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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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warnen. Du darfst es nicht auf die Spitze treiben. Wenn du jemanden umbringst, wird man auf deinen Gesundheitszustand keine Rücksicht nehmen. Du wirst vor Gericht gestellt werden, man wird dich aburteilen und…«
    »Ich hasse diese Schlampe!« kreischte Romana. »Verdammt noch mal, ich hasse sie!«
    Greta blieb gelassen. »Dann mußt du auch deinen Vater hassen«, erklärte sie.
    Die Gelähmte wollte schon zustimmen, als ihr einfiel, daß dies nicht möglich war. »Er hat es nur gut gemeint«, sagte sie. »Er hat mich beschützen wollen. Er liebt mich, und nur deshalb hat er es getan. Aber ich werde ihn davon überzeugen können, daß er dieses Weib wegschicken muß. Ich will es hier nicht mehr sehen.«
    »Dann rede mit deinem Vater.«
    »Wann denn?«
    »Beim Essen!«
    »Da ist sie doch dabei!«
    »Na und? Fürchtest du dich vor ihr?«
    »Nein, nein!« rief Romana. »Ich fürchte mich vor niemandem.« Sie senkte den Kopf und verfiel in dumpfes Schweigen. Dann fing sie an, auf ihrer Unterlippe zu kauen.
    »Hast du dich entschieden?« fragte Greta.
    Romana wartete noch mit der Antwort. Sie schaute auf ihre Hände und bewegte die Finger. Es war für sie immer eine Freude, dies tun zu können. »Ich habe mich entschieden, Greta.«
    »Ich bin gespannt.«
    Das Gesicht der im Rollstuhl sitzenden Frau sah plötzlich sehr gelöst aus. »Ich werde meinen Vater nicht darauf ansprechen. Soll er denken, daß ich zufrieden bin.«
    »Aber du bist es nicht.«
    »So ist es.«
    »Hast du einen Plan?«
    »Ja, Greta, den habe ich«, flüsterte Romana. »Er ist super, er ist toll. Die folgende Nacht wird einiges entscheiden, einiges, das sage ich dir. So, und jetzt komm mit ins Bad, ich fühle mich schmutzig. Außerdem muß ich zur Toilette.«
    »Natürlich, Kind..«
    ***
    Wenn es überhaupt eine Natur gab, die schwieg, dann erlebte Jane Collins sie zwischen den beiden Häusern und auch in einem grauschattigen Zwielicht. Nichts in der Umgebung rührte sich. Dennoch war die Detektivin nicht sicher, ob sie auch völlig allein durch die anbrechende Dämmerung schritt.
    Sie konnte sich vorstellen, beobachtet und belauert zu werden. Nicht von den Tieren, die es hier sicherlich gab, sondern von anderen Wesen. Es war wirklich eine Welt für sich. Die hohen, noch kahlen Bäume kamen ihr vor wie starre Wächter. Auch der Wind hatte sich zurückgehalten. Er ließ nur die Grasspitzen zittern.
    Der Boden schluckte die Geräusche der Schritte wie ein dichtflooriger Teppich. Altes Laub vom letzten Jahr faulte in dunklen Farben dahin. An schattigen Stellen schimmerten Pfützen wie ölige Augen, und von den unheimlichen Wesen ließ sich niemand blicken.
    Da Jane wußte, daß sich der Hausherr auch auf eine Video-Überwachung verließ, suchte sie nach den künstlichen Augen, entdeckte aber keines. Sie blieb allein in der Natur.
    An manchen Stellen dampfte der Boden. Da hatten sich die Dunstschleier gehalten oder sich schon wieder neu gebildet, denn die Luft war nicht eben trocken.
    Kein Vogelgezwitscher begleitete ihren Weg in die Einsamkeit und Stille, nur die von ihr verursachten Geräusche blieben, und das große Haus schien bereits meilenweit zurückzuliegen.
    Sir Walter Kendrake hatte sich tatsächlich in der Einsamkeit ein regelrechtes Refugium geschaffen.
    Eine Höhle, in die er sich zurückziehen konnte. Er saß hier wie eine Spinne, die darauf lauerte, daß ihr die Beute ins Netz ging.
    War sie die Beute?
    Jane fühlte sich nicht so. Sie hatte den Auftrag angenommen, sie würde den Job machen. Das war sie sich selbst schuldig, sonst hätte sie nicht mehr in den Spiegel schauen können. Kneifen kam für sie nicht infrage. Hinzu kam noch etwas: Dieser Fall, mochte er auch noch so rätselhaft sein, interessierte sie. Jane wollte eine Lösung haben. Romana Kendrake gab ihr Rätsel auf. Jemand in ihrer Situation hätte eigentlich über eine Hilfe froh sein müssen. Sie war es nicht gewesen, sie hatte Jane sogar ihren Haß spüren lassen, und darüber war die Detektivin schon nachdenklich geworden.
    Sie rückte näher an das Gartenhaus heran. In einer gewissen Entfernung blieb sie stehen, die Hände in den Seitentaschen ihrer Jacke vergraben, schaute hin und versuchte herauszufinden, ob sich in diesem Bau mit dem Kuppeldach jemand aufhielt.
    Wenn ja, dann verhielt er sich still. Kein fremdes Geräusch störte die Stille. Die Scheiben wirkten ebenso dunkel wie das Mauerwerk. Überhaupt machte der Bau einen ziemlich ungepflegten Eindruck, das war

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