0912 - Das Weltennetz
nach.
Der Junge, der für sein Alter im Grunde zu klein und viel zu zart wirkte, sah sie mit hoch erhobenem Kopf an.
»Weil es einen Weg gibt - und wenn es einen Weg gibt, dann werden wir ihn finden. Vinca, Zamorra, Lakir, ihr beide und ich. Und vielleicht hilft uns noch jemand… oder ganz viele. Ich weiß das. Ihr dürft nicht traurig sein, ja?« Dann bekamen Rola und Nicole einen dicken Kuss von Serhat und schon war er wieder in seinem viel zu großen Schlafsack verschwunden.
Rola und Nicole sahen einander an - sie wussten nicht, ob sie nun lachen oder weinen sollten. Dennoch waren sie sich einig darüber, dass Serhat ihnen eine Hoffnung gegeben hatte.
Das war vielleicht mehr, als sie hätten erwarten können.
***
Weder Maiisaros Lichtmagie, noch Merlins Stern konnten so schnell reagieren, was dem Professor jedoch wieder einmal bewies, dass etwas mit dem Amulett nicht stimmte. Es war träge geworden, einfach zu langsam, um seinen Träger noch wirklich schützen zu können. Seit Merlins Tod ging das nun schon so, doch hier und heute erreichte diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt.
Die schwarze Fackel im Zenit der Kuppel erfasste die beiden blitzschnell mit ihrem dunklen Lichtschein. Maiisaro erkannte, dass sie bewegungsunfähig war - ihrem Begleiter schien es nicht anders zu ergehen.
Die Stimme der Herrscher erklang, doch sie war durchdrungen und dominiert von dem Organ ihrer Schwester. Die Gemeinschaft der Herrscher schien nicht länger ausgeglichen zu sein. Sie ließen sich nach hinten drängen, wenn die eine starke Persönlichkeit es so wollte.
»Nun werde ich tun, was ich schon lange hätte erledigen sollen. Töten darf ich dich nicht.« Zumindest galten noch gewisse Regeln, wie Maiisaro jetzt erkannte, aber es mochten nur einige wenige sein, die einst von den schwarzen Flammen aufgestellt worden waren.
»Nein, Zyrall.« Maiisaro erkannte, dass ihr das Sprechen unglaublich schwer fiel. Die schwarze Flamme beeinträchtigte ihrem ganzen Organismus. »Genau das darfst du nicht, denn unsere Ahnen wollten, dass keiner von euch je einen Mord begehen sollte. Doch du hast den bösen Einfluss in die Gemeinschaft gebracht, der auch das ermöglicht hat. Ihr habt tausendfach gemordet, weil eure Kreaturen Tod und Elend über die Welten der weißen Städte brachten. Ihr habt es nicht verhindert - und du bist die Triebfeder hinter allem! Zyrall, meine Schwester, du willst zur Mörderin einer ganzen Galaxie werden!«
»Schweig, Maiisaro. Du bist nur noch lächerlich. Also - nimm deine Strafe hin. Wir verbannen dich für immer aus unserer Welt. Ab sofort nehmen wir dir die Fähigkeit, diese Welt zu erreichen. Ich hoffe nur, dass das, was nun folgt, vielleicht doch noch dein Tod sein wird. Verschwinde von hier - für immer!«
Zamorra wurde zu Boden geschleudert, als die schwarze Flamme plötzlich eine Energiewelle auf das Licht der Wurzeln schleuderte.
Maiisaro schrie auf, schien von heftigen Krämpfen geschüttelt zu werden, dann versagten ihre Beine völlig. Wie ein Stein fiel das Licht der Wurzeln zu Boden und wand sich unter Schmerzen. Zamorra traute seinen Augen nicht, doch er konnte deutlich sehen, wie Maiisaro nach und nach durchsichtig wurde und schließlich ganz verschwunden war.
Fassungslos starrte er auf den Punkt, an dem vor einer Sekunde noch Maiisaro gelegen hatte. Ihm wurde bewusst, wie sehr er auf die Kindfrau gesetzt hatte.
Nun war er vollkommen auf sich gestellt und ohne eine Waffe, die Erfolg versprochen hätte. Merlins Stern schaffte es mit Mühe, den Schutzschirm um seinen Träger aufzubauen, doch der war so schwach, dass er jeden Augenblick auch wieder zusammenbrechen konnte.
Zamorra fürchtete, dass Maiisaros Schwester ernst gemacht hatte. Sie hatte sie nicht direkt getötet, aber das Verschwinden der ehemaligen Herrscherin war so heftig abgelaufen, dass der Professor für ihre Gesundheit fürchtete - wenn nicht gar um ihr Leben.
»Du, Zamorra, hättest dich nicht in Dinge einmischen sollen, die weit über deinen Verstand hinaus gehen. Dich könnten wir dafür mit dem Tod bestrafen, doch dazu konnten sie viele unserer Stimmen nicht entschließen. Doch wir haben eine Strafe für dich gefunden, die vielleicht noch schlimmer ist. Also werde ein Teil dieser dich umgebenden Pracht - werde ein Teil vom Plan.«
Zamorra spürte, wie eine Kraft sich seines Körpers bemächtigte.
Die Aktivitäten von Merlins Stern brachen in sich zusammen. Der Parapsychologe war vollkommen schutzlos dem
Weitere Kostenlose Bücher