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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Symbole eingestickt sind. Runen…«
    Hall war ebenso verwirrt darüber wie Pallister - nun, vielleicht nicht ganz so. »Keine… echten Waffen?«
    Der Direktor schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es auch nicht, und das wundert Sie hoffentlich nicht. Aber wenn Sie mir jetzt zur Küche folgen wollen? Zur ehemaligen Küche…«
    ***
    Die Anomalie ließ Arsenius Hall in dem Moment erstarren, da er sie zum ersten Mal fühlte .
    Sehen konnte er sie schon ein paar Schritte früher, aber erst als er unmittelbar davor stand, vermochte er sie auch in sich zu spüren . Eine einzigartige Erfahrung, die ihn fast zu Tränen rührte. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah.
    »Passen Sie doch auf!«
    Pallister war vorausgegangen, doch kurz vor dem Ziel geriet Hall ins Straucheln, und um ein Haar wäre er die letzten Stufen hinuntergefallen - genau auf den Direktor, der die Bewegung aus den Augenwinkeln sah, herumwirbelte und den besonders Begabten gerade noch auffangen konnte.
    Hall bedankte sich wortlos, trat an Pallister vorbei und stellte sich vor die unsichtbare Barriere, die auf der Schwelle nach der letzten Treppenstufe begann. Er musste sich leicht bücken, um in die ehemalige Küche blicken zu können, die ein absurdes Bild bot.
    Der Raum selbst war wie leergefegt. Nichts stand mehr darin; alles, was einmal nur hingestellt oder aber vermeintlich fest verankert gewesen war, hatte eine unheimliche Macht mit zermalmender Kraft zu den Wänden hin verschoben. Absolut leer präsentierte sich die Fläche, dafür war die Peripherie um so grausiger anzuschauen.
    Menschen klebten dort, fast zur Unkenntlichkeit zerquetscht, eingesperrt in einen mikroskopisch kleinen Spalt zwischen Mauer und durchsichtiger Wand, dabei stark vergrößert, grotesk verfranst… wie zerlaufene Tintenflecke, die jemand um Kleidungsstoff drapiert hatte.
    Hall konnte sich vor der Tragik der persönlichen Dramen nicht völlig verschließen. Gleichzeitig aber setzte sich das unerklärliche Empfinden fort, von der Anomalie… angezogen zu werden. Das Phänomen als solches hatte für ihn von der ersten Sekunde an nichts Erschreckendes, wie er es erwartet hätte. Im Gegenteil, er… er fühlte sich wie jemand, der nach langer Suche, nach langer, langer Irrfahrt endlich angekommen war.
    »Verrückt…«
    »Bitte?« Pallister stand so dicht hinter ihm, dass Hall den Atem des Direktors in seinem Nacken zu spüren glaubte.
    »Wie lange… existiert das schon?«
    »Seit ein paar Stunden. Wir wissen nicht, was für eine Kraft es ist, aber sie muss mit dem Biest zusammenhängen. Sie forderte sechs Todesopfer, die Sie… ihre Reste jedenfalls… noch sehen können.«
    »Gab es Überlebende?«
    »Ja.«
    »Was erzählten sie über den Vorgang?«
    »Dass er ohne Vorwarnung begann. Sich von der Mitte des Raumes aus wellenartig gleichmäßig nach alle Seiten ausdehnte, dabei ständig schneller werdend, und dann genau an dieser Grenze hier stoppte.« Obwohl er beherrscht klang, war aus der Stimme des Direktors versteckte Furcht herauszuhören.
    Hall nickte. »Würden Sie mich jetzt bitte kurz allein lassen. Ich komme nach oben, sobald ich hier fertig bin.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Das kann ich nicht erklären. Nur tun kann ich es.«
    »Sie werden sterben, wenn Sie sich wirklich mit dieser Kraft anlegen.«
    »Aber alle im Millbank werden vermutlich sterben, wenn ich es nicht tue«, konterte Hall trocken. »Sie sagen selbst, dass das Biest wahrscheinlich in Verbindung mit diesem Phänomen hier steht. Also wäre es nicht ganz verkehrt, den Hebel hier anzusetzen, oder?«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können - aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!« Der Direktor entfernte sich die Treppe hinauf.
    Hall verzichtete darauf, Pallister hinterher zu sehen. Er hörte deutlich, wie die Schrittgeräusche leiser wurden und schließlich, ganz verklangen.
    Er wartete noch ein paar Atemzüge lang, dann hob er beide Hände… und presste sie gleichzeitig gegen die unsichtbare Barriere.
    Wie ein Schockwelle raste es durch seinen Körper und Geist.
    Endlich! , seufzte die Anomalie.
    ***
    Es war tatsächlich wie eine Heimkehr. Nichts Feindseliges spülte über Arsenius Hall hinweg, nur… Liebe.
    Du hast lange gebraucht, zu uns zu finden. Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät. Der Nexus nutzt erst wenige Schlupflöcher und muss sich noch konsolidieren. Du darfst jetzt nur nicht zögern. Komm… sonst ist alles -
    Hall hatte unwillkürlich die Augen geschlossen. Doch etwas

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