0904 - Ein teuflischer Verführer
zwischen euch bereits durchtrennt worden. Für Vera gibt es kein Zurück mehr.«
Alex war es gelungen, sich wieder zu fangen. Er stierte den anderen an. »Das sagst du«, flüsterte er.
»Ich aber bin anderer Meinung. Es wird ein Zurück geben. Ich werde mir Vera holen, und sie wird diesen Alptraum vergessen.«
»Nie!«
»Ich lasse es darauf ankommen!«
Lou Ryan hob die Schultern. »Was immer du auch vorhast, Alex, glaubst du denn, daß ich dich so einfach gehen lasse? Du wirst aus dieser Kirche höchstens mit den Füßen nach vorn herausgetragen. Mehr ist für dich nicht drin.«
Alex Preston holte tief Luft. »Sollte das eine Drohung gewesen sein?« flüsterte er.
»Nein, eine Tatsache, Alex. Ich habe vor, dich hier in der Kirche zu killen. Wenn du dich umschaust, siehst du das Blut, und dein Blut wird sich bald dazugesellen, das schwöre ich dir. Nichts anderes habe ich mit dir vor.«
Preston nickte. »Okay«, sagte er. »Ich bin bereit, den Kampf anzunehmen. Es geht nicht nur um mich, es geht auch um Vera. Tragen wir es also aus.« Er dachte daran, daß er bei der Polizei schon eine entsprechende Ausbildung bekommen hatte. Er wußte, wie man sich wehrte.
Alex winkte Ryan zu. »Komm her, wenn du Mut hast. Laß es uns austragen! Ich werde…«
»Du wirst gar nichts, Alex, glaub mir. Du wirst nur noch verlieren können.«
Lou Ryan hatte die Worte mit einer derartigen Sicherheit gesprochen, die Alex erschreckte. Wenig später sah er, woher dieser Mann die Sicherheit nahm.
Mit einer lässigen Bewegung griff er unter den Rand seiner Lederjacke und holte ein Messer hervor, dessen Klinge so dunkel wie Blut schimmerte.
»Du wolltest doch anfangen, Alex! Okay, dann komm her…«
***
Alex Preston kam nicht. Er blieb stehen und ärgerte sich über sich selbst. Er hätte sich denken können, daß Lou Ryan mit allen Wassern gewaschen war und dabei mit fiesen Tricks arbeitete. Das Messer kam ihm da genau entgegen, und er behandelte es wie einen Fetisch, denn er hob die Klinge an, stellte sie senkrecht vor seinen Mund, öffnete ihn und streckte die Zunge heraus.
Sie glitt über die breite Seite des Messers und hinterließ auf ihr einen dünnen Film aus Speichel.
Dabei kicherte Ryan, sein Gesicht hatte sich äußerlich nicht verändert, aber in seinen Augen loderte der Haß auf alles, was nicht ihm diente.
Der Arm sank nach unten.
Sehr langsam, wie bei einem Ritual. »Es ist ein besonderes Messer, Alex, ein Messer, daß immer sein Ziel findet, das kannst du mir glauben. Du wirst keine Chance haben. Blut zu Blut, das verspreche ich dir, und später werde ich mich um deine Verlobte kümmern. Auf sie freut sich bereits der Teufel.«
Er lachte und griff an.
Blitzschnell jetzt, so daß Alex Preston nicht mehr dazu kam, über die letzten Worte nachzudenken.
Er mußte sich auf die Klinge konzentrieren, und mit einem Sprung nach rechts, glaubte er, ihr entgehen zu können.
Alex blieb das Pech treu. Wäre mehr Platz gewesen, so hätte er es möglicherweise geschaffte, aber dicht neben ihm befanden sich die seitlichen Enden der Bänke. Er prallte gegen eine Stütze, rutschte daran ab und hatte trotzdem das Glück, noch in die Lücke zu fallen, wobei er mit dem Rücken zuerst auf die Sitzbank prallte.
Für einen Moment war Preston irritiert, dann sah er seinen Gegner vor sich auftauchen. Er befand sich noch im Gang, hatte den rechten Arm in die Höhe gerissen und war dabei, die Klinge nach unten zu wuchten, um Prestons Brust zu durchbohren.
Alex tat das einzig richtige in seiner Lage. Er riß sein Bein hoch und trat nach vorn.
Er traf aber auch die Klinge. Während Lou Ryan zurückfiel, fuhr etwas Heißes über Prestons rechte Wade, nachdem er sein Hosenbein aufgeschlitzt hatte.
Eine Fleischwunde! schoß es ihm durch den Kopf. Nicht so wichtig. Zwar hinderlich, aber damit kann ich mich bewegen. Aus seiner liegenden Haltung heraus schnellte er sich in die Höhe. Er kam auch hoch und stellte fest, daß Ryan sich wieder gefangen hatte. Er stand mit dem Rücken zu den anderen Sitzreihen und hielt seine Waffe fest.
Preston trat auf. Falsch, denn es war das rechte Bein mit der verletzten Wade gewesen. Er fluchte, als er in die Knie sackte, hörte das gemeine und zugleich siegessichere Lachen des anderen, dessen Bein nach vorn schoß und Alex am Kopf erwischte. Es war zwar nur ein Turnschuh, trotzdem sah er Sterne.
Seine Chance war noch mehr gesunken. Er prellte wieder gegen das Holz der Bänke, rutschte aber diesmal
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