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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Kunstsammlung, das ehemalige Gästezimmer, die ganze Welt - sie alle explodierten in scharfkantigen Scherben aus Schmerz. Jetzt erkannte auch Edouard Pereire, dass dies alles keineswegs unmöglich war.
    ***
    Vier Wochen später
    »Versuchst du, dich selbst zu hypnotisieren?«
    Professor Zamorra sah auf, als er die Stimme hörte. Er saß am hufeisenförmig geschwungenen Schreibtisch im Arbeitszimmer von Château Montagne, den rechten Ellbogen auf die Tischplatte gestützt. Die Kette, die er sonst um den Hals trug, lag um Zeige- und Mittelfinger. An einem Schnellverschluss baumelte Merlins Stern , eine handtellergroße silberne Scheibe mit einem stilisierten Drudenfuß in der Mitte. Um diesen zog sich ein Kreis mit den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen. Den äußeren Rand bildete ein Silberband mit hieroglyphischen Zeichen.
    »Was?«
    Vor dem Schreibtisch stand Nicole Duval und lächelte den Parapsychologen an. »Das heißt wie bitte und nicht was .« Sie deutete auf das baumelnde Amulett. »Willst du im Selbstversuch herausfinden, was überwiegt? Deine Fähigkeit zu hypnotisieren oder die, selbst nicht hypnotisiert werden zu können?«
    Der Professor verzog das Gesicht. Obwohl Nicole ein hautenges Top trug, dessen atemberaubender Ausschnitt der Phantasie kaum noch Spielraum ließ, hatte der Dämonenjäger nur Augen für die Silberscheibe. »Wenn ich könnte, würde ich am liebsten das Amulett hypnotisieren. Dann müsste es mir verraten, was mit ihm los ist.«
    »Warum? Hat es sich wieder danebenbenommen?«
    Tatsächlich war Zamorras stärkste magische Waffe vor einigen Wochen ein paar Mal außer Kontrolle geraten. So hatte Zamorra beispielsweise eine Zeitschau nicht mehr stoppen können und wäre an den Folgen der Entkräftung beinahe zugrunde gegangen. Oder sie war in Gegenwart eines Geistes so heiß geworden, dass sie den Parapsychologen vor Schmerzen handlungsunfähig gemacht und das Böse dadurch versehentlich unterstützt hatte. Seit gut einem Monat allerdings hatte Merlins Stern keine Auffälligkeiten mehr gezeigt. Vor kurzem hatte er ihm sogar geholfen, in aller Schnelle den komplizierten Zauber des rasenden Mondes zu bewirken und sich so aus einer prekären Situation zu retten.
    Der Meister des Übersinnlichen schüttelte den Kopf. »Das nicht…«
    »Aber?«
    »Aber ich weiß nicht, ob ich dem Amulett noch vertrauen kann! Was soll ich tun, wenn es plötzlich doch wieder gegen mich arbeitet? Oder noch schlimmer: wenn es andere gefährdet?«
    Nicole trat hinter ihren Liebsten, legte ihm die Arme um die Schultern und schmiegte sich an ihn. »Ich fürchte, dir bleibt nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen.«
    Zamorra seufzte. »Vielleicht.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Ich könnte auch jemanden um Hilfe bitten.«
    »Wer glaubst du, kann da helfen? Es war Merlin, der das Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hat. Aber er ist tot! Er kann dir nicht mehr helfen. Wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob er es zu Lebzeiten gekonnt hätte.« Sie gab ihm einen Kuss in den Nacken. »Und so etwas wie eine Amulettwerkstatt, wo du es zum Kundendienst hinbringen könntest, gibt es leider nicht.«
    »Wer weiß. Vielleicht hat Asmodis…«
    Nicole löste sich von Zamorra und versteifte sich. »WAS?«
    »Das heißt wie bitte und nicht was .«
    Nicole machte eine abfällige Handbewegung. »Das ist nicht lustig! Du willst doch nicht ernsthaft Assi um Hilfe bitten! Sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es noch nicht. Er hat der Hölle den Rücken gekehrt, er ist Merlins Bruder und hat nun dessen Job inne. Wenn uns einer helfen kann, dann er!«
    »Das kommt überhaupt nicht infrage! Einmal Teufel, immer Teufel! Er hat der Hölle den Rücken gekehrt, fein! Das macht ihn aber kein bisschen vertrauenswürdiger!«
    Sie stapfte zum Panoramafenster und sah hinunter auf die Loire und das kleine Dorf im Tal.
    Zamorra legte das Amulett auf den Arbeitstisch und ging zu Nicole. Als sie sich zu ihm umdrehte, sah er die goldenen Tüpfelchen in ihren Pupillen, die sich immer dann zeigten, wenn sie aufgeregt war.
    »Keine Panik, Nici! Noch hab ich ihm nichts davon gesagt, und bevor ich es tue, werde ich sehr lange darüber nachdenken und noch länger mit dir darüber diskutieren!«
    »Versprochen?«
    »Versprochen!«
    Nicole streckte die Hand aus und rief das Amulett. Sofort materialisierte es auf der Handfläche.
    »Funktioniert einwandfrei«, sagte sie.

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