0901 - Aibons Hexenfalle
recht, was sie von der nahen Vergangenheit halten sollten.
Ich hielt mich zurück und suchte nach Schleichwegen, die mich in die Nähe der Kirche brachten, wo mich heftiges Glockengeläut empfing und nicht wenige Menschen dem Gotteshaus zustrebten, um zu danken.
Die Bewohner waren gerettet. Sie konnten von einem Erlebnis berichten, das sie nicht richtig begriffen hatten. Denn wer glaubte schon an einen alten Druidenzauber oder an das Land Aibon?
Selbst Brian Britton nicht, den ich völlig aufgelöst vorfand.
»John, verdammt noch mal, wir haben es geschafft!« Er schlug mir auf beide Schultern. »Wir haben es geschafft! Nein, nicht wir, du hast es geschafft, du allein.« Er holte hastig Luft. »Als ich dich in diesem verfluchten Netz sah, ich hatte mir einen Feldstecher geliehen, da habe ich für dein Leben keinen Pfifferling mehr gegeben, ehrlich.«
»Ich auch nicht, Brian.«
»Und wie bist du trotzdem davongekommen?« Er ballte eine Hand zur Faust. »Wie hast du es geschafft?«
»Ich?«
»Ja, wer sonst?«
»Nein, nicht ich habe es geschafft, Brian. Bei mir brauchst du dich nicht zu bedanken, sondern bei einem rothaarigen Flötenspieler.«
»Bitte?« Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. »Machst du Witze?«
Es hatte keinen Sinn, ihm etwas erklären zu wollen. »Vielleicht«, sagte ich. »Vielleicht mache ich Witze. Komm, wir haben noch genug zu tun. Vielleicht sollten wir sogar davon ausgehen, daß die Menschen von Carlow einer Massensuggestion zum Opfer gefallen sind, aber das macht die Toten auch nicht wieder lebendig.«
»Da hast du recht.«
Ich wollte nur telefonieren. Hier mußten höhere Stellen eingesetzt werden. Ich war ein Mann der Praxis und nicht der polizeilichen Diplomatie. Und als Praktiker reagierte ich auch so, denn ich steuerte den nächsten Pub an, um mir ein Bier und einen anständigen Whisky zu gönnen.
Beides würde ich auf meinen Freund, den Roten Ryan, trinken…
ENDE
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