09 - Old Surehand III
mir!“
„Ich komme von Jefferson City herauf.“
„Ah! Seid Ihr bei dem Bankier gewesen?“
„Ja.“
„Er sagte Euch, daß ich hier herauf bin?“
„Ja.“
„Und Ihr seid mir nach?“
„Natürlich! Jefferson City, Lebruns Weinstube in Topeka, Fenners Farm und so weiter! Ihr seht, daß ich genau unterrichtet bin.“
„Gott sei Dank! Gott sei Dank! Nun bin ich gerettet! Ihr ahnt natürlich nicht, was ich meine. Ihr müßt wissen, daß ich Gefangener bin!“
„Des Häuptlings Tusahga Saritsch!“
„Wie? Ihr wißt – – –?“ fragte er erstaunt.
„Heut und morgen entlassen auf Ehrenwort!“ fuhr ich lachend fort.
„Er weiß es wirklich, wirklich!“ rief er aus.
„Um vier Bärenfelle zu holen!“
„Aber – aber, Sir – – – sagt mir doch, wie Ihr das so wissen könnt!“
„Als Ihr gestern oben im Park bei dem Häuptling am Feuer saßet, haben wir drei Schritte von Euch in dem Farn gesteckt und Euch belauscht!“
„Mein Himmel! Hätte ich das gewußt!“
„Wir haben jedes Wort gehört. Es war unmöglich, Euch schon diese Nacht loszumachen; darum sind wir noch gestern abend trotz der Finsternis wieder in dieses Tal herab, um Euch hier zu erwarten. Wie freuen wir uns darüber, daß Ihr gekommen seid!“
„Ihr sagt ‚wir‘! Ihr sprecht nicht von Euch allein! Ist noch jemand da?“
„Ja.“
„Wer?“
„Kommt, ihn zu sehen!“
Ich führte ihn hinter die Sträucher. Als er Winnetou erblickte, stieß er einen Jauchzer aus und streckte ihm beide Hände entgegen. Der Apache drückte sie ihm in herzlichster Weise und bewillkommnete ihn:
„Winnetou ist froh in seiner Seele, seinen Bruder Old Surehand wiederzusehen. Wir glaubten, ihn erst droben im Park von San Louis erreichen zu können, freuen uns nun aber um so mehr, dem Häuptling der Capote-Utahs zeigen zu dürfen, daß fünfzig von seinen Kriegern nicht genügen, Old Surehand festzuhalten!“
„Ich habe mein Wort gegeben, wiederzukommen!“ warf Old Surehand vorsichtig ein. „Sie hätten mich ohne dasselbe nicht fortgelassen!“
„Wir wissen es. Old Surehand soll sein Wort nicht brechen, sondern zu ihnen zurückkehren. Dann aber werden Old Shatterhand und Winnetou auch zu den Utahs kommen und ihnen ein Wort sagen!“
„Ich muß bis morgen abend vier Grizzlyfelle bringen, sonst ist mein Leben verwirkt. Weiß das der Häuptling der Apachen auch?“
„Wir wissen es. Old Surehand wird die Felle bringen. Damit dies möglich werde, mag er mir erlauben, mich jetzt einstweilen zu entfernen!“
Er bestieg sein Pferd und ritt davon, ohne zu sagen, warum und wohin. Ich wußte es trotzdem: Er wollte nach Grizzlyspuren suchen.
„Wohin reitet er?“ fragte Old Surehand.
„Es gilt wahrscheinlich einer Überraschung für Euch, Mr. Surehand.“
„Welche?“
„Wenn ich es Euch sage, würde es doch wohl keine Überraschung sein.“
„Well. Müssen wir hier auf ihn warten?“
„Nein. Wir reiten auch fort. Er wird uns später wiederfinden.“
„Ich gehe natürlich von Herzen gern mit Euch, darf aber dabei nicht vergessen, daß meine Zeit sehr kostbar ist, ungeheuer kostbar.“
„Wegen der Bärenfelle?“
„Ja.“
„Das hat noch Zeit, viel Zeit. Bitte, Euch auf diesen Rotschimmel zu setzen!“
„Ihr habt drei Pferde. Ihr seid nicht allein? Ist noch jemand bei Euch.“
„Ja.“
„Wer?“
„Wartet noch eine Weile! Ich denke, daß Ihr Euch freuen werdet, wenn Ihr den Besitzer dieses Pferdes seht. Es ist auch ein Bekannter von Euch.“
Während Winnetou talaufwärts geritten war, wendeten wir uns wieder talab. Natürlich hatte Old Surehand sein Gewehr vorher von da geholt, wo es ihm vor Überraschung vorhin entfallen war. Er merkte, daß ihn noch eine solche erwartete, und unterließ es darum, Fragen auszusprechen, welche ich ihm doch nicht beantwortet hätte. Als wir uns dem Lagerplatz näherten, sah ich Hammerdull in der Nähe desselben stehen. Old Surehand bemerkte ihn auch, erkannte ihn und fragte mich:
„Ist das nicht der alte Dick Hammerdull, Mr. Shatterhand?“
„Ja“, antwortete ich.
„Da ist höchstwahrscheinlich auch sein zweites Ich Pitt Holbers bei Euch?“
„Natürlich! Diese beiden Toasts sind ja unzertrennlich voneinander.“
„Ah, so ist das die Überraschung, die ich haben sollte! Ich danke Euch!“
Ich ließ ihn bei dieser Meinung. Hammerdull kam uns entgegengelaufen, hielt das Pferd Old Surehands an, reichte ihm die Hand empor und rief:
„Welcome, Mr. Surehand, welcome
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