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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir einen andern Tod für dich beschlossen: Du hast die beiden ‚Bären‘ getötet und sollst nun dafür auch von den Bären getötet werden. Liegt darin etwa eine Feigheit von unserer Seite?“
    „Darin nicht, aber in der Weise, in welcher ihr es ausführen wollt.“
    „Das ist keine Feigheit, sondern eine Milde gegen dich!“
    „Pshaw! Ihr getraut euch nicht in das ‚Tal der Bären‘ hinunter!“
    „Wahre deine Zunge, Hund! Ist es nicht ein großes Vertrauen, welches wir dir erweisen, indem wir dich zwei Tage lang früh allein fortgehen lassen und deinem Wort glauben, daß du abends wiederkommst?“
    „Wie verhält sich dieses Vertrauen zu den Worten, welche du vorhin über die Bleichgesichter gesprochen hast? Warum schenkt ihr mir diesen Glauben?“
    „Weil wir wissen, daß Old Surehand hält, was er versprochen hat. Er ist in dieser Beziehung ganz wie Old Firehand und Old Shatterhand.“
    „Kennst du diese beiden weißen Jäger?“
    „Ich habe keinen von ihnen gesehen; aber ich weiß, daß sie nie ihr Wort brechen würden. Ganz dasselbe weiß ich auch von dir. Ihr seid die einzigen Bleichgesichter, denen man Glauben und Vertrauen schenken kann, obgleich ihr wie alle Bleichgesichter doch Feinde der roten Männer seid. Glaubst du etwa, durch deine Reden unser Urteil über dich abändern zu können?“
    „Dies zu glauben, fällt mir gar nicht ein. Ich kenne euch nur zu genau!“
    „Du willst damit sagen, daß auch wir Wort zu halten verstehen. Es bleibt bei dem, was über dich beschlossen worden ist. Wir geben dich morgen früh, sobald es Tag geworden ist, frei, um in das ‚Tal der Bären‘ hinabzusteigen. Du bekommst dein Messer und dein Gewehr. Am Abend kommst du zurück und darfst am nächsten Morgen wieder gehen, um am Abend abermals hier einzutreffen. Hast du in diesen zwei Tagen vier Bären erlegt, deren Felle du bringst, so ist dir das Leben geschenkt.“
    „Das Leben, aber nicht die Freiheit?“
    „Nein. Die Freiheit bekommst du erst dann, wenn du mit uns reitest und eine unserer Töchter zur Squaw nimmst. Wir haben durch dich zwei tapfere Krieger verloren, und dafür sollst du ein Krieger unseres Stammes werden, wenn du nicht von den Bären aufgefressen wirst.“
    „Darauf gehe ich nicht ein; das habe ich euch schon wiederholt gesagt.“
    „Das wird sich finden. Wir werden dich zu zwingen wissen!“
    „Pshaw! Old Surehand läßt sich nicht zwingen!“
    „Diesmal doch! Ich gebe dir mein Wort. Du wärst nur dann nicht zu zwingen, wenn du dein Versprechen brächest und nicht wiederkämst. Wir wissen aber, daß dies nicht geschehen wird. Du wirst nur dann nicht zu uns zurückkehren, wenn die Tatzen und die Zähne der Bären dich zerrissen haben.“
    „Well! Ich werde nicht zerrissen und komme auf alle Fälle wieder. Hier grad am Waldesrand hin führt eine Schlucht in das ‚Bärental‘ hinunter; da werde ich meinen Weg hinab nehmen und auf demselben auch zurückkehren. Sollte ich aber doch nicht wiederkommen, werdet ihr da nach mir suchen?“
    „Nein. Kommst du nicht, so bist du tot und aufgefressen worden.“
    „Ich könnte aber doch auch nur verwundet sein!“
    „Nein. Ein Mensch, der so verwundet ist, daß er nicht gehen kann, muß unbedingt ein Fraß der wilden Tiere werden. Wir suchen also nicht!“
    „Sag doch die Wahrheit ehrlich heraus: Ihr fürchtet Euch vor den grauen Bären!“
    „Schweig! Sind wir nicht über fünfzig Krieger?! Es gibt keinen unter uns, der sich scheuen würde, den Grizzly allein anzugreifen. Woher soll die Furcht kommen, wenn wir so viele sind? Wir warten hier, ob du vier Felle bringst, für den ‚Jungen Bären‘ zwei und für den ‚Alten Bären‘ zwei. Kommst du lebend, ohne sie zu bringen, so wirst du erschossen; kommst du nicht, so bist du tot, und die beiden ‚Bären‘ sind gerächt. So wurde es beschlossen, und dabei wird es bleiben. Ich habe gesprochen. Howgh!“
    Er machte mit den Händen ein Zeichen, daß er nichts mehr hören wolle, und lehnte sich wieder an den Baum. Wir warteten noch über eine Viertelstunde, und als bis dahin keiner von ihnen den Mund wieder geöffnet hatte, wußten wir, daß nun nichts mehr zu erfahren sei, und verließen in der vorhin angegebenen Weise unsern Lauscherposten.
    Das Auslöschen unserer Spuren war nur dadurch möglich, daß die Utahs Feuer brennen hatten. Indem wir, tief am Boden liegend, gegen diese Feuer blickten, erhielten wir das dazu nötige Licht, und doch dauerte es wohl eine Stunde lang, ehe wir

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