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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Alle machten sich daran, nur Winnetou und ich nicht; wir sahen zu.
    „Uff!“ rief der Apache nach einer Weile, indem er aufsprang und hinaus in das Freie deutete. „Das Baby steht dort!“
    Das Feuer leuchtete weit zwischen den Felsen hinaus, und sein Schein zeigte uns einen jungen Bären, welcher bei den Büschen stand, von denen ich das Futter für die Pferde geholt hatte. Er hatte die Größe eines mittleren Kalbes, nur daß er dicker war.
    „Hurra, das Baby von dieser Lady!“ schrie Dick Hammerdull, indem er aufsprang und hinausrannte, auf den Bären zu.
    „Dick, Dick!“ rief ich ihm nach. „Faßt ihn nicht; faßt ihn nicht an! Das Tier ist viel gefährlicher, als ihr denkt!“
    „Unsinn, Unsinn! Ich hab ihn schon; ich hab ihn schon!“ schrie er zurück.
    Ja, er hatte ihn schon, der Bär aber auch ihn! Erst wollte er ihn nicht loslassen, und dann konnte er es nicht. Wie sie einander gepackt hatten, das sah man nicht; sie wälzten sich im Gras, und dabei brüllte der Dicke:
    „Woe to me! Help, Help! Das Vieh läßt mich nicht los!“
    Apanatschka flog, das Messer in der Hand, hinaus und auf die beiden wohlbeleibten Helden zu. Mit der linken Hand zwischen Mensch und Tier hineingreifend, holte er mit der rechten zum tödlichen Stich aus. Er mußte gut getroffen haben, denn wir sahen, daß der Bär liegenblieb, Hammerdull aber sich aufraffte, um ergrimmt zu rufen:
    „So eine Bestie! So ein unkultiviertes Viehzeug! Wollte es lebendig fangen, und richtet mich auf diese Weise zu! Habe meine ganze Kraft anwenden müssen, um nur seine Zähne von mir fernzuhalten! Dafür aber wird's gebraten und gegessen, ob's auch noch leibt und lebt!“
    Er brachte das ‚Baby‘ an einem Bein herbeigeschleppt. Apanatschkas Messer hatte gut getroffen, grad in das Herz. Hammerdull sah nicht zum besten aus. Sein Anzug war vielfach zerfetzt und sein Gesicht zerkratzt; er blutete an den Händen, und auch von den Beinen liefen die roten Tropfen. Dieser Anblick brachte seinen Busenfreund, den langen Holbers, ganz aus der Fassung. Anstatt in mitleidigen Ausdrücken, machte sich seine Liebe in zornigen Vorwürfen Luft:
    „Was hast du nur gemacht! Wie siehst du jetzt nur aus! Rennt der Kerl von hier fort, um einen Grizzly lebendig zu fangen! Solche Dummheit hat noch nie ein Mensch erlebt! Was mach ich nur mit dir? Du mußt doch den Verstand und noch viel mehr verloren haben! Denkst du denn nicht an deinen alten Holbers, der kein Blut von dir ersehen kann! Ist das deine Liebe zu mir, die du mir so oft gestanden hast? Machst du nicht durch solche Albernheiten dich und mich unglücklich durch und durch? Ist dir deine Haut dazu gewachsen, daß sie dir durch Bärenkrallen verschimpfiert werden soll? Was stehst du da und guckst mich an? Sprich! Rede! Gib Antwort, Menschenkind!“
    Hammerdull stand allerdings mit offenem Mund da und starrte seinem Liebling verwundert ins Gesicht. So eine lange Rede! Die Worte waren förmlich aus dem Mund heraus- und übereinander weggeflogen! Das konnte doch unmöglich der stille, ruhige, trockene Pitt Holbers sein! Hammerdull schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Pitt, alter Pitt, bist du's denn wirklich noch? Ich kenne dich doch gar nicht wieder! Du bist doch auf einmal ein Redner geworden, wie er im besten Buch nicht zu finden ist! Du bist ganz aus- und umgewechselt! Man hält es nicht für möglich! Hast du mich denn gar so lieb?“
    „Natürlich hab ich dich so lieb, Dummkopf! Was denn?! Mußt du mir denn das antun, daß du dich so zerkratzen lassest! Wie siehst du aus! Guck dich nur im Spiegel an! Ach so, es ist keiner da! Mit dir hat man nichts als Kummer, Sorge und Herzeleid! Und Freude? Pshaw! Freude kann man an dir gar nicht mehr erleben!“
    „Schimpf nicht so! Ob du Freude oder Herzeleid an mir erlebst, das bleibt sich gleich, das ist ganz egal, wenn du nur überhaupt etwas an mir erlebst! Wer denkt denn, daß ein solches Hündchen solche Kräfte hat!“
    „Hündchen! Ein Grizzly soll ein Hündchen sein! So, wie du hier stehst, kann ich dich nicht länger sehen. Die Augen tun mir weh vor lauter Gram und Kummer über dich! So ein altes, liebes, zerschundenes Gesicht! Komm, Dick, geh mit zum Wasser! Ich wasch dich ab!“
    Er faßte ihn am Arm und zog ihn fort, zum Creek, der gar nicht weit von uns vorüberfloß. Als sie wiederkamen, war der liebe Dicke abgespült; die Krallenrisse aber hatten nicht fortgewaschen werden können; auch war sein Anzug dadurch nicht ganz geworden.
    „Sieht

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