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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihnen zwar zuschlagen, sie aber nicht schleudern konnten. Dann zog ich auch einen Revolver und wiederholte die Drohung des Häuptlings der Apachen.
    Es war eine erwartungsvolle, hochgespannte Situation. Wir bildeten einen Kreis, in welchem die zwei sich nahe gegenüberstanden, die großen, gleichschweren Hämmer in den Händen. Sie maßen sich gegenseitig mit den Augen; der Schmied war ruhig und kalt, Spencer dagegen in hohem Grad aufgeregt.
    „Mann soll nicht eher beginnen, als bis ich es sage!“ befahl Winnetou. „Es sollen alle Vorteile gelten, und die Kämpfenden können auch die freien Hände gebrauchen!“
    „Das ist gut; das ist sehr gut!“ jubelte Spencer. „Nun ist mir der Kerl sicher!“
    „Ja“, rief einer seiner Leute. „Wenn du auch mit der andern Hand zugreifen darfst, ist er geliefert. Nimm ihn nur bei der Gurgel; da geht ihm der Atem aus!“
    „Halte den Schnabel!“ fuhr ihn Dick Hammerdull an. „Wer hat dich denn nach deinem Senf gefragt? Du hast ruhig zuzusehen und gar nichts dreinzureden!“
    „Oho! Man wird doch noch reden dürfen! Wozu hat man denn den Mund?!“
    „Ob du einen hast oder nicht, das ist ganz egal, aber halten sollst du ihn, sonst stecke ich dir einen Knebel zwischen die Zähne; das merke dir!“
    Ich war natürlich nicht weniger gespannt als die andern. Wer würde wohl Sieger sein? Toby Spencer hatte wohl die größere Körperstärke für sich, während der Schmied im Gebrauch der ungewöhnlichen Waffe geübter war; zudem zeigte der letztere eine Kaltblütigkeit, welche Vertrauen erweckte, während der Rowdy sich je länger desto aufgeregter zeigte.
    Der Schmiedeboy stand mit seiner Schwester auch in unserm Kreis. Auf ihren Gesichtern war nicht die geringste Besorgnis um ihren Vater zu entdecken; das war auch ein Umstand, welcher mich für ihn beruhigte.
    „Jetzt kann es beginnen!“ sagte Winnetou.
    Toby Spencer holte sofort zum Schlag aus und wollte zugleich mit der linken Hand nach der Kehle des Schmiedes greifen. Er hatte nicht in Betracht gezogen, daß sich dadurch die Kraft des Hiebes vermindern mußte. Der Schmied parierte durch einen Gegenschlag, so daß die Waffen zusammenprallten; sein Hammer fuhr nieder und traf Spencers linken Arm, der mit einem Ruf des Schmerzes zurückgezogen wurde.
    „Hund!“ brüllte dann der Getroffene, „war's nicht sofort, aber jetzt nun gleich!“
    Er holte mit aller Gewalt aus, sprang vor und schlug zu; der Schmied wich zur Seite, so daß der ihm bestimmte Hieb fehlging; die Wucht desselben zog den Rowdy halb nieder, so daß er seinen Rücken bog.
    „Jetzt schnell, Vater!“ rief der ‚Boy‘.
    Es bedurfte dieser Aufforderung gar nicht, denn der Schmied machte mit hoch erhobenem Hammer eine Viertelwendung nach seinem Gegner hin und schmetterte ihn mit einem einzigen Schlag zu Boden. Den Arm zum sofortigen zweiten Hieb erhebend, stand er da, das Auge auf den an der Erde liegenden Feind gerichtet, welcher krampfhaft mit den Armen und Beinen zuckte und ein ängstliches, röchelndes Stöhnen hören ließ, da senkte er den Arm wieder, lachte kurz und verächtlich und sagte:
    „Da liegt der Kerl! Ich könnte ihm den Schädel zerschlagen, tue es aber nicht, weil er sich nicht mehr wehren kann. Er hat schon so genug!“
    Ja, Spencer hatte genug! Er war weder betäubt noch gar tot; aber er schien die Macht über seine Glieder verloren zu haben. Er bekam die Fähigkeit zu willkürlichen Bewegungen erst nach einiger Zeit zurück und richtete sich langsam auf, indem er sich dabei mit dem einen Arm stützte; der andere war unfähig, dabei gebraucht zu werden.
    „Verdamm – – –!“ gurgelte er dabei, indem er nur diese beiden Silben zwischen den Zähnen hervorbrachte. Seine Augen waren mit Blut unterlaufen, und sein Gesicht zeigte den Ausdruck eines so tierischen Grimmes, wie ihn selbst ein zähnefletschender Kojote kaum hat.
    „Ich habe ihm das Schulterblatt zerbocht“, meinte der Sieger. „Wenn er nicht daran zugrunde gehen sollte, wird er wenigstens niemals wieder friedliche Menschen vergewaltigen können. Macht mir den Hammer ab!“
    Er hielt mir die Hand hin, und ich band ihm das schwere Werkzeug los.
    Jetzt stand der Rowdy aufrecht da, doch wankte er hin und her. Es schien alle Kraft aus seinem Körper gewichen zu sein; dafür kam ihm die Sprache zurück, und er machte von ihr in Flüchen und Verwünschungen einen solchen Gebrauch, daß ich ihm den Revolver an den Kopf hielt und drohte:
    „Schweig augenblicklich, sonst

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