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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht.“
    „Auch Winnetou läßt sich dadurch nicht abhalten, und wenn wir beide vorangehen, sind die andern sicher. Unsere Pferde würden die Nähe des Bären verkünden. Und gegen die Finsternis gibt es ein Mittel. Winnetou hat im obern Teil der Schlucht einen ganz dürren Tago-tsi (Harzbaum) stehen sehen, der uns Fackeln geben wird.“
    „Schön! Also wieder in das ‚Bärental‘ hinab?“
    „Ja. Was den Bär betrifft, so würden wir sein Nahen wegen dem Geräusch des Springs nicht hören können, doch werden unsere Augen desto offener sein.“
    „Und die Fährte, welche wir jetzt über den Park machen? Denn wir können uns nicht wieder an seinem Rand halten, sondern müssen ihn durchqueren.“
    „Winnetou wird sie mit seiner Decke auslöschen. Howgh!“
    Dieses Howgh besagte, daß wir mit unserer Beratung zu Ende seien, und wir gingen nun zu den Gefährten, um ihnen zu sagen, wen wir gesehen und was wir erfahren und hernach beschlossen hatten. Unsere Mitteilung brachte die von uns vorhergewußte Wirkung hervor, besonders bei denen, welche Old Surehand schon kannten, nämlich Apanatschka, Hammerdull und Holbers. Unser Bericht war ganz kurz gewesen; sie wollten ihn ausführlich haben; Winnetou wies sie mit den Worten zurück:
    „Meine Brüder mögen waren, bis wir mehr Zeit haben als jetzt. Es gilt vor allen Dingen, unsere Spuren hier an diesem Ort zu vernichten, und das erfordert eine lange Zeit.“
    Er machte sich mit Schahko Matto und Apanatschka an diese schwierige Arbeit, weil mir das Bücken Schwierigkeiten bereitete; dann stiegen wir auf und ritten quer über den Park hinüber und auf die Mündung der Schlucht zu, aus welcher wir heut gekommen waren. Wir ritten in Indianerreihe, und Winnetou machte den letzten, um mit seiner am Lasso hinter dem Pferde herschleifenden Decke die niedergetretenen Gräser wieder aufzurichten. An der Schlucht angelangt, stiegen wir ab, weil die Pferde nun geführt werden mußten.
    Winnetou ging jetzt voran, und ich machte den zweiten; die anderen folgten hinter uns. Des Bären wegen hielten wir die Gewehre schußfertig in den Händen. Oben auf der Höhe des Parkes war es der aufgegangenen Sterne wegen etwas heller als vorher; in der tief einschneidenden Schlucht aber herrschte eine Finsternis, daß ich Winnetous Pferd kaum sah, obgleich ich so nahe hinter demselben ging, daß ich seinen Schwanz fassen konnte. Hier bewährte sich der unvergleichliche Orts- und Spürsinn des Apachen wieder einmal glänzend, leider ohne daß dieser Glanz uns leuchtete.
    Es war trotz unserer an die Dunkelheit gewöhnten Augen ein sehr beschwerlicher Weg, der uns nur dadurch erleichtert wurde, daß wir, wie wir noch wußten, nicht zuweilen den Spring zu passieren hatten; sein Plätschern konnte uns stellenweise sogar als Führer dienen. Endlich, nach ziemlich langer Zeit, blieb Winnetou vorn halten und sagte:
    „Hier steht zu meiner linken Hand der dürre Tago-tsi. Meine Brüder mögen die Äste befühlen und diejenigen, welche viel Harz haben, zu Fackeln abschneiden! Ich werde indessen wegen des Grizzlybären wachsam sein.“
    Da ich dem Baum am nächsten stand, fand ich zuerst einen kienreichen Ast und schnitt ihn los. Als ich ihn angezündet hatte, ging das weitere leichter vonstatten. Bald war jeder mit einigen Fackeln versehen, und nun gingen wir weiter, die Zügel über den Arm gehängt, die Leuchte in der einen Hand und das Gewehr in der andern.
    Natürlich brachten wir abwärts viel, viel länger zu, als wir aufwärts gebraucht hatten. Es war eine außerordentlich phantastische Szene. Wir kamen an die Stelle, wo Winnetou die Bärenspur entdeckt hatte. Er leuchtete nieder; es waren keine neuen Eindrücke zu sehen. Wahrscheinlich behagte es dem alten Ephraim noch gut in seinem Lager, oder war dieses doch so weit entfernt, daß er uns weder sehen noch hören konnte; wir gelangten in das Tal hinab, ohne von ihm der geringsten Beachtung gewürdigt zu werden. Damit waren aber die Schwierigkeiten noch nicht überwunden, denn es mußte ein passender Lagerplatz für uns gefunden werden.
    Die Äste waren verbrannt, und wir befanden uns wieder ohne Leuchten; aber das Tal war ja breit, und so genügte uns der Schein der Sterne, uns zurechtzufinden. Wir konnten annehmen, daß wir die einzigen Menschen hier im Kui-erant-yuaw seien, und durften folglich auf die Vorsichtsmaßregeln verzichten, welche in der Nähe von Feinden geboten sind. Wir suchten also einen Lagerplatz nicht unter den Bäumen auf

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