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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ahnten, einer Begegnung entgegenzureiten, die ich jetzt und hier in Kansas nicht für möglich gehalten hätte.
    Als wir den Lagerplatz verließen, stand die Sonne bereits am Horizont. In einer halben Stunde mußte es dunkel sein. Das konnte uns aber nicht stören; der Westmann ist es gewöhnt, keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht zu machen, und wenn er die nötige Übung besitzt, so dienen ihm selbst in mondloser Nacht die Sterne des Himmels als Wegweiser, die so untrüglich sind, daß er sich niemals irren kann. Wie der Mensch tausend und abertausend Gedanken denken könnte und lenken sollte, die ihm niemals in den Sinn kommen, so habe ich niemals auch den Gedanken aussprechen hören, wie für uns wunderbar es ist, daß jene Millionen Himmelslichter, welche Körper bedeuten, gegen die unsere Erde nur ein winziges Stäublein ist, uns doch als nie irrende Führer durch die pfadlosesten Gegenden und durch die irdischen Nächte dienen. Genauso wahr und ohne Falschheit ist auch der Fingerzeig, mit welchem sie den Blick des Sterblichen nach dem Jenseits lenken und die große, angstvolle Frage nach dem späteren Leben mit einem Glück und Ruhe bringenden Ja beantworten.
    Die Sonne sank; das Abendrot verglomm; die letzten matten Streifen der Dämmerung verschwanden wie sterbende Hoffnungen am Horizont. Glücklicherweise gibt es einen Osten, der uns Licht und Hoffnung wiederbringt! Es trat die erste, tiefe Dunkelheit des Abends ein, welche, weil noch kein Stern am Himmel steht, finsterer als die Nacht selber ist. Ein Städtebewohner hätte vom Pferd steigen und auf die Sterne warten müssen, wollte er nicht den Hals riskieren. Wir aber flogen im Galopp über die hier nicht mehr ‚rollende‘, sondern tischebene Prärie. Unsere geübten Augen waren scharf und diejenigen unserer Pferde noch schärfer. Einmal lief mein Rappe, ohne daß ich den Grund ersah, einen Bogen; ich ließ ihm den Willen, denn ich wußte wohl, daß er es nicht ohne Veranlassung tat. Wahrscheinlich flogen wir an einer Kolonie von Präriehunden vorüber. Diese Tiere wohnen oft zu Hunderten beisammen und unterhöhlen den Boden derart, daß jeder Reiter, welcher nicht will, daß sein Pferd die Beine bricht, einen Umweg machen muß. Der Klang der Hufe war ein harter; es gab kein Gras; wir befanden uns nun schon im westlichen Teil des Staates, welcher kahler, trockener und weniger fruchtbar als der östliche ist.
    Es gab keinen Baum und keinen sonstigen Gegenstand, der als Merkmal dienen konnte, und wenn es so etwas gegeben hätte, wir hätten es in dieser Finsternis nicht sehen können. In solcher Lage muß man sich nach jenem Sinn richten, der nur Lieblingen der Wildnis angeboren ist und den noch kein Gelehrter zu definieren vermochte. ‚Ortssinn‘ ist nicht bezeichnend genug dafür; ‚Orientierungssinn‘ kommt dem Wesen vielleicht schon näher. Ist es Instinkt? Wohl jenes geheimnisvolle, innerliche Schauen, welches den Wandervogel den geradesten Weg von Schweden nach Ägypten finden läßt? Ich weiß es nicht; aber sooft ich mich auf dieses verborgene, unbegreifliche Auge verlassen habe, wurde ich von ihm genau an das Ziel geführt.
    Dick Hammerdull verließ sich ganz auf mich. Er fragte mich einige Male, ob ich auch den richtigen Weg hier wisse; ich konnte ihm natürlich nichts anderes antworten, als daß es in dieser unbewohnten Gegend gar keine Wege gebe; also konnte ich weder auf dem richtigen, noch auf einem falschen sein. Er klagte in seiner drolligen Weise:
    „Jagt doch nicht so, Mr. Shatterhand! Wollen langsamer reiten! Es ist doch grad, als ob wir durch eine umgestürzte, meilenlange Feueresse galoppierten. Mein Hals ist auch was wert, und wenn ich mit dem Pferd stürze und ihn mir zerbreche, so habe ich keinen zweiten. Haben wir denn gar so große Eile, Sir?“
    „Allerdings.“
    „Warum?“
    „Weil wir noch lange vor dem Morgenlicht das Wara-tu erreichen müssen. Dieser Ort liegt nämlich in einer ziemlich weiten, offenen Ebene. Bei Tag würden die Osagen uns also kommen sehen.“
    „Ob sie uns sehen oder nicht, das bleibt sich ganz egal; aber beeilen müssen wir uns da allerdings, denn wenn sie uns bemerken, so haben wir den weiten Ritt umsonst gemacht. Pitt Holbers, altes Coon, denkst du –“
    Ich lachte laut auf. Er hielt mitten in seinem Fragesatz inne und lachte mit. Er war es so gewöhnt, seinen alten Pitt zu Rat zu ziehen, daß er jetzt die bewußte Frage an den leider Abwesenden hatte richten wollen.
    Später erschien

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