, wo Ihr nur die Zeche und ein zerbrochenes Glas zu berichtigen hattet“, fuhr ich fort. „Ihr habt mich verwundet; das kostet Blut.“
    „Ich hab' nicht auf Euch geschossen“, behauptete er.
    Da zog ich den Revolver, richtete ihn auf ihn und sagte:
    „Heraus mit dem Geständnis! Wenn Ihr noch einmal lügt, so schieße ich. Seid Ihr es gewesen?“
    „Nein – ja – nein – – – ja, ja ja, ja, ja!“ schrie er um so ängstlicher, je näher ich ihm den Lauf an den Kopf hielt.
    „Euer hinterlistiges Verhalten hat Euer Kamerad gestern mit dem Leben bezahlt. Womit werdet Ihr mir die Wunde wohl bezahlen, die ich Euch zu verdanken habe?“
    „Wir sind quitt!“ antwortete er trotzig.
    „Wieso quitt?“
    „Ihr habt mir die Hand zerschossen!“
    Er hielt die verbundene rechte Hand empor.
    „Wer war schuld daran?“
    „Ihr! Wer sonst?“
    „Ihr wolltet auf mich schießen, und ich kam Euch zuvor; das ist die Sache. Es war Notwehr von mir; ich hätte Euch erschießen anstatt bloß verwunden können. Wer und was hat Euch aber gestern zum Schuß gezwungen?“
    Er schwieg.
    „Wo ist der ‚General‘?“
    Douglas war nämlich nicht in der Stube; darum fragte ich nach ihm.
    „Das weiß ich nicht“, antwortete er.
    „Ihr müßt es wissen!“
    „Er hat nichts gesagt, als er ging.“
    „Also hinaus, fort ist er doch?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Kurz, ehe Ihr kamt.“
    „Kerl, Ihr wißt, wohin er ist! Da Ihr leugnet, mache ich kurzen Prozeß und gebe Euch die Kugel!“
    Er sah den Revolver wieder auf sich gerichtet. Solche rohe, gewalttätige Menschen besitzen gewöhnlich nicht den wahren Mut. Er hätte sich denken können, daß ich nicht schießen würde, selbst wenn er leugnete; aber die Feigheit preßte ihm das Geständnis aus:
    „Er wollte dem Sohn des Schmiedes nach.“
    „Warum?“
    „Weil er glaubte, dieser werde Leute holen.“
    „So ist er auch nicht fort, kurz ehe wir kamen?“
    „Nein.“
    „Sondern wann?“
    „Gleich,

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