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0904 - Ein teuflischer Verführer

0904 - Ein teuflischer Verführer

Titel: 0904 - Ein teuflischer Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versprochen, ihn auf dem laufenden zu halten, deshalb würde ich ihn gleich noch anrufen.
    Zuerst aber schaute ich durch das Fenster, da die Tür zum Pfarrhaus geschlossen war.
    Mein Blick fiel in ein menschenleeres Büro. Keine Spur von Vera Tanner. Daß sie den Raum nicht mal kurz verlassen hatte, erkannte ich daran, daß ihre Jacke und ihre Tasche nicht mehr da waren.
    Das sah nach Flucht aus.
    Wohin würde sie gehen?
    Ich wußte keine Antwort. Mir fiel ein, daß sie möglicherweise in ihre Wohnung gefahren war, obwohl ich darin keinen Grund sah. Vera Tanner stand voll und ganz unter einem anderen Einfluß.
    Sicherlich war ihr Fluchtweg schon vorprogrammiert worden.
    Ich lief wieder zurück zum Rover und setzte mich diesmal hinein, als ich telefonierte. Tanner bekam ich sofort an die Strippe. Seiner Stimme entnahm ich, daß er unter einer starken Spannung stand.
    »Ich bin es.«
    »Und? Habt ihr etwas erreicht?«
    »Gewissermaßen, Tanner. Wir…«
    »Verflucht, John, was ist los mit dir? Deine Stimme klingt so, als hättet ihr eine Niederlage erlitten.«
    »Zum Teil.«
    »O Gott!« stöhnte der Chief Inspector. »Was ist mit meiner Nichte, John? Steckt sie drin?«
    »Sogar sehr tief.«
    Er atmete schwer. »Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, dir zuzuhören, John.«
    »Das meine ich auch.« Ich war es gewohnt, wichtige Dinge in wenigen Sätzen zusammenzufassen, und so erfuhr Tanner innerhalb kurzer Zeit, was wir an und in der Kirche erlebt hatten, und ich verschonte ihn auch nicht mit der Wahrheit.
    So still hatte ich ihn nur ganz selten erlebt. Diesmal aber verschlug es ihm die Sprache. Ich hörte ihn aber laut atmen, dann murmelte er etwas, und ich fragte nach. Er sprach dann die Worte noch einmal aus, aber lauter.
    »Was sage ich nur meinem Bruder und meiner Schwägerin?«
    »Nichts.«
    »Du meinst, wir…?«
    »Ja, Tanner. Wir halten uns zurück. Noch steht nichts fest. Außerdem wohnte deine Nichte ja nicht mehr bei ihren Eltern. Ich hoffe zunächst einmal, daß Alex Preston durchkommt. Dann sehen wir weiter.«
    »Das hört sich an, als wüßtest du bereits den Weg.«
    »In etwa schon. Ich rate dir, einen Streifenwagen zur Wohnung deiner Nichte zu schicken. Vielleicht ist sie ja dort…«
    »Streifenwagen sagst du, John? Nein, das werde ich nicht tun. Wenn, dann fahre ich selbst hin, und du kannst dich darauf verlassen, daß ich in einer Minute unterwegs bin. Bis später.«
    Er legte auf, und ich dachte daran, daß ich ihn gut verstehen konnte. Wäre es meine Nichte gewesen, ich hätte nicht anders gehandelt. Als ich den Rover verließ, hörte ich die Sirene des Notarztwagens.
    Wenigstens ein Lichtblick in diesem verdammten Fall…
    ***
    Wie launisch das Glück manchmal ist, war daran zu erkennen, daß es sich auf die Seite der jungen Frau schlug. Vera Tanner befand sich in einem Zustand, in dem sie keinen Wagen hätte fahren dürfen. Sie tat es trotzdem und reihte sich ein in den Londoner Verkehr, ohne eigentlich richtig darauf zu achten, wie sie fuhr. Sie überholte, wo es kaum etwas zu überholen gab, sie war darauf angewiesen, daß andere Fahrer richtig reagierten, und sie hatte tatsächlich das große Glück, unfallfrei ihr Ziel zu erreichen. Glück hatte sie auch, als sie eine Parklücke nahe des Hauses fand.
    Erst als der Fiat stand, erwachte sie wie aus einem Traum, wischte über ihr Gesicht, starrte für die Dauer einiger Sekunden das Lenkrad an und schnallte sich los.
    Sie öffnete die Tür. Mit müden Bewegungen stieg sie aus, blieb neben ihrem Wagen stehen. Die Haustürschlüssel hatte sie schnell gefunden. Die Eingangstür brauchte sie nicht aufzuschließen, Kinder hatten sie mit einem Keil festgeklemmt.
    Mit schwer anmutenden Schritten ging sie der Treppe entgegen, und ebenso schwer stieg sie die Stufen hoch. Vera Tanner wohnte mit drei anderen Mietern in der vierten, der letzten Etage, wo aus zwei Wohnungen vier gemacht worden waren, was sich in einer Stadt wie London immer rechnete.
    Daß ihr einer der anderen Mieter oben in der vierten Etage entgegenkam, damit brauchte sie nicht zu rechnen. Wer da lebte, war tagsüber nicht zu Hause und ging seiner Arbeit nach.
    Sie betrat die Wohnung, blieb neben der Tür stehen und atmete zunächst tief durch.. Es war schiefgegangen, es hatte nicht geklappt. Diese beiden Polizisten, die ihr ihr Onkel auf den Hals gehetzt hatte, waren gefährlich. Richtige Schnüffler, die sich nicht abschütteln ließen und wie zwei Bluthunde jede Spur aufnahmen. Sie

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