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0902 - Das Erbe der Hölle

0902 - Das Erbe der Hölle

Titel: 0902 - Das Erbe der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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überließen die höllischen Majestäten die zwei wichtigsten Höllenämter lieber Dämonen wie der machtgierigen aber unfähigen Stygia. Denn die konnten dann vorgeschoben werden und bei Bedarf als Sündenbock dienen, wenn etwas gründlich schief lief. Der letzte, den die Erzdämonen auf diese perfide Art und Weise ausgenutzt und dann abgeschossen hatten, war Leonardo de Montagne gewesen, der sich eine Zeitlang als Fürst der Finsternis ausgetobt hatte.
    Wer aber wird dann Fürst der Finsternis, wenn Stygia tatsächlich aufsteigt? Asmodis wird wohl nicht mehr zurückkommen. Er hat der Hölle für immer den Rücken gekehrt. Ich kann mir momentan keinen vorstellen. Vielleicht wird's ja dann jemand von Stygias Gnaden. Natürlich. Sie wird niemanden dulden, der ihr gewachsen ist und Probleme machen könnte…
    So in Gedanken versunken, passierte Mehandor Satans Finger. Die mächtige Felsnadel ragte wie ein mahnender Finger in den hier tief schwarzen Himmel, dessen Horizont von einem roten Schimmer überzogen war. In diesem wurden die Silhouetten hoher Lavaberge sichtbar, aus denen pure Säure spritzte. Ein atemberaubender Anblick, der ihm noch bis vor kurzem verwehrt gewesen wäre. Denn hinter Satans Finger hatte sich verbotenes Gebiet erstreckt: Lucifuge Rofocales Badesee. Keinem anderen Dämon war es erlaubt gewesen, diesen wunderbaren Lebensborn, diese Perle der Schwefelklüfte, zu betreten. Er wäre sofort in den Flammenfallen aufgegangen, die Lucifuge Rofocale flächendeckend platziert hatte. Nun aber war der Ministerpräsident wohl im ewigen Oronthos. Und mit ihm hoffentlich die Fallen. Mehandor hoffte zudem, dass er der erste war, der den legendären Badesee zu sehen bekam. Dann würde er den anderen Irrwischen etwas zu erzählen haben und wenigstens unter diesen ein Held sein.
    Mehandor flog weiter. Und erstarrte gleich darauf voller Ehrfurcht. Tief unten, in die Felsen eingebettet, erstreckte sich ein riesiger Lavasee, über dem ausgedehnte Dampfwolken hingen. Die orangegelbe Masse bewegte sich so träge wie Quecksilber, es brodelte und blubberte darin, immer wieder schossen Fontänen viele Meter hoch und fielen, in viele tausend kleine Tröpfchen zerteilt, langsam zurück. Mächtige Tiere, die entfernt an Delphine mit Stierkopf erinnerten, sprangen nach den Fontänen und verschwanden gleich darauf wieder in der Lava.
    Der Irrwisch gab sich einen Ruck. Er entsandte seine Projektion direkt über den See, um zu testen, ob er sich nicht doch geirrt hatte. Nein. Die Fallen existierten definitiv nicht mehr.
    Oder? Todesangst durchraste Mehandor. Nicht wegen des riesigen Dämons, der aus dem Wasser sprang und seine Projektion verschluckte. Sondern wegen des grellen gelben Flimmerns, das plötzlich in den Dämpfen über dem See erschien.
    Eine Gestalt materialisierte. Ein… Mensch?
    Das Flimmern erlosch. Der Mann fiel in die Lava. Es zischte, eine kleine Fontäne stieg hoch.
    Mehandor entspannte sich wieder. So ein Pech aber auch. Wer immer das war, der Kerl ist zweifellos weg vom Fenster…
    Doch der Mann stieg unversehrt aus den Fluten! Ohne Kratzer und mit nach wie vor intakter Bekleidung hievte er sich ans steinige Ufer. Als Mehandor in das Gesicht des Fremden sah, graute ihm. Wie von Furien gehetzt flog er davon.
    Etwas Schlimmes passierte gerade! Er musste die Erzdämonen warnen! Sonst waren sie in Kürze alle tot.
    Alle!
    ***
    Asmodis' Erinnerungen
    »Du wirst von meiner Schönheit geblendet, Asmodis?«
    »Ja, Herr. Ich… ich ertrage deinen wahren Anblick kaum. Und ich weiß nicht, ob ich es jemals gewollt habe, dir von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.« Der Fürst der Finsternis schlug die Augen nieder. »Es ist ein großes Privileg für mich, zweifellos. Aber ich wäre auch mit der Projektion des riesigen Gesichts zufrieden gewesen, das du einst meinem Bruder Merlin und mir sandtest.«
    LUZIFER hob den Kopf. Die Locken seines Kopfes schienen ein Eigenleben zu bekommen. Wie aggressive Schlangen zuckten sie auf die angsterfüllte Kreatur, die nun so gar nichts mehr von der Würde eines Fürsten der Finsternis ausstrahlte, zu.
    Der KAISER lachte leise. »Es ist nötig, Asmodis, dass du mich in meiner wahren Gestalt siehst. Denn nur so wirst du die Dinge, die du nun zu hören und zu sehen bekommst, einigermaßen begreifen können. Damit verlange ich dir noch wesentlich mehr an Leidensfähigkeit ab, denn dieses Wissen wird dich nicht nur in dunklen Stunden fast erdrücken. Aber ich weiß auch, dass du

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