0911 - Der Helk des Quellmeisters
Gelegenheit, mich mit dir zu beschäftigen, weil mich mein Amt voll ausgelastet hat. In der LFT geht es im Augenblick wieder einmal drunter und drüber. Den Grund kennst du vermutlich aus den Nachrichten..."
„Wo ich bin, erreichen mich keine Funknachrichten", sagte Margor. „Du mußt mir also schon verraten, was eigentlich vorgefallen ist."
„Uns stehen wieder einmal Friedensverhandlungen bevor", erklärte der Terranische Rat. „Die Loower haben eine neue Delegation zur Erde geschickt. Aber statt des terranischen Mädchens, dieser Baya Gheröl, steht ihr ein Loower vor. Sein Name ist Goran-Vran. Ein cleverer Bursche, ich habe selbst schon mit ihm zu tun gehabt. Und weißt du, was er behauptet? Daß du Baya Gheröl entführt hast! Wenn das stimmt, Boyt, dann muß ich dir gratulieren."
„Jetzt, wo sich trotz allem eine Allianz zwischen Terranern und Loowern anzubahnen scheint, ist das nicht mehr von Bedeutung", erwiderte Margor. „Aber ich habe mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet und mir entsprechende Schritte überlegt."
„Du hast einen neuen Plan?" fragte Van Renekkon begeistert.
„Ich darf meine Gegner nicht zur Ruhe kommen lassen", meinte Margor. „Es wird Zeit, daß ich mich ihnen wieder in Erinnerung bringe. Dazu brauche ich jedoch deine Unterstützung, Van. Deshalb bin ich hier. Die Anwesenheit der loowerischen Delegation läßt den Schluß zu, daß bald die gesamte LFT-Spitze zu Verhandlungen mit den Delegierten zusammentreffen wird. Ich weiß, daß man dieses Wagnis meinetwegen in letzter Zeit nicht eingegangen ist. Aber ich kann mir vorstellen, daß man bei Verhandlungen mit den Loowern auf eine Dezentralisierung der LFT-Spitze verzichten wird. So ist es doch, Van?"
„Das ist schon richtig, Boyt", antwortete der Terranische Rat. „Aber falls es dazu kommt, daß die gesamte Regierungsspitzezusammentritt, wird man entsprechende Vorkehrungen treffen."
„Ich verlasse mich da ganz auf dich, Van", sagte Margor. „Du hast genügend Einblick, um mir nicht nur Ort und Zeit der Verhandlungen zu verraten, sondern mich auch über die Sicherheitsmaßnahmen zu informieren."
„Das schon - aber ich fürchte, so schnell wird es nicht dazu kommen", meinte Van Renekkon. „Goran-Vran hat darauf bestanden, mit dem Ersten Terraner persönlich zu verhandeln. Aber Julian Tifflor ist im Augenblick gar nicht auf Terra."
„Was soll das heißen? Was ist mit Tifflor?"
„Darüber war nichts zu erfahren. Es heißt nur, daß er auf irgendeiner Außenstation zu tun hat. Worum es sich auch immer handelt, es scheint dem Ersten Terraner wichtiger zu sein als die Friedensverhandlungen mit den Loowern."
„Du mußt herausfinden, was dahintersteckt, Van", verlangte Boyt Margor. „Wenn ich wiederkomme, möchte ich Einzelheiten hören. Diese Angelegenheit ist vorrangig. Ich melde mich in vierundzwanzig Stunden wieder."
Ohne ein weiteres Wort kehrte Margor in seine Großraumklause zurück. Er kam nur, um die beiden verwundeten Paratender abzuholen und sie auf den distanzlosen Schritt nach Delta-Tansor mitzunehmen. Aber als er auf der ehemaligen terranischen Kolonialwelt materialisierte, war er allein. Ein entsprechender Gedanke hätte genügt, um sich der beiden lästigen Paratender im Hyperraum zu entledigen.
Tansor war eine unwirtliche Eiswelt. Die wenigen kurzzeitig bebaubaren Landstriche hatten früher nicht einmal ausgereicht, um die zweihunderttausend in Städte-Kuppeln lebenden Einwohner mit Agrarprodukten zu versorgen. Nachdem mehr als die Hälfte der Bevölkerung zur Erde abgewandert war, standen die Wohnkuppeln fast leer.
Die Paratender, die unter Steve Norquunds Führung hergekommen waren, fanden in den verwaisten Silos einen ausreichenden Vorrat an Lebensmitteln und technischen Geräten. Sie konnten praktisch aus dem Vollen schöpfen, denn die anfänglichen Widerstände hatte Margor auf einfache Weise beseitigt, indem er die Wirtschaftstreuhänder von Tansor zu Paratendern gemacht hatte.
„Wie läuft es?" fragte Margor, als er Steve Norquund in der Verwaltung eines Ausrüstungslagers gegenüberstand.
„Die zwei Container stehen bereit", sagte der ehemalige Cheftender von Klause z. „Sie sind mit der von dir geforderten Ausrüstung beladen. Es gibt überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Vorratsbeschaffung. Noch ahnt die Bevölkerung von Tansor-Stadt nicht, daß ihre Vorratslager geplündert werden. Wir haben uns nach allen Seiten hin abgeschirmt. Sage mir, was du brauchst, und ich beschaffe es
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