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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Stern und noch einer; zu diesen zweien gesellten sich mehr und immer mehr, bis wir den schönsten Astralhimmel über uns hatten und also aus Dick Hammerdulls ‚meilenlanger Feueresse‘ herausgekommen waren. Nun ritt es sich freilich besser als vorher, und das war sehr gut, denn das Terrain war, ohne besonders Wellen zu zeigen, ‚faltig‘ geworden, wie der Militärausdruck lautet. Es gab zahlreiche Senkungen, welche so unregelmäßig verliefen, daß wir, immer die gerade Richtung einhaltend, ihnen bald folgen und bald sie durchqueren mußten. Das war natürlich anstrengend für unsere Tiere; aber sie hatten sich einen ganzen Tag lang ausgeruht; meinem Hatatitla war nichts anzumerken, und Hammerdulls Stute lief so beharrlich neben her, als ob sie der Seitenschatten meines Hengstes sei. Natürlich ließen wir die Tiere auch zuweilen langsam gehen, und einmal, als wir an ein Wasser kamen, durften sie trinken, doch ritten wir durchschnittlich so schnell, daß Holbers und Treskows Pferde gewiß zurückgeblieben wären.
    So ging Mitternacht vorüber, und die Sterne verschwanden, nicht weil es Zeit für sie gewesen wäre, unterzugehen, sondern weil sich der Himmel mit Wolken bedeckte, welche ihn ganz umzogen und immer dichter wurden. Es bereitete sich ein Gewitter vor.
    „Das hat noch gefehlt!“ zürnte Hammerdull. „Es wird wieder schwarz um uns, schwärzer als vorher. Ich schlage vor, hier anzuhalten und uns niederzusetzen!“
    „Warum?“
    „Nun, wird der Name Wara-tu nicht mit ‚Regenwasser‘ übersetzt?“
    „Allerdings.“
    „Gut! Warum also weiterreiten? Wenn wir uns hier mitten in die alte Prärie setzen und einige Zeit warten, bekommen wir so viel Regenwasser, wie wir uns nur wünschen können.“
    „Macht keine dummen Witze! Mögt Ihr über diesen Umschlag des Wetters räsonieren, mir kommt es sehr gelegen.“
    „Das begreife, wer da will!“
    „Seht Ihr denn nicht ein, daß es uns bei dieser Finsternis viel leichter wird, an die Osagen zu kommen, als wenn es noch so sternenhell wie vorhin wäre?“
    „Hm, ja; daran habe ich nicht gedacht. Ihr habt sehr recht, vorausgesetzt, daß Ihr Euch trotz der Dunkelheit zutraut, das Wara-tu überhaupt zu finden.“
    „Noch eine gute halbe Stunde, so haben wir es.“
    „Schon? Es muß doch weiter sein!“
    „Warum?“
    „Schahko Matto wollte doch am Abend fortreiten und seine Krieger erst am nächsten Mittag bringen.“
    „Es stimmt dennoch. Die Stelle, wo wir lagerten, liegt von hier aus eine Stunde näher als der ‚Baum der Lanze‘. Der Osage hätte nicht sofort nach seiner Ankunft bei dem Wara-tu wieder aufbrechen können; er mußte wenigstens eine halbe Stunde dort verweilen. Und sodann hätte er mit den schlechteren Pferden seiner Leute den Rückweg nicht so rasch zurücklegen können wie den Hinweg auf seinem schnellen Dunkelbraunen. Das alles hat er in Berechnung gezogen, als er Old Wabble sagte, wie lange er ausbleiben würde. Nehmt dazu, wie wir beide geritten oder vielmehr gejagt sind, so werdet Ihr Euch nicht wundern, wenn ich Euch sage, daß wir nur noch zwei Meilen haben, bis wir am Ziel sind.“
    „Well – wenn wir es finden und bei dieser ägyptischen Sonnen-, Mond- und Sternenfinsternis nicht darüber hinausreiten!“
    „Habt keine Sorge, lieber Dick! Ich kenne mich hier aus.“
    „Ob Ihr Euch auskennt oder nicht, daß ist ganz einerlei, das ist sogar ganz egal, wenn Ihr Euch nur zurechtfindet!“
    Ich sprach zu ihm mit großer Sicherheit; es mußte sich bald zeigen, ob ich mir nicht zu viel zugetraut hatte. Es galt, ein langgestrecktes, breites, muldenförmiges Tal zu durchqueren; wenn wir nicht auf dasselbe trafen, hatten wir uns verritten. Schon wollte ein Zweifel in mir aufsteigen, da begann der Boden sich ziemlich rasch zu senken. Wir stiegen ab und führten, der Senkung folgend, unsere Pferde. Unten angekommen, setzten wir uns wieder auf, ritten quer über die Mulde und dann drüben die Lehne hinauf. Nun konnte ich in frohem Ton sagen:
    „Wir sind so genau und richtig geritten, als ob wir den hellsten Sonnenschein hätten. Jetzt noch fünf Minuten lang Galopp über eine glatte, ununterbrochene Ebene, und wir stoßen mit der Nase grad an das Wara-tu.“
    „Bitte, nehmt die Eurige dazu, Sir! Ich habe meine Nase zu ganz andern Zwecken im Gesicht. Übrigens freue auch ich mich unendlich, daß wir bei diesem Mangel aller Laternen nicht an den Nordpol geraten sind. Es gibt Gebüsch am Wara-tu?“
    „Viel, und sogar einige

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