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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bäume.“
    „Reiten wir ganz hinan?“
    „Um diese Frage beantworten zu können, muß ich es rekognoszieren. Wenn es nicht so finster wäre, hätte ich Euch mit den Pferden da hinter uns in der Talmulde lassen und mich allein mühsam anschleichen müssen. Ihr seht, wie gut für uns das Gewitter ist, welches den Himmel ganz bedeckt hat und nun bald losbrechen wird. Es ist, als ob es sich bloß wegen uns zusammengezogen hätte. Reiten wir jetzt langsamer; wir müssen nun sehr vorsichtig sein!“
    Wir zügelten unsere Pferde und waren dann kaum noch eine Minute weitergeritten, so zuckte grad vor uns ein Wetterleuchten über den Horizont, bei welchem wir ein scheinbar lang gezogenes Buschwerk sahen, dem wir uns auf vielleicht fünfhundert Schritte genähert hatten.
    „Wir sind am Ziel“, sagte ich, indem ich aus dem Sattel stieg. „Die Pferde mögen sich legen. Ihr bleibt bei ihnen zurück und nehmt hier meine Gewehre.“
    „Wollen wir ein Zeichen verabreden, oder werdet Ihr mich sicher finden, Sir?“ erkundigte sich Hammerdull.
    „Habe ich das Wara-tu gefunden, so finde ich Euch auch. Ihr seid ja dick genug!“
    „Jetzt macht Ihr die schlechten Witze, Mr. Shatterhand. Nun habt Ihr das schöne Wara-tu vor Euch. Stoßt mit der Nase an!“
    Ich gab meinem Pferd mit der Hand das Zeichen, sich zu legen; es gehorchte, ebenso die Stute Hammerdulls. Dann schritt ich vorsichtig auf die Büsche zu.
    Man denke sich eine schüsselförmige, mit Wasser ziemlich gefüllte Vertiefung von vielleicht fünfzig Meter Durchmesser, rings von teils dicht, teils einzeln stehenden Sträuchern umgeben, aber zwischen dem Wasser und dem Gesträuch einen ziemlich breiten, buschfreien Ring, der sich aus lauter muschelartigen Eindrücken zusammensetzte, welche durch das Wälzen wilder Büffel entstanden waren. Diese Tiere pflegen sich instinktmäßig im weichen Boden zu wälzen, um sich mit einer schlammigen Kruste zu bedecken, die ihnen Schutz vor mancherlei Insekten bietet. Das war das Wara-tu, welches ich jetzt zu umschleichen hatte. Umschleichen? Nein; dazu sollte es gar nicht kommen.
    Ich erreichte die ersten Büsche mit Leichtigkeit und – roch und hörte zugleich links von mir Pferde. Mich niederduckend, wandte ich mich nach dieser Richtung, denn es ist in solchen Fällen stets geraten, sich auch um die Pferde der Feinde zu bekümmern. Sie waren alle angehobbelt, außer einem, welches an zwei in die Erde getriebenen Pflöcken hing. Hinter den Büschen brannten mehrere Feuer, deren Schein in der Weise durch eine Strauchöffnung drang, daß er dieses Pferd traf. Dies genügte, mir seinen Bau zu zeigen. Es war ein edler, sehr dunkler Rotschimmel, dessen prächtige Mähne so in Knoten und immer kleiner werdende Knötchen geknüpft war, wie ich es bei den Naiini-Komantschen gesehen hatte. Wie kamen die Osagen zu dieser Art und Weise einer Mähnenzierde? Doch war das jetzt Nebensache; wichtiger fand ich den Umstand, daß keine einzige Wache bei den Pferden war. Diese Indsmen mußten sich ungeheuer sicher fühlen! Ich kehrte, um dem Feuerschein auszuweichen, einige Schritte zurück, legte mich auf die Erde nieder und schob mich dann in das Gebüsch hinein.
    Es kommt zuweilen vor, daß einem etwas, was man für sehr schwierig gehalten hat und was auch wirklich schwierig ist, durch das Zusammentreffen günstiger Umstände sehr leicht gemacht wird. So war es heut hier am Wara-tu. Kaum in das Buschwerk eingedrungen, sah ich die ganze Szene bis auf das Kleinste deutlich vor mir liegen.
    Von vier großen Feuern hell beleuchtet, hatten sich wohl über zweihundert Osagen auf dem erwähnten, freien Ring rund um das Wasser gelagert und sahen mit großer Spannung sechs Kriegern zu, welche soeben begonnen hatten, den Büffeltanz aufzuführen. Indem ich meine Augen rundum gleiten ließ, blieb es an einem der wenigen hier stehenden Bäume haften, an welchem ein nicht im Gesicht bemalter Indianer lehnte. Er war angebunden, also Gefangener. Sein Gesicht war hell beleuchtet; ich erschrak als ich es sah, aber mehr in freudiger als in entgegengesetzter Weise. Dieses Gesicht kannte ich genau, sogar sehr genau; es war ein mir sehr liebgewordenes. Und nun konnte ich mir auch die Anwesenheit des Pferdes mit der fremdgeknüpften Mähne erklären: der Rotschimmel gehörte dem Gefangenen. Diese hohe, breite, volle Gestalt, dieser markige und doch so leichtbewegliche Gliederbau, dieses kaukasisch gemeißelte Gesicht mit der stolzen, selbstbewußten Ruhe in den

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