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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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sämtlicher Anwesenden Besitz.
    Sie leisteten keinerlei Gegenwehr. Was Hall jedoch irritierte, war eine Art… Echo, das ihn erreichte. Als würde von irgendwoher nach ihm gerufen, auf geistiger Ebene. Er war jedoch außerstande, den Ruf zu verstehen. Eine Art Filter, ein Verzerrer schien zwischen ihm und dem Rufer zu existieren.
    Räuspernd wandte er sich direkt an Pallister, den man ihm im Buckingham Palace beschrieben hatte: Ein mittelgroßer, aber energisch auftretender Mann Mitte Fünfzig, das Haar schütter und sehr kurz geschnitten, die Augen klein, die Nase schmal. Eine Ohr, das linke, war verkrüppelt. Irgendwann hatte ihm jemand nachts auf den Straßen Londons aufgelauert und um seine Börse erleichtert. Um jeden Widerstand im Keim zu ersticken, hatte der unbekannte Räuber Pallister ein Stück seines Ohrs abgeschnitten.
    Knapp und präzise offenbarte Hall dem Direktor seine Identität - und wer ihn geschickt hatte, um im Millbank nach dem Rechten zu sehen.
    Auch die anderen Anwesenden wurden Zeugen seiner Legitimation, die er mit der königlichen Depesche untermauerte. Anschließend zog er sich aus den fremden Gedankenwelten zurück.
    Pallister blickte fast angeekelt auf das königliche Siegel. Doch er beugte sich der Autorität, die Hall dadurch erlangte. Was nichts an seiner Skepsis änderte. »Sie haben ja keine Ahnung, wohin Sie sich - freiwillig, wenn ich das richtig verstehe - begeben haben. Für mich sind Sie entweder ein Narr… oder ein Lebensmüder!«
    »Keine dritte Variante?«, fragte Hall unbekümmert. »Ihre Vorstellungskraft enttäuscht mich.«
    »Und mich enttäuscht, was man uns zu unserer Rettung geschickt hat«, knurrte Pallister. »Einen Varietekünstler, der offenbar in Massenhypnose bewandert ist. Damit werden wir es aber nicht besiegen. Es sei denn, es ist gewillt, sich totzulachen .«
    Keiner der anwesenden Wärter ließ sich zu einem Grinsen hinreißen. Ihnen allen war die Furcht, war der Schrecken in die Gesichter gemeißelt.
    »Wenn sie nicht kooperieren wollen, werde ich Sie mit meinem… ›Varietetrick‹ zwingen «, sagte Hall wie beiläufig. »Ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen Grundsatzdiskussionen über meine Fähigkeiten zu führen. Ich will wissen, was hier los ist - und wo ich die Ursache des Terrors finde, der hier wütet. Können… wollen sie mir dabei helfen?«
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ein Mensch«, sagte Hall. »Mehr müssen Sie nicht wissen. Wenn ich hier fertig bin, werden sich unsere Wege trennen. Wir werden uns nie wieder begegnen.«
    »Das ist immerhin eine Aussicht«, gab Pallister mürrisch zurück. »Hat der Mensch auch einen Namen?«
    Hall stellte sich vor.
    »Arsenius Hall… Nie gehört! Die Königin scheint keine Ahnung zu haben, was hier geschieht - und wie man dem entgegenwirken muss. Ich bat um eine Armee , nicht um einen armseligen… Menschen!«
    »Die Armee steht draußen vor den Toren. Wir müssen sie nur für sie öffnen.«
    Pallister verzog das Gesicht. »Und genau das ist ja das Problem. Ich handelte genau nach den Weisungen, die ich in dem Brief fand, der in meinem Tresor lag…« Er nickte hin zu dem schrankgroßen Möbel aus bestem Stahl, dessen Tür offen stand.
    »Welche Weisungen?«
    »Ein Brief von einem gewissen… Edward Hawk. Unterzeichnet von König George III. Ergänzt um die Siegel von George IV, Wilhelm IV und Königin Victoria.«
    Hall nickte. Er versuchte, nicht nach außen dringen zu lassen, wie sehr ihn die Erwähnung seines Großvaters beeindruckte.
    »Kann ich den… Brief sehen? Sofort?«
    Pallister nickte zum Tresor. »Er liegt dort. Unübersehbar.«
    Hall überwand die Distanz mit raumgreifenden Schritten. Das Dokument sprang ihn förmlich an. Er griff danach und las es.
    Ein Ächzen schlüpfte unwillkürlich über seine Lippen.
    »Wie ich schon sagte: Ich habe alle darin aufgezählten Schritte, wie der Direktor des Millbank in einem Fall wie diesem zu reagieren hat, befolgt - bis auf den letzten, versteht sich.«
    Hall beendete die Lektüre - und wusste, wovon Pallister sprach.
    »Jedem Häftling - wir sprechen hier überwiegend von Mördern und Frauenschändern - soll die Generalamnestie angeboten werden - wenn er sich zum bewaffneten Kampf gegen das Böse verschreibt, das in den Tiefen unter der Anstalt haust?«
    Der Direktor nickte bezeichnend. »Ich sage doch: Die sind irre! Wenn ich das tue, dann wirklich nur als allerletzte Konsequenz. Denn die Ersten, die die Kerle umbringen, wenn wir ihnen Waffen an

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