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0912 - Das Weltennetz

0912 - Das Weltennetz

Titel: 0912 - Das Weltennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ausgeliefert, was ihn nun vom Boden in die Höhe schnellen ließ.
    Er gab keinen Laut von sich, denn ihm schwanden die Sinne…
    ***
    Maiisaro schrie!
    Jede Faser ihres Körpers brannte lichterloh, schien sich zu dehnen, als wolle sie reißen. Ihre Beine und Arme schlugen unkontrolliert in alle Richtungen. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis die Schmerzen nach und nach abebbten. Bis sie soweit vergangen waren, dass Maiisaro einen einigermaßen klaren Gedanken fassen konnte, dauerte es noch einmal so lange.
    Vorsichtig setzte sie sich auf. Rund um sie herum war alles verbrannt - sie lag in er Mitte eines verkohlten Kreises, der gut 50 Schritte durchmaß. Maiisaro blickte auf ihre Arme. Dort war von Verbrennungen nichts zu entdecken. Sie musste die komplette Hitze nach außen abgegeben haben. Instinktiv hatte das Licht der Wurzeln ihren eigenen Körper geschützt. Wenn man sie auch für immer aus ihrer angestammten Welt verbannt hatte, so war sie noch immer eine Herrscherin mit all ihren Fähigkeiten.
    Vorsichtig kam sie auf die Füße. Ihr ganzer Körper zitterte nach wie vor, ihre Zähne schlugen aufeinander. Die Hitze hatte sie abgestrahlt, doch jetzt fehlte ihr jede Spur von Wärme im Körper. Aber das würde sich geben, das wusste sie. Sie musste nur Geduld haben.
    Ihre Gedanken wanderten langsam zu Zamorra. Der Mann von der Erde war nun ganz den Launen ihrer Schwester ausgeliefert. Eine schlimme Vorstellung. Doch es gab für Maiisaro noch schlimmere Erkenntnisse. Der Plan lief - wer sollte ihn noch aufhalten? Die Herrscher in ihrer Kuppel schienen für jeden Einwand blind zu sein, wollten einfach nicht glauben, was man ihnen sagte. Sie hielten ihre Vorgehensweise für richtig, für existenziell zum Wohle der Galaxie.
    Maiisaro glaubte jedoch, dass nicht wahre Bosheit der eigentliche Grund war. Die Herrscher waren in dieser Galaxie, um zu schützen, doch nun taten sie das Gegenteil. Sie waren verblendet - und Maiisaro glaubte fest daran, dass ihre Schwester Zyrall das alles forcierte.
    Maiisaro musste etwas unternehmen und zwar schnell. Der Weg zur Kuppel war ihr versperrt, doch sie besaß ja noch immer ihre Fähigkeit andere Ort durch ihren Geist zu erreichen.
    Maiisaro wartete geduldig ab, bis sie glaubte, ihre Kräfte wieder unter Kontrolle zu haben. Sie wollte kein Risiko eingehen, denn ihr Weg sollte sie zur Erde führen. Ein Fehlsprung hätte bei ihrer körperlichen Verfassung sicher unangenehme Folgen gehabt. Also ließ sie sich Zeit.
    Dann glaubte sie, dass Risiko einschätzen zu können. Es sollte ihr nun wohl gelingen.
    Maiisaro sprang - und es geschah nichts. Sie brauchte lange, ehe sie sich darüber klar wurde, was hier geschehen war. Sie versuchte es noch einmal mit einem anderen Ziel. Sie wollte nun auf ihre Welt um sich dort erst einmal ganz zu regenerieren.
    Das Ergebnis blieb das gleiche. Der Sprung schien zu starten, doch dann brach er ab. Ganz einfach so.
    Das Licht der Wurzeln ging in die Knie. Nur langsam wollte der Gedanke in ihr Bewusstsein Einzug halten. Sie hatte ihre Fähigkeit verloren. Also hatte Zyrall weit mehr getan, als sie nur zu verbannen. Seit ewigen Zeiten hatte Maiisaro nicht mehr geweint, seit dem Tag, als man ihren Geliebten ermordet hatte, war das nicht mehr geschehen, doch nun liefen Tränen über ihr Gesicht.
    Die Wahrheit traf sie hart.
    Das Licht der Wurzeln war auf der Schalenwelt gefangen.
    Und die Chance, dass ihr irgendwer zur Hilfe kam, war nur äußerst gering.
    ***
    Schaina war die Wurzel.
    Ihre alten Erinnerungen wollten nun ganz verblassen, sie für immer verlassen. Diese Erinnerungen an Freunde, Kinderlachen, an Menschen, die sie geliebt hatte…
    Hatte… oder tat sie es doch noch? Da war das Gesicht einer Frau. Ihrer Mutter? Hatte die sie nicht immer eindringlich vor dieser Stadt gewarnt? Ja, Schaina erinnerte sich doch noch daran. Und plötzlich gab es zu diesem Gesicht auch noch eine Stimme, die leise Lieder für sie sang, bei denen Schaina immer so wunderbar eingeschlafen war. Lieder aus alten Zeiten, Lieder über Liebende, die nicht zueinander finden konnten, Lieder über Riesen und Zwerge, tapfere Männer und Frauen, die alles für ihre Lieben taten.
    Etwas regte sich in Schaina. Sie wäre jetzt so gerne bei dieser Frau gewesen, hätte sie in den Arm genommen. »Geh nicht wieder in die Stadt. Sie ist böse. Du musst auf mich hören, mein Kind… du wirst dort noch umkommen.«
    Schaina hatte immer darüber gelacht, denn niemand konnte sie ja sehen.

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