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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Nachtwache hatte.
    »Paula…« Er stand auf. Die Freude, sie zu sehen, spiegelte sich auf seinen schwach geröteten Zügen. Pickwick war bei allen charakterlichen Schwächen, die ihn in letzter Zeit immer häufiger zur Flasche greifen ließen, um den Arbeitsstress zu kompensieren, doch auch das, was man einen Frauentyp nannte. Gerade mal Ende zwanzig gab er öffentlich gern den Strahlemann und Sonnyboy. Die Depressionen kamen immer nur dann, wenn sie eine Tür hinter ihm schloss und er mit sich selbst allein war. Denn mit sich und seinen Fehlern auszukommen, fiel ihm ungleich schwerer als die Auseinandersetzung mit anderen.
    Paula Finnegan war nur eine von vielen Flirts, die er im Krankenhaus pflegte, um Nachtdienste auch einmal auf angenehme Weise hinter sich bringen zu können.
    »Hast du Zeit?«
    Er lachte. Die Niedergeschlagenheit, in der er sich eben noch gefangen gefühlt hatte, war von ihm abgefallen wie eine alte Haut. »Sehe ich aus, als wäre ich überbeschäftigt? Du weißt doch, wie das ist.« Er zeigte auf die Pritsche neben der Tür. »Theoretisch sollte man schlafen, um ausgeruht für einen Notfall zu sein - aber praktisch funktioniert das nicht. Man ist in ständiger Anspannung. Dir geht es doch ähnlich, oder?«
    »Deshalb bin ich ja auch gekommen.« Sie blinzelte scheu, trat aber bereits näher. »Ich dachte, wir könnten ein wenig plaudern und…«
    »Und?« Er wusste, dass sie nicht nur zum Plaudern gekommen war.
    »… Spannung rausnehmen.«
    »Du kleines Biest weißt sehr gut, dass du genau das Gegenteil bei mir bewirkst.« Er trat ihr entgegen und schlang beide Arme um sie, fuhr mit den Händen über Rücken und den knackigen Po, der sich unter der weißen Schwesterntracht abzeichnete.
    Paula wehrte ihn nicht ab. Sie war erst Mitte zwanzig und noch völlig unverbraucht, sowohl psychisch als auch physisch. Sie hatten es bereits einige Male miteinander getrieben, mal auf der Pritsche, mal auf seinem Schreibtisch, selbst auf dem harten Boden. »Das… hoffe ich«, gurrte sie. »Bis jetzt ist alles ruhig, und ich hoffe, es bleibt noch ein Weilchen so, denn…«
    »Denn?«
    Sie antwortete mit einem wohligen Stöhnen. Pickwicks rechte Hand hatte sich nach vorne vorgearbeitet, unter die Bluse geschoben und knetete ihren Busen.
    Pickwick war erregt und hatte keine Sorge, dass Paula an der leichten Alkoholfahne Anstoß nehmen könnte, als er sie leidenschaftlich zu küssen begann.
    Doch als er sie zu Boden ziehen wollte, trat schlagartig Ernüchterung ein.
    Draußen auf dem Flur ertönte der unmissverständliche Summton, den jede Krankenschwester zu fürchten lernte.
    Oder mit den Jahren auch zu hassen.
    Doch soweit war Paula Finnegan noch nicht. »Shit!«, fluchte sie nur und löste sich aus Pickwicks Umarmung. »Ich seh schnell nach - dann komm ich wieder.« Sie nestelte ihre Kleidung zurecht und war bereits an der Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte und Pickwick einen verheißungsvollen Blick zuwarf. »Vergiss nicht, wo wir unterbrochen wurden.«
    »Bestimmt nicht, Biest!«
    Sie lachte… und war aus der Tür.
    Wo ihr das Lachen verging.
    Und auch jegliche Lust.
    ***
    Schon nach wenigen Schritten über den Flur erkannte Paula Finnegan, vor welcher Tür das Licht im steten Rhythmus des Ruftons aufleuchtete. Unglaube legte sich auf ihr dezentes Make-up. Im ersten Moment wollte sie umkehren, zurück zu Allan eilen, um ihn zu verständigen - aber dann entschied sie sich, Fassung zu bewahren.
    Es konnte nur ein technischer Defekt sein. Und wenn doch nicht… war immer noch Zeit, Dr . Pickwick zu verständigen.
    Die Erinnerung an die kurz genossene Nähe mit ihrem Traummann mobilisierte neue Entschlossenheit in Schwester Paula. Eilig erreichte sie die Tür des Krankenzimmers mit dem ungewöhnlichen Patienten.
    Fast wäre ihre Hand vom Knauf zurückgezuckt, weil sie sich einbildete, einen schwachen Stromschlag - vergleichbar dem eines elektrischen Weidezauns - zu spüren. Doch dann obsiegte die Neugier. Die Tür schwang auf, und Paula Finnegan trat in den von grünem Amplitudenlicht erhellten Raum.
    Hier lag Patient X.
    Intern wurde er so genannt, weil kaum etwas Verlässliches über ihn bekannt war. Nur dass er vor Wochen eingeliefert worden war und seither in Koma lag. In völlig stabilem Koma, das die üblichen Gerätschaften überwachten. Hinzu kam eine Apparatur zur künstlichen Ernährung. Schläuche und Kabel verschwanden in beiden Nasenöffnungen sowie unter der leichten Bettdecke.
    Schwester

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