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0913 - Das Erbe der schwarzen Flammen

0913 - Das Erbe der schwarzen Flammen

Titel: 0913 - Das Erbe der schwarzen Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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suchten und fanden sie ihre Ziele - verknüpften sich mit anderen Strahlen, die allesamt das Netz bilden würden.
    Zamorra ließ seinen Blick weiter ziehen. Er musste sich orientieren, um die galaktische Position der Erde ausfindig zu machen. Doch soweit kam er nicht. Wieder spürte er überdeutlich, dass er nicht mehr alleine war.
    Pykurr stand stumm und bewegungslos wie eine Statue zu Zamorras Füßen, doch der Speer in seiner Hand - eine dieser merkwürdigen Waffen, die sich nach Bedarf verlängerten oder zu der Größe eines Kurzschwertes schrumpfen konnten - verhieß dem Professor nichts Gutes.
    Zamorra unterließ alles, um den Ductor zu provozieren, was in seiner Lage ja auch kaum möglich war. Doch eine Provokation brauchte der Ductor nicht. Sein Hass reichte ihm da vollkommen aus. Er fasste den Speer kurz und holte aus, doch eine Stimme ließ ihn erstarren.
    »Pykurr - lass es bleiben. Verschwinde von hier und lass dich vorläufig nicht blicken.«
    Klare Worte, die den Ductor hart trafen, doch er gehorchte ohne Widerrede. Zamorra atmete durch. Zumindest dieses Problem war vorläufig gelöst. Doch wessen Stimme hatte er da gehört? Das klang überhaupt nicht nach Zyrall oder der sonst so sonoren Männerstimme, mit der die Herrscher sich meldeten.
    Lange Zeit herrschte wieder absolute Stille. Zamorra verfiel in Grübelei. Was hatten die Herrscher mit ihm vor? Wenn das Netz gesponnen war… wozu war er dann noch gut? Vielleicht würde ihm dann nichts anderes übrig bleiben, als den Ductor verbal so zu provozieren, dass der ihn schnell tötete. Keine schöne Vorstellung, doch als Trophäe für die Herrscher wollte Zamorra auch nicht in alle Ewigkeiten dienen.
    »Du bist Professor Zamorra.«
    Es war die Stimme, die vorhin den Ductor gemaßregelt hatte - doch nun klang sie nicht mehr bestimmend, sondern sanft und hell, wie die eines Kindes. Sprach ein Herrscher zu ihm? Zamorra wollte jede Chance nutzen, auch wenn die noch so klein erscheinen mochte.
    »Ja, der bin ich, aber wer fragt mich das? Bist du ein Herrscher?«
    Ein leises Lachen klang auf - Kinderlachen, keine Frage.
    »Ja, das bin ich wohl, aber ich bin nicht so wie Zyrall, weißt du? Maiisaro ist doch deine Freundin, oder?«
    Zamorra zögerte mit der Antwort, denn die konnte ihm so oder so ausgelegt werden. Doch wenn es sich bei diesem Herrscher tatsächlich um ein… Kind… handelte, dann zählte jetzt nur Ehrlichkeit. Kinder spürten Lügen mit traumwandlerischer Sicherheit auf. Darin waren sie Experten und konnten aus diesen Erfahrungen heraus die eigenen kleinen Lügen blendend tarnen.
    »Ja, Maiisaro ist meine Freundin. Ich bin traurig über das, was ihr hier passiert ist.«
    Die Stimme blieb für Sekunden stumm, doch dann klang sie wieder auf.
    »Ich auch, aber die Mehrheit hat es so entschieden. Ich heiße übrigens Aligwa und bin sieben Jahre alt.«
    Zamorra wusste darauf nicht zu antworten. Sieben Jahre? Er hatte sich die Herrscher als eine Gemeinschaft von uralten Wesen vorgestellt, die man irgendwann in weiter Vorzeit als Kontroll- und Wachfunktion für die Galaxie installiert hatte. Doch dem schien nicht so zu sein. Der Professor formulierte vorsichtig die nächste Frage.
    »Dann bist du also vor sieben Jahren in dieser Kuppel geboren worden?«
    Wieder erklang das helle Kinderlachen.
    »Aber nein. Du bist ja dumm… ich war doch schon immer sieben Jahre alt. Wir alle hier sind so alt, wie wir es immer waren. Verstehst du denn das nicht?«
    Nein, das verstand Zamorra absolut nicht, aber er stellte dennoch zunächst eine ganz andere Frage an Aligwa.
    »Maiisaro, Zyrall und nun du… seid ihr alle… Mädchen?«
    Aligwa schien einen Moment darüber nachdenken zu müssen. »Nein, sind wir nicht, aber die Jungs sind meist zu faul, um nach vorne zu gehen.«
    Nach vorne - Zamorra erinnerte sich an ein Abenteuer, das er mit einer multiplen Persönlichkeit als Gegenspielerin zu bestehen hatte. Das war nun schon lange her, aber auch bei ihr war es stets darum gegangen, welche der vielen Persönlichkeiten, die in ihr wohnten, nach vorne trat. Denn wer vorne war, der repräsentierte die Gemeinschaft und somit das ganze öffentliche Bild der betreffenden Person.
    War das hier vielleicht ähnlich gelagert? Waren die Herrscher viele einzelne Persönlichkeiten, die mit einer Stimme sprachen, die gemeinsam handelten? Zumindest Zyrall fiel dann jedoch aus der Rolle, denn die Herrscherin drängte ihre hasserfüllte Persönlichkeit oft ganz weit nach vorne.

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