091- Das Schloß der teuflischen Deborah
halte es in
Anbetracht der undurchsichtigen Situation dort für dringend erforderlich, wenn
Sie ein Auge auf sie werfen, X-RAY-3.«
»Zwei, Sir!
Manor-Castle war doch auch als Lustschloß verrufen, soviel mir bekannt ist.
Stimmt das?«
»Das mag
einmal so gewesen sein. Aber für Sie wird das kaum in Frage kommen.«
»Sie
verkennen mich, Sir. Wenn ich die Arbeit mit dem Vergnügen verbinden kann, tue
ich das immer gern. Sie hören wieder von mir, sobald ich Morna Ulbrandson aus
den Fängen des unheimlichen Geistes befreit habe.«
Er sagte es
leichtfertig im Spaß daher und dachte sich nichts dabei. Hätte er geahnt, welch
schreckliche Erfüllung seine Worte finden sollten, wäre er weniger heiter
gewesen.
●
Morna
Ulbrandson, die attraktive Schwedin, war zwei Stunden nach den gespenstischen
Vorgängen auf Manor-Castle an Ort und Stelle. Sie traf dort aufgrund einer
verschlüsselten Botschaft ein, die X-RAX-1 auf den Weg gebracht hatte.
Die Maschine,
die kurz zuvor von den Bahamas gestartet war und direkten Flug nach New York
nehmen sollte, wurde umgeleitet, ehe man von einem größeren Umweg sprechen
konnte. Es kam zu einer Zwischenlandung in Tampa. Auf diese Weise gewann die
Leitung der PSA viel Zeit.
Die Schwedin,
charmant, gutaussehend, mit grünen Nixenaugen und einer Samtstimme, führte das
erste Gespräch mit Captain Lassiter, nachdem der sofort erkannt hatte, daß
weder Bill Trailer noch Poul Wimburn die Mörder von Liz Wimburn sein konnten.
Zwei kurze
Telefongespräche von der Zentrale der PSA aus hatten genügt, um Captain
Lassiter darüber zu informieren, daß er der schicken Blondine Rede und Antwort
stehen und dem Eigentümer bei dessen Rückkehr plausibel machen sollte, daß sich
die Schwedin bis zur Klärung des Falles im Schloß aufhalten würde.
Morna sah
sich auf Manor-Castle um. Besonders interessierte sie sich naturgemäß für den
Ort des Geschehens. In der düsteren Umgebung, wo abends die Party stattfinden
sollte, war noch alles so, wie Poul Wimburn und Bill Trailer es verlassen
hatten.
Truhen
standen herum, Folterinstrumente lagen auf dem Boden und sollten ursprünglich
noch an den Wänden drapiert werden. Lose Kabel hingen über den grobgezimmerten
Bänken und Stühlen, welche die Kellerbar füllen sollten.
Liz Wimburns
Leiche war abtransportiert worden. Auch den großen Blutfleck hatte eine
Angestellte entfernt. Die Kreidezeichnung allerdings, die die Polizei
angefertigt hatte, war noch zu sehen. Daraus ließ sich rekonstruieren, wie die
Tote gelegen hatte.
Morna betrachtete
auch eingehend das Bild der teuflischen Deborah.
Durch Poul
Wimburn war Captain Lassiter auch in das letzte Gespräch eingeweiht worden, das
die Geschwister miteinander geführt hatten.
Es war zur
Sprache gekommen, daß das Gemälde die teuflische Deborah zeigte, die angeblich
viel Unheil in der Vergangenheit des Schlosses angerichtet hatte. In den
Schriften wurde sie auch als die Weiße Frau oder die Töterin von Manor-Castle
bezeichnet.
Diese Dinge
waren für Captain Lassiter nur zweitrangig gewesen. Ihm kam es darauf an, die
sich gegenseitig beschuldigenden Kontrahenten zu überführen. Es stand für ihn
eindeutig fest, daß ein Dritter, ein Unbekannter, den Mord begangen hatte. Die
Story von der teuflischen Deborah sagte ihm nichts. Seiner Meinung nach waren entweder
Bill Trailer oder Poul Wimburn Auftraggeber des verschwundenen Mörders.
Captain
Lassiters folgerichtige Gedankengänge waren von bestechender Klarheit.
Dem
vermutlichen Tathergang nach konnten beide als Täter in Frage kommen. Jeder
hatte Zeit gehabt, jeder die Möglichkeit: Poul Wimburn vor dem Verlassen des
Kellers, Bill Trailer unmittelbar nach dem Betreten der Kellerbar. Aber eines
sprach dagegen – beide hatten kein Motiv.
Also gab es
doch einen dritten Mann.
Er mußte sich
im Keller versteckt gehalten haben. Das Gewölbe weiträumig, Verstecke gab es
ausreichend. Und es mußte jemand sein, der schon einmal auf Manor-Castle
gewesen war, der sich hier genau auskannte.
Durch die
Bediensteten war mancher Name genannt worden.
Captain
Lassiter war auch die Gästeliste ausgehändigt worden. Darauf standen alle
Personen, die bei der Eröffnungsfeierlichkeit waren. Darunter auch Namen
angesehener Familien. Aber darauf nahm Captain Lassiter keine Rücksicht, als er
seine Nachforschungen ansetzte.
Es würden
einige Wochen vergehen, bis jede Person überprüft und vernommen war.
In diesem
Sinn unterhielt er sich auch mit Morna
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