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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Oder wenn sie in scheinbar unbeobachteten Momenten plötzlich seltsam in sich gekehrt wirkte. Doch diese Momente wurden immer seltener.
    Sie waren auf einem guten Weg.
    Und jetzt war es Zeit, auch die guten Seiten seines Erbes zu erforschen. Denn Tsa Mo Ra war ein mächtiger Zauberer gewesen. Er kannte Geheimnisse, die selbst in den exklusiven Zirkeln der Magier und Hexenmeister längst verloren gegangen waren.
    Unvermittelt riss Zamorra den rechten Arm hoch und die über dem Boden rotierende Kugel schoss zur Decke. Der Arm schwang nach links. Sofort folgte das Objekt seiner Bewegung und raste quer durch den Raum.
    Zamorra gestattete sich ein leichtes Lächeln. Unwillkürlich dachte er daran, wie er den Zauber der magischen Kugel einst mit Wu Huan-Tiao auf den Feldern vor der Stadtmauer Choquais geübt hatte. Der pavianköpfige Hofzauberer war der erbittertste Gegner von Tsa Mo Ra gewesen. Doch die Feindschaft hatte sich langsam in Respekt und schließlich in eine tiefe Freundschaft verwandelt.
    Wenn du hier sein könntest, mein Freund.
    Doch Wu Huan-Tiao war tot. Zamorra hatte ihn selbst getötet, als er sich mit Fu Long gegen Kuang-shi gestellt hatte. Und du hast es geschehen lassen. Das größte denkbare Opfer für einen Freund.
    Zamorras Hand beschrieb einen wilden Zickzackkurs, und die kleine Metallkugel vollzog jede seiner Bewegungen exakt nach. Fasziniert nahm der Parapsychologe wahr, wie leicht es ihm fiel, die Magie aus einer anderen Welt - einem anderen Leben - zu entfesseln.
    Und doch gab es Grenzen. Tsa Mo Ra war ein deutlich mächtigerer Magier gewesen als Zamorra, auch wenn der Dämonenjäger inzwischen theoretisch über das gesamte Wissen des ehemaligen Hofzauberers verfügte. Einige Zaubersprüche mochten ihm gar nicht gelingen, andere entfalteten nur einen Bruchteil der gewünschten Wirkung.
    Vermutlich lag das an den Besonderheiten von Choquai. Kuang-shis Vampirreich war ein mythischer Ort, dessen ganze Existenz auf Magie basierte. Es war kein Wunder, dass magische Rituale dort eine viel stärkere Wirkung zeigten als in einer Welt, die nach ganz anderen Gesetzmäßigkeiten funktionierte.
    Doch das, was sich in diese Realität hinüberretten ließ, war beeindruckend genug. Zamorra wirbelte um die eigene Achse und das Metall schoss wie ein Kugelblitz durch den Raum. Das Ritual war enorm kräftezehrend. Der Dämonenjäger spürte, wie ihm leicht schwindelig wurde. Lange würde er nicht mehr durchhalten.
    Nur noch eine Minute.
    »Ähem…«
    Zamorra wirbelte herum und die Kugel folgte seiner Bewegung. Wie ein Geschoss jagte sie durch den Raum - direkt auf Nicole zu. Zamorras Sekretärin, Kampf- und Lebensgefährtin hatte unbemerkt den Raum betreten und stand jetzt mitten in der Flugbahn. Zum Ausweichen war es zu spät. Die Kugel würde ihren Kopf durchschlagen wie Projektil.
    Zamorra schrie eine weitere Formel und riss den Arm vor, als wolle er das tödliche Geschoss mitten im Flug aus der Luft greifen. Die Hand erstarrte und genauso tat es die Kugel. Für einen Moment verharrte das Objekt reglos in der Luft. Dann ließ Zamorra die Hand sinken, und die Kugel fiel herab, hüpfte ein paar Mal über den Boden und blieb schließlich liegen.
    »Mein Gott, Nici, du weißt doch, dass du hier nicht einfach so reinkommen sollst!«, schrie Zamorra, mehr aus Sorge, denn aus Wut. »Verdammt, ich hätte dich beinahe umgebracht…«
    Die schöne Französin war blass geworden. Sie versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht ganz.
    »Ich konnte ja nicht wissen, dass du hier Wilhelm Tell spielst. Ziemlich beeindruckend, die Nummer.«
    »Ja. Und ziemlich tödlich, wenn man sie nicht ganz genau kontrolliert. Ich hoffe, du hattest wenigstens einen guten Grund, um dein Leben aufs Spiel zu setzen.«
    »Das wohl eher nicht. Wir haben Besuch.«
    Zamorra sah seine Gefährtin skeptisch an. »Warum habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht darüber freuen sollte?«
    Nicole verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Dein Gefühl täuscht nicht, Chef. Es ist Lee.«
    ***
    Ein schriller Schrei schnitt wie ein Messer in Chin-Lis Gehörgänge. Es war ein Schrei aus tiefster Todesangst, und die Stimme gehörte eindeutig Simon Wang. Alarmiert sah sich die Chinesin um, doch niemand schien etwas bemerkt zu haben. Die anderen Gäste in der Bar unterhielten sich ungerührt weiter oder nippten an ihren Drinks.
    Der zweite Schrei war noch lauter, und diesmal war sich Chin-Li fast sicher, dass ihn jemand gehört haben musste. Sie musste

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