09 - Old Surehand III
die Gesundheit Old Shatterhands handelt, haben wir immer Zeit! Es ist besser, wir bleiben einen Tag hier und lassen die Kräuter wirken, als daß du später in den Bergen liegenbleibst.“
Er hatte recht, und so blieben wir bei dem Schmied, der sich, natürlich nicht der Veranlassung wegen, herzlich darüber freute.
Seine Söhne kamen mit den Pferden zurück und erzählten, wie die Rowdies sich gesträubt hatten, mitten in der finstern Nacht so einer nach dem andern abgesetzt zu werden. Am weitesten hatten sie Toby Spencer fortgeschafft. Ich an ihrer Stelle hätte ihm wohl einen Gefährten zur Pflege gelassen; sie aber hatten nicht die Rücksicht gehabt, so menschlich gegen ihn zu sein, zumal sein Verhalten unterwegs nicht ein solches gewesen war, welches sie hätte zur Milde stimmen können.
Als die Kameraden drin in der Stube beim Mittagessen saßen, welches aus Fisch und Wildbret bestand, lag ich vor dem Haus im Gras, denn ich hatte keinen Appetit, und im Freien war es mir lieber als zwischen den engen Wänden. Unsere Pferde standen innerhalb der schon erwähnten Fenz, wo sie reichliches Grünfutter bekommen hatten; sie konnten also von weitem nicht gesehen, wenigstens nicht als die unserigen erkannt werden, und so kam es, daß der Reitertrupp, welcher jetzt unter den letzten Bäumen des Waldes erschien, keine Veranlassung fand, die Schmiede, vor der ich lag, zu meiden. Es waren die Tramps. Cox und Old Wabble ritten voran, und der einstige Medizinmann folgte mit seiner Squaw hinterher.
Um nicht gesehen zu werden, stand ich nicht auf, sondern kroch in die Schmiede und ging von da in die Stube, um die Ankunft dieser lieben Freunde dort zu melden. Wir hatten dem Schmied von unserm Zusammentreffen mit ihnen erzählt; darum sagte er jetzt:
„Bleibt hier, Gentlemen! Ich gehe allein hinaus. Was werden sie für Gesichter machen, wenn sie erfahren, wer sich bei mir befindet!“
Die Tramps hatten inzwischen das Haus erreicht. Sie riefen nach dem Besitzer und stiegen von den Pferden. Ihre Haltung dabei war keine sehr elegante. Dick Hammerdull kicherte in sich hinein und sagte:
„Sie fühlen noch die süße Erinnerung an unsere Stöcke. Es wäre ihnen jedenfalls lieber, hier eine Apotheke als eine Schmiede zu finden!“
Old Wabble sah, auch abgesehen von seinem halbversengten Kopf, sehr leidend aus. Er war, außer der Squaw, allein noch nicht abgestiegen und saß matt vornübergebeugt im Sattel; er hatte das Fieber in noch höherem Grad als ich in der vergangenen Nacht. Als der Schmied hinaus zu ihnen kam, wurde er von Cox gefragt:
„Hört, Mann, ist gestern vielleicht ein Trupp von sieben Reitern hier bei Euch vorübergekommen?“
„Ja“, antwortete der Gefragte.
„Es waren drei Redmen dabei?“
„Stimmt!“
„Zwei tiefschwarze Rappen unter den Pferden?“
„Auch das ist richtig.“
„Ihr habt sie jedenfalls beobachtet und wißt, ob sie es sehr eilig hatten?“
„Nicht eiliger als Ihr.“
„Gut! Habt ihr vielleicht ein Mittel gegen das Fieber im Haus?“
„Nein. Wir pflegen uns hier mit dem Fieber gar nicht abzugeben.“
„Aber Proviant ist bei Euch zu haben?“
„Leider nicht. Ich bin von einer Horde Rowdies vollständig ausgeplündert worden.“
„Das macht Ihr uns nicht weis. Wir werden selbst nachsehen, was zu finden ist.“
„Das muß ich mir verbitten. Dieses Haus gehört nicht jedem Fremden, sondern mir!“
„Laßt Euch nicht auslachen! Ihr werdet doch nicht denken, daß sich zwanzig Männer vor Euch fürchten! Wir wollen essen, und Ihr habt zu schaffen, was wir brauchen!“
„Ihr seid ja ungeheuer kurz! Wie steht's mit der Bezahlung? Habt Ihr Geld?“
„Geld?“ lachte Cox. „Wenn Ihr Hiebe haben wollt, die sind da, Geld aber nicht!“
„Hm, daß Hiebe da sind, merke ich; ich sehe sie noch deutlich sitzen!“
„Mann, wie meint Ihr das?“
„Genau so, wie ich es sage.“
„Ich will wissen, wie Ihr dazu kommt, von Hieben zu reden!“
„Wer hat angefangen, von ihnen zu sprechen? Doch ich wohl nicht, sondern Ihr!“
„Ach so! Ich dachte – – –! Jetzt macht einmal Platz da an der Tür!“
„Der Platz an meiner Tür gehört mir und keinem andern!“
„Redet nicht dummes Zeug! Wir brauchen Fleisch und Mehl und andere Sachen, und Ihr werdet uns nicht verbieten, nach ihnen zu suchen!“
„Well, ganz wie Ihr wollt! Verbieten werde ich es Euch freilich nicht; ich denke nur, daß Ihr Euch über das Fleisch, welches Ihr findet, wundern werdet!“
„Keine
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