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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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»Können wir ihn mitnehmen oder hältst du ihn noch für gefährlich?«
    »Das Amulett reagiert nicht mehr auf ihn. Die Symbole sind nicht mehr rot, sondern schwarz. Und sie bewegen sich auch nicht mehr. Auf mich wirkt der Kelch jetzt… nun ja, wie ein normaler Kelch eben. Ich glaube nicht, dass er noch gefährlich ist.«
    »Gut!«, sagte Robin und schüttelte Zamorra die Hand. »Ich melde mich bei dir, wenn ich etwas Neues weiß«
    »Dito«, erwiderte Zamorra.
    Als er die Eingangshalle durchquerte, schob sich das Gesicht von Valerie, dem Küchenmädchen, aus einer der Türen und schenkte ihm ein Lächeln. Zamorra nickte und winkte ihr zu, dann verließ er die Villa. Mit Entzücken stellte er fest, dass es aufgehört hatte zu regnen. An einigen Stellen spähte sogar schon das Blau des Himmels zwischen den finsteren Wolken hindurch.
    Er steuerte seinen BMW über die gewundene Straße durch den Park zum Tor des Anwesens. Dort sah er den Polizisten wieder, der grimmige Blicke in die Gegend feuerte und dadurch dafür sorgte, dass keine Unbefugten das Gelände betraten. Sein Gesicht war noch immer wolkenverhangen und zeigte keine Spur von blauem Himmel. Dennoch lächelte und winkte Zamorra auch ihm zu.
    Vor dem Tor standen inzwischen einige Fotografen, Reporter und Kameramänner. Wie schnell es sich doch herumsprach, wenn etwas Schreckliches geschehen war! Natürlich gab es auch die unvermeidlichen Schaulustigen, die die Hälse reckten und sich beinahe die Köpfe auskugelten, um wenigstens einen kleinen Fetzen der Sensation zu erhaschen. Morbides Pack!
    Da fiel Zamorras Blick durch das Fenster auf der Beifahrerseite auf eine Gestalt, die so gar nicht zu den anderen Leuten passen wollte. Es war ein hageres Männlein, dessen viel zu weiter, nasser Parka am dürren Körper hing wie ein Sack. Ein Clochard! Die geschwollene, schiefe Nase sah ganz eindeutig gebrochen aus. Auch die Oberlippe war geschwollen. Der Kerl wirkte, als hätte er sich gerade von einer zünftigen Schlägerei loseisen können, um hier dabei sein zu dürfen! Im Gegensatz zu den anderen Schaulustigen glotzte er aber nicht in Richtung der Villa, sondern sah in Zamorras BMW und dem Professor direkt in die Augen. Und dann nickte er ihm sogar noch zu!
    Ein Klopfen an der Scheibe links neben ihm ließ Zamorra zusammenzucken und sein Herz mindestens zwei Schläge aussetzen. Als es sich seines Versäumnisses bewusst wurde, begann es danach zum Ausgleich zu rasen.
    »Himmel noch mal!«, stöhnte Zamorra.
    Er sah einen Reporter, der mit der linken Hand gegen die Seitenscheibe pochte und mit der rechten ein Diktiergerät in diese Richtung hielt. Seine Lippen formten einen Satz, den Zamorra nicht verstand, aber als eine wenig dezente Aufforderung interpretierte, sein Wissen mit dem Rest der Welt zu teilen.
    Der Professor nickte unverbindlich und wandte den Blick wieder der Beifahrerseite zu. Von dem Clochard war nichts mehr zu entdecken.
    Zamorra zuckte mit den Schultern und gab Gas. Er hatte noch viel zu tun - und der Clochard spielte dabei keine Rolle!
    ***
    Vor Hunderten von Jahren
    Die Dämonen starrten sich an. Auf Lucifuge Rofocales Gesicht lag ein spöttisches Lächeln.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte er.
    »Lucifuge Rofocale!«, brachte Agamar hervor. »Was… was treibt dich in diese Gegend?«
    Der Ministerpräsident der Hölle verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust. »Tu doch nicht so unschuldig! Glaubst du wirklich, du könntest mich vernichten und dann meinen Thron einnehmen?«
    Verflucht! Er weiß es!
    »Ich verstehe nicht, was du meinst!«, erwiderte Agamar.
    Er versuchte, einen gelassenen Eindruck zu machen, während sich in seinem Inneren Tausende von Gedanken eine wilde Hatz lieferten. Was sollte er nun tun? Natürlich war es sein Endziel, Lucifuge Rofocale zu töten. Ein Kampf war also ohnehin unvermeidlich, nur hätte er den Zeitpunkt lieber selbst gewählt. Nun ja, so kam die Gelegenheit eben eher, als er es erwartet hatte. Auf der anderen Seite wusste er nicht, ob er schon stark genug war, Lucifuge Rofocale Paroli zu bieten. Er hatte die Kräfte seiner Opfer zu seinen eigenen gemacht, aber er hatte keine davon jemals benutzt. Er hatte vermeiden wollen, mit neuen Fähigkeiten ins Gerede zu kommen. Wenn es sich dabei noch zufälligerweise um die Fähigkeiten jüngst verschwundener Dämonen handelte, wäre es nur umso auffälliger gewesen. Seine Vorsicht konnte ihm nun zum Verhängnis werden!
    »Nein?«, höhnte Lucifuge

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