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0900 - LAIRE

Titel: 0900 - LAIRE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte kaum Heimweh nach Gleybol, er fühlte sich hier auf Bostell mindestens genauso wohl. Die unberührte Natur des Mondes Bostell bot immer wieder Möglichkeiten zu Abenteuern und Entdeckungen. Pentergalls Gedanken wurden unterbrochen, denn in diesem Augenblick hatten ihn einige Wynger entdeckt und machten ihre Artgenossen durch bewundernde Zurufe auf den Jungen aufmerksam.
    Pentergall stand stolz da, förmlich von Vögeln zugedeckt. Die Arimäer waren die schönsten Vögel, die es auf Bostell gab, und Pentergall war von Anfang an entschlossen gewesen, zu ihnen in Beziehung zu treten. Dutzende von Wyngern begannen ihn zu umringen, bis sie eine Gasse bildeten, durch die seine Nährmutter Baldana auf ihn zutrat.
    Sie hatte den Kopf erhoben und zeigte ihre Freude nicht.
    „Pentergall", sagte sie mit sanfter Stimme, „ich wußte, daß du es Tages schaffen würdest."
    Er errötete, denn ihre Worte erinnerten ihn an all die Fehlschläge, die er seither erlitten hatte. Seine Artgenossen hatten ihn wegen seiner Mißerfolge gehänselt. Vögel waren für die Wynger ein Doppelsymbol, sie symbolisierten Freiheit und den uralten Traum der Wynger vom Fliegen. Je enger die Beziehung eines Wynger zu den Vögeln war, desto näher war er der Freiheit, desto stärker entwickelt sein Gefühl für das Losgelöstsein vom Boden.
    Gewiß, es war eine uralte Religion, aber sie durchdrang die wyngerische Zivilisation mit ungebrochener Intensität.
    Pentergall hörte auf, sich auf die Arimäer zu konzentrieren, und sie stoben als farbensprühende Federwolke davon. Die Wynger verliefen sich wieder, die Kunde von Pentergalls Erfolg machte schnell die Runde, und einige improvisierte Feiern begannen.
    Dies war nicht die erste Expedition nach Bostell, so daß die Sorglosigkeit der Wynger durchaus verständlich war. Man wußte, wie es auf diesem Mond aussah. Hier gab es keinerlei Gefahren. Baldana war als einzige bei Pentergall geblieben.
    „Ich hatte schon befürchtet, daß du es nie schaffen würdest", gestand sie leise und strafte damit ihre vor den anderen ausgesprochene Behauptung Lügen.
    Er hockte sich auf ein Ausrüstungspaket und schlug die Heine übereinander.
    „Wahrscheinlich habe ich so lange gebraucht, weil ich nicht an die alten Mythen glauben kann", sagte er nachdenklich. „Ich liege oft lange wach und denke nach."
    „Ich weiß, daß du grübelst", erwiderte Baldana besorgt. Kommandant Kerpron von den Doprern hat mich deshalb schon angesprochen. Er meint, daß dir dieser Wesenszug zum Nachteil gereichen könnte."
    „Ist es ein Verbrechen, wenn man nachdenkt?"
    „Im Gegenteil! Lediglich, wenn unsere Herkunft und unsere Bestimmung Gegenstand deiner Überlegungen ist, wird es gefährlich."
    Pentergall lachte laut auf.
    „Kerpron kann mich nicht daran hindern, über den Sinn meines Daseins nachzudenken", sagte er. „Ich wette, er macht sich mehr Gedanken als ich."
    „Dafür sind die Doprer da!"
    Pentergall antwortete ihr nicht, denn er wußte genau, daß die Diskussion früher oder später in einen handfesten Streit ausarten würde, wenn er sie jetzt nicht beendete.
    Baldana war einfach zu konservativ. Pentergall fragte sich, warum die meisten Wynger mit den alten Mythen als Erklärung für ihr eigenes Leben zufrieden waren. Diese Geschichten waren voller Widersprüche, einige davon sprachen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Hohn. Trotzdem klammerten sich die Wynger daran. Wahrscheinlich in Ermangelung eines geeigneten Ersatzes, dachte der junge Mann sarkastisch. Er sagte Baldana, daß er sich noch ein wenig in der Umgebung umsehen würde, und verließ das Lager. Als er die ersten Büsche erreicht hatte, geschah es.
    Am Himmel über Bostell begann es zu leuchten. Pentergall blieb wie angewurzelt stehen und starrte nach oben. Aus der Richtung des Lagers erschallten Rufe des Schreckens.
    Das Licht am Himmel breitete sich aus wie ein Flächenbrand, es wurde so intensiv, daß es die Sonne, Välgerspäre und die am Himmel stehenden Monde überstrahlte.
    Pentergalls Herz begann heftig zu schlagen. Er hatte so etwas noch nie erlebt. Doch schon nach wenigen Augenblicken hatte er sich wieder unter Kontrolle und überlegte, ob es für dieses Ereignis nicht eine wissenschaftliche Erklärung gab. Die Konstellationen zwischen Välgerspäre und seinen siebenundvierzig Monden waren derart kompliziert, daß es zu den eigenartigsten Lichterscheinungen kam. Auch dieses Phänomen konnte ein Naturereignis sein, das die Wynger noch nicht

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