0911 - Der Helk des Quellmeisters
zu unterdrücken. Seiner Kehle entrangen sich unartikulierte, gurgelnde Laute, die schließlich in einen langgezogenen, animalischen Schrei übergingen.
Und während er noch schrie, war er auf einmal über Baya. Die kraftvollen Arme griffen nach ihr, packten sie in der Körpermitte und hoben sie so spielerisch hoch, als hätte sie überhaupt kein Gewicht. Der Druck seiner Hände war so stark, daß Baya glaubte, ihre Knochen würden brechen. Dabei merkte sie, daß Goro noch nicht voll aus sich herausgegangen war.
Er hob sie hoch über sich - holte aus, wie um sie mit voller Wucht zurück auf den Boden zu schleudern.
In dieser Haltung sah sich Goro plötzlich mit Boyt Margor konfrontiert. Aber er nahm Margor gar nicht wahr, sondern nur den unförmigen Klumpen, den er an einem Reif um den Hals trug. Und auch der Anblick des Steines war es nicht, der Goro in seinen Bann schlug, sondern die unsichtbare Ausstrahlung, die tief aus seinem Inneren kam und ihm von dort entgegenschlug.
„Setz sie ab!" befahl Margor. „Laß Baya langsam und vorsichtig herunter und stelle sie auf die Beine!"
Goro schickte sich an, dem Befehl zu gehorchen. Aber er tat es sichtlich widerstrebend. Es schien, als würden in ihm verschiedene Einflüsse aufeinandertreffen und um die Vorherrschaft ringen. Der Einfluß Margors und seines Amuletts bewirkte zumindest, daß Goro Baya freigab. Aber kaum hatte er sie losgelassen, da begann er zu toben und die medizinischen Geräte mit bloßen Fäusten zu zertrümmern.
Margor gelang es nicht, Goros Aufmerksamkeit noch einmal auf sein Amulett zu lenken. Goro war durch nichts zu bändigen. Ein Medo-Roboter, der ihm eine Beruhigungsspritze verabreichen wollte, wurde von ihm schrottreif geschlagen.
Aber auch danach beruhigte sich Goro nicht. Er raste noch mehr als zuvor. Er schien sich in wahren Blutrausch gesteigert zu haben, denn nun stürzte er sich auf seine Artgenossen, die noch bewegungsunfähig in ihren MedoBetten lagen.
Endlich trafen die alarmierten Paratender ein. Aber Goro brach nicht gleich unter der ersten Salve der Lähmstrahlen zusammen. Er hatte noch Gelegenheit, zwei seiner Artgenossen mitsamt den schwergewichtigen Medo-Betten durch die Luft zu schleudern, bevor er unter dem konzentrierten Strahlenschauer der Paralysatoren zusammenbrach.
Baya drückte sich zitternd an Margor. Sie tat es instinktiv und ohne sich bewußt zu werden, bei wem sie eigentlich Schutz suchte.
„Das habe ich nicht gewollt", sagte sie weinerlich. „Es war wirklich nicht meine Absicht, Goros Wut zu entfachen."
„Das war dir hoffentlich eine Lehre", erwiderte Margor überraschend gefaßt. „Wer weiß, ob Goros Aggression nicht so und so zum Ausbruch gekommen wäre. Wahrscheinlich warst du nur der auslösende Faktor.
Dieses Beispiel sollte dir gezeigt haben, daß es besser ist, den Tempestern fern zu bleiben. Und mir hat es die Erkenntnis gebracht, daß sie auch mit den Waffen der Entelechie nicht zu befrieden sind. Das macht sie um so wertvoller für mich."
„Diese Menschen sind krank", sagte Baya schaudernd. „Boyt, du mußt sie zur Erde schicken, wo ihnen vielleicht geholfen werden kann."
„Ich werde mich hüten", sagte Margor belustigt, „irgend etwas Derartiges zu tun. Im Gegenteil, ich werde die Veranlagung der Tempester sogar noch fördern und sie in die von mir gewünschten Bahnen lenken. Ich werde unbezwingbare Kampfmaschinen aus ihnen machen."
„Du bist ein Ungeheuer, Boyt!" sagte Baya angewidert.
Aber er lachte sie nur aus.
. Nachdem Baya Gheröl zum oberen Deck entschwunden war, traf Boyt Margor die Auswahl einer Mannschaft für eine Expedition nach Jota-Tempesto. Sein Ziel war es nicht nur, weitere Paratender von dort zu holen, sondern auch, das Geheimnis der Tempester zu ergründen.
Er wollte herausfinden, was die Ursache dieses sporadisch aufflammenden Aggressionstriebs war.
Gleichzeitig mit der Lösung dieses Problems wollte er die Erschaffung einer dreifachen Großraumnische anstreben.
7.
Der Helk entsprach in etwa einer knapp siebzehn Meter langen Walze, die einen ungefähren Durchmesser von sechseinhalb Metern hatte. Eine genauere Messung war deshalb nicht möglich, weil er keine ebenmäßige Oberfläche hatte und überall Vorsprünge, verschieden geformte Auswüchse und unregelmäßige Vertiefungen aufwies.
Bisher war nur erwiesen, daß dieser Helk sich aus neun Segmenten zusammensetzte, von denen jedes autark und handlungsfähig zu sein schien. Über die technischen
Weitere Kostenlose Bücher