Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
aber nicht. Ist das gerecht?“
    „Allerdings nicht!“
    „Ihr habt weiter nichts versprochen, als zurückzukehren. Dieses Wort müßt Ihr halten, wie auch ich es halten würde. Mehr verlangen kann man und könnt auch Ihr selbst von Euch nicht. Es ist überhaupt jetzt nicht Zeit, uns mit diesen überflüssigen Dingen abzugeben. Ich bin überzeugt, daß es etwas gibt, was viel nötiger für Euch ist.“
    „Was?“
    „Das Essen.“
    „Da habt Ihr freilich recht“, antwortete er lächelnd. „Die Roten haben mich sehr kurz gehalten und mir in drei Tagen keinen Bissen gegeben.“
    „So eßt Euch zunächst tüchtig satt! Das Weitere wird sich finden.“
    Er bekam vorgelegt und aß mit einem Appetit, welcher allerdings auf ein dreitägiges Fasten schließen ließ. Ich hatte ihn dabei absichtlich so plaziert, daß ich den Gefährten, ohne daß er es hörte, eine Bemerkung zuflüstern konnte, die ich ihnen eigentlich schon hätte machen müssen, ehe ich fortritt, ihn zu holen. Ich sagte ihnen nämlich, daß sie die Worte Tibo taka, Tibo wete, Wawa Derrick und Myrtle-wreath ja nicht gegen ihn aussprechen sollten. Ich hatte meine Gründe dazu. Als ich diese Aufforderung auch an Apanatschka richtete, sah er mir mit einem ganz eigentümlichen, träumerisch forschenden Blick in das Gesicht, sagte aber nichts. Ging ihm jetzt vielleicht eine Ahnung dessen auf, was ich ganz allein zu wissen glaubte? Unmöglich war dies ja nicht!
    Wir hatten die Pferde jetzt freigelassen. Sie grasten am Wasser, und wir lagerten uns draußen vor den Felsen, um sie im Auge zu haben und vorkommendenfalls mit unsern Gewehren beschützen zu können. Nun wurde erzählt, persönliche Erlebnisse von den Anwesenden und Ereignisse, die uns alle interessierten, aber nichts, was für die Entwicklung der gegenwärtigen Verhältnisse von Bedeutung war, ausgenommen den Bericht Old Surehands, wie er in die Hände der Utahs gefallen war.
    Er hatte den ganzen, weiten Ritt allein gemacht und heut vor vier Tagen an einer Quelle gelagert, in deren Umgebung keine Menschenspur zu finden gewesen war. Sich darum sicher fühlend, war er eingeschlummert, aber plötzlich von zwei Roten, einem alten und einem jungen, die mit gezückten Messern neben ihm knieten, aufgeweckt worden. Er hatte, sie auf die Seiten werfend, sich emporgeschnellt und den Revolver gezogen; sie waren trotzdem wieder mit den Messern auf ihn eingedrungen, und so hatte er, um sich zu retten, sie niederschießen müssen. Im nächsten Augenblick aber war er von fünfzig weiteren Roten umgeben gewesen, welche ihn so umdrängten, daß er sich trotz seiner bedeutenden Körperkraft nicht wehren konnte. Der Revolver war ihm entrissen und er selbst dann niedergerungen und gebunden worden. Das weitere zu erzählen, war nicht notwendig; wir hatten es gestern droben im Lager der Utahs belauscht.
    Während dieser Unterhaltung verging die Zeit. Es wurde Mittag, und kurze Zeit darauf kam der Apache geritten. Er sprang vom Pferd und fragte mich:
    „Hat unser Bruder Surehand alles erfahren, was er für jetzt wissen muß?“
    „Ja, alles“, antwortete ich.
    „Will er diese zwei Bärenfelle nehmen?“
    „Ja.“
    „Wir werden noch zwei andere holen. Jetzt mögen mich meine Brüder Old Shatterhand und Apanatschka begleiten.“
    „Wohin?“
    „Das Lager des Bären zu finden, dessen Spur wir gestern gesehen haben.“
    Da fragte Dick Hammerdull schnell:
    „Und ich soll nicht mit?“
    „Nein.“
    „Warum?“
    „Die Schlucht ist eng, und überflüssige Männer würden nur im Wege sein.“
    „Dick Hammerdull ist niemals im Wege! Haltet Ihr mich für einen unnützen Kerl oder für einen Feigling, welcher die Flucht ergreift, sobald er nur die Nase eines Bären zu sehen bekommt?“
    „Nein; aber Dick Hammerdull besitzt zuviel Mut; er kann uns durch seine übergroße Tapferkeit leicht viel Schaden machen. Das Baby der alten Bärin hat ihm eine sehr gute Lehre gegeben.“
    „Ob Lehre oder ob nicht Lehre, das bleibt sich gleich, das ist sogar ganz egal; ich verspreche aber, daß ich sie sehr beherzigen werde!“
    Der kleine Kerl bat so eindringlich, daß Winnetou sich zu der Entscheidung erweichen ließ:
    „So mag mein dicker Bruder mitgehen; aber wenn er einen Fehler macht oder mir nicht gehorcht, nehme ich ihn nie wieder mit!“
    Holbers und Treskow fühlten sich dadurch, daß sie bleiben sollten, nicht beleidigt. Schahko Matto aber fragte mißmutig:
    „Glaubt Winnetou, daß der Häuptling der Osagen ganz

Weitere Kostenlose Bücher