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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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nachhaltig bewiesen. Nein, sie würde bleiben. Bleiben müssen.
    Sie hoffte nur, dass der Zeitbann - die radikale Verjüngung -, wenn sie unabwendbar wurde, nicht nur einen von ihnen beiden traf.
    Nichts wäre furchtbarer gewesen, als den Geliebten auf solch grausame Weise zu verlieren.
    ***
    Die Magie des Amuletts tastete nach dem unseligen Prozess, der den Komaschläfer erfasst hatte.
    Zamorra spürte elementare Kräfte wirken. Energien, die ihre Wurzeln im Strom der Zeit hatten.
    Eine silberner Strahl löste sich aus der glyphenübersäten Scheibe und scannte den Mann aus der Vergangenheit bis in seine molekulare Struktur. Eine Struktur, die kurz davor stand, von den Mächten, die an ihr zerrten, zerrissen zu werden. Erste Auflösungserscheinungen machten sich bemerkbar, nicht nur innerhalb des Zellverbunds, sondern sie strahlten auch nach draußen, aus der Hülle aus Fleisch und Blut und Geist heraus!
    Als Pulsieren, als Flackern wurde der Effekt sichtbar. Es war, als riefe den Bewusstlosen das ferne Gestern, aus dem er kam. Als zerrte es an ihm, wollte ihn um jeden Preis zurückholen. Oder als stieße das Hier und jetzt ihn ab wie ein Körper das ihm implantierte unverträgliche Organ.
    Beides war möglich: dass die Gegenwart ihn nicht wollte - oder dass die Vergangenheit ihn unbedingt zurück wollte.
    Und beides schien ein unlösbares Dilemma, das diesen Mann wie zwischen imaginären Mühlsteinen zerreiben würde, wenn ihm keine Hilfe zuteil wurde.
    Schnelle Hilfe.
    Unkonventionelle Hilfe.
    Magie.
    Zamorras Konzentration stieg aufs Äußerste. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Seine Augen waren nur noch zwei schmale Schlitze, die den Blick in die Augen des Schläfers versenkten, während die Kraft der entarteten Sonne aus Merlins Stern hervorbrach und den geschädigten Zellverbund zu kitten versuchte.
    Ohne dass es ihm bewusst wurde, lösten sich Seufzer und Stöhnlaute von seinen Lippen. Sie bezeugten das enorme Maß an Anstrengung, dem er sich selbst aussetzte, um einem scheinbar Verlorenen doch noch zu ermöglichen in der für ihn fremden, falschen Zeit zu ankern.
    Doch es kam Zamorra so vor, als würde das Flackern des Verdammten immer schneller, als pulsiere er immer heftiger. Die Magie des Amuletts schien ins Leere zu greifen, keinen Ansatzpunkt zu finden und damit auch nicht helfen zu können.
    Noch einmal verstärkte der Professor sein Bemühen. Es ging auch an seine eigenen Kräfte. Letzte Reserven wurden mobilisiert, bis… bis der eigene Kollaps drohte. Ich schaffe es nicht. Ich verliere ihn. Er ist nicht zu retten. Ich muss loslassen, damit er mich nicht mit ins Verderben reißt…
    Aber gerade als er losließ, geschah das Wunder - ein kleines zumindest. Schlagartig hörte die Taktung des Komaschläfers auf. Das seltsame Licht, das er verströmte, versiegte. Ob sich eine neue Welle verjüngender Energie aus ihm löste, konnte Zamorra nicht beobachten, aber er glaubte nicht daran.
    Dankbar blickte er in Nicoles Gesicht, die ihn stützte, weil er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Selten zuvor hatte ihn der Gebrauch des Amuletts so verausgabt.
    »Du hast es geschafft«, sagte sie bewundernd. »Ich hätte es fast nicht mehr erwartet.«
    »Geschafft«, echote er. »Was habe ich schon geschafft? Die Instabilität ist beendet, vielleicht nur für Minuten. Ist das ein Erfolg?«
    Sie schüttelte den Kopf, sah an ihm vorbei. »Du hast es gar nicht gemerkt, oder?«
    »Was gemerkt?«
    Sie zeigte an ihm vorbei. »Er ist erwacht. Sieh doch hin. Der Fremde ist eindeutig zu sich gekommen - die Augen sind nicht länger nur offen. Da ist auch Geist drin. Und er… sieh endlich hin!… erhebt sich gerade…«
    ***
    »Dieser Teufelskerl!« Paul Hogarth hielt es nicht länger an seinem Beobachtungsplatz. Er stürmte zur Tür.
    »Sir!«, rief ihm einer seiner Mitarbeiter nach. »Seien Sie um Himmels Willen vorsichtig! Die Gefahr ist nicht gebannt. Es kann jederzeit -«
    Er hörte nicht mehr hin. Im Sprint legte er die Entfernung zu dem Zimmer zurück, dessen Tür vom Roboter aus den Angeln gedrückt worden war. Mit einem Satz überwand Hogarth die Schwelle.
    »Unglaublich!«, keuchte er. »Sie sind wirklich unbezahlbar, Monsieur le professeur!«
    »Das sagen immer nur die, die nichts ausgeben wollen«, flachste Nicole. Ihre gehobene Laune verriet, wie viel Anspannung auch von ihr abgefallen war.
    »Ist die Gefahr gebannt?«, fragte Hogarth, der vorsichtig ans Bett des Patienten herantrat.
    Des Patienten, der

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