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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit den Händen zu greifen, und soviel und blendend hell es blitzte, war das für die Orientierung doch nicht günstig, sondern erschwerend, weil der plötzliche Wechsel zwischen tiefer Finsternis und grellem Licht das Auge angreift und der Blitz dann die Gegenstände nicht wahr erscheinen läßt. Und dieser suppendicke Regen hielt über zwei Stunden an. Es war da ganz unmöglich, eine Unterhaltung zu führen; wir mußten uns auf die allernötigsten Zurufe beschränken.
    Da brauchte ich freilich nicht zu befürchten, daß Apanatschka mich eher erkennen werde, als es in meiner Absicht lag, zumal ich einen ganz andern Anzug trug als zur Zeit, in welcher er mich kennenlernte, und die sehr breite Krempe meines Hutes so weit heruntergeschlagen hatte, daß ich ganz verstellt sein mußte.
    Endlich, endlich hörte der Regen auf; aber die Wolken wichen noch nicht, und es blieb so dunkel wie vorher. Ich trieb mein Pferd an, um vorzeitigen Erkundigungen zu entgehen, und so kam es, daß Apanatschka sich an Dick Hammerdull machte. Sie unterhielten sich. Ich hatte nicht vor, auf ihre Reden zu achten, fing aber doch einige Ausdrücke des Dicken auf, welche mein Interesse erregten. Darum ließ ich meinen Schwarzen jetzt weniger ausgreifen und horchte hinter mich, doch ohne dies durch meine Haltung zu verraten. Apanatschka bediente sich des zwischen Weißen und Roten gebräuchlichen Idioms, welches aus englischen, spanischen und indianischen Wörtern zusammengesetzt ist und von jedem guten Westmann verstanden und gesprochen wird. Er schien eben erst gefragt zu haben, was ich sei, denn ich hörte den Dicken antworten:
    „Ein Player (Schauspieler) ist er, weiter nichts.“
    „Was ist das, ein Player?“
    „Ein Mann, der überall herumzieht und Bären- oder Büffeltänze tanzt, wie du vorhin von den Osagen gesehen hast.“
    „Uff! Die Bleichgesichter sind doch sonderbare Leute. Die roten Männer sind zu stolz, für andere zu tanzen. Willst du mir sagen, wie sein Name ist?“
    „Er heißt Kattapattamattafattagattalattarattascha.“
    „Uff, uff, uff! Ich werde ihn sehr oft hören müssen, ehe ich ihn nachsprechen kann. Warum spricht das gute Bleichgesicht, welches mich gerettet hat, nicht mit uns.“
    „Weil er nicht hören kann, was wir ihm sagen.“
    „Ist er taub?“
    „Vollständig taub!“
    „Das tut meinem Herzen leid, weil er den Dank nicht hören kann, den Apanatschka ihm bringen möchte. Hat er eine Squaw, und hat er Kinder?“
    „Er hat zwölf Squaws, denn jeder Player muß zwölf Frauen haben, und zweimal zwanzig Söhne und Töchter, die auch alle taub sind und nicht hören.“
    „Uff, uff! So kann er mit seinen Frauen und Kindern nur durch Zeichen sprechen?“
    „Ja.“
    „So muß er zehnmal zehn und noch viel mehr verschiedene Zeichen haben! Wer soll sich diese alle merken! Er muß ein sehr mutiger Mann sein, daß er sich in die Wildnis wagt, ohne hören zu können, denn die Gefahren, welche es hier gibt, werden doppelt groß, wenn man sich nur auf seine Augen verlassen muß.“
    Ob Dick Hammerdull, indem er mich für taub ausgab, irgendeine bestimmte, lustige Absicht hegte, oder ob ihm diese Behauptung ohne bestimmten Grund auf die Lippe gekommen war, das ‚blieb sich ganz egal‘, wie er sich auszudrücken pflegte, denn es trat jetzt ein Umstand ein, durch welchen seine Unwahrheit offenbar wurde. Es kam mir nämlich trotz des Geräusches, welches durch die Schritte unserer Pferde verursacht wurde, so vor, als ob ich vor uns Hufschlag hörte. Ich hielt sofort an und gebot dem Dicken und Apanatschka, natürlich mit leiser Stimme, ihre Pferde auch zu zügeln. Ja, ich hatte recht gehört: Es gab einen Reiter, welcher sich uns näherte, doch ohne gerade und direkt auf uns zuzukommen. Da entstand die Frage, ob wir ihn vorüberlassen sollten oder nicht. Ich war aus naheliegenden Gründen geneigt, anzunehmen, daß es ein Osage sei. Wenn ich mich da nicht täuschte, so konnte er uns als Bote zwischen uns und seinen Kriegern nützlich sein, da diese doch erfahren mußten, daß wir ihren Häuptling ergriffen hatten, und so beschloß ich, ihn gefangenzunehmen.
    „Bleibt hier, und haltet mein Pferd und meine Gewehre“, raunte ich den beiden zu, indem ich abstieg und Apanatschka meinen Schwarzen und Hammerdull die Gewehre gab. Dann eilte ich nach links hinüber, wo ich, wenn mich mein Gehör nicht täuschte, auf den Nahenden treffen mußte. Er kam; ich duckte mich nieder, ließ ihn soweit vorüber, daß ich einen Anlauf

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