0914 - Begegnung auf Zaltertepe
Aber sie wurde blaß dabei, denn einen Vierundneunziger durch ständige Korrekturschaltungen gegen die auf SUPERPOSITION CENTER herniederprasselnden Fremdeinflüsse zu halten, erforderte viel Können.
Bagno Cavarett nickte seiner Assistentin aufmunternd zu. Er wußte, daß er sie bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit trieb. Aber ihm blieb nichts anderes übrig, denn er mußte die Zeitspanne nutzen, die sich der Vierundneunziger festhalten ließ, um die Hyperfeldschlinge zu beseitigen und den Zentralcomputer der Ertruser unter seine Kontrolle zu bringen.
Rund dreißig Sekunden später hatte er es geschafft. Keinen Augenblick zu früh, denn fast im gleichen Moment stieß Cludie Sanfro einen Angstschrei aus, weil ihr der Vierundneunziger praktisch unter den rasend schaltenden Fingern zerrann. „Lassen Sie ihn ruhig, Cludie!" sagte Bagno. „Sie haben ihn genauso lange festgehalten, wie ich ihn brauchte."
Wenige Minuten später hatte Bagno Cavarett es geschafft. Der Zentralcomputer von Nagelia würde wieder im Sinn der siganesischen Subkolonie arbeiten. Zwar nur eine begrenzte Zeitspanne, aber das würde, so hoffte Bagno, genügen, um den Ertrusern bei der Untersuchung des unbekannten Raumfahrzeugs zuvorzukommen.
*
„Neueste Auswertung!" rief Tramton Kalackai und riß eine Auswertungsfolie aus dem Ausgabeschlitz des Zentralcomputers.
„Da bin ich aber gespannt", meinte Ruko Mamock, Kommandeur der Miliz von Zaltertepe. „Meine Männer brennen vor Unternehmungslust, und ich möchte nicht stundenlang im Majorspalast herumstehen und Maulaffen feilhalten."
„Gib schon her!" grollte Kenar Tomp, Stadtmajor von Nagelia, und hielt Kalackai die große, auf dem Rücken dicht behaarte Hand hin.
Der Erste Kybernetiker hatte den Text auf der Folie mit undurchdringlichem Gesicht gelesen. Er gab die Folie kommentarlos an den Stadtmajor weiter.
Tomp überflog den Text. Sein Gesicht lief violett an.
„Was soll das heißen?" brüllte er außer sich. „Haben wir die ganzen Vorbereitungen etwa für nichts und wieder nichts getroffen?"
„Was steht da?" fragte Quopa Xucko, der Kommandeur des Raumfahrtkommandos Zaltertepe und ein für Ertruser ungewöhnlicher kleiner Mann. Er maß nur 2,33 Meter und wog, auf Erdgravitation umgerechnet, 11,4 Zentner.
„Hier steht, das Großkampf- und Nachschubschiff der Siganesen hätte uns nur vorgetäuscht, daß es in der Schlucht niedergegangen sei!" schrie Kenar Tomp. „Die Berechnungen ließen nur den Schluß zu, daß das Schiff durch die Schlucht geflogen ist, um seine Absicht, in der Khancoban-Plain niederzugehen, zu vertuschen."
Er knüllte die Folie zusammen und warf sie auf den Boden.
„Dann brauchen wir Fahrzeuge des Raumfahrtkommandos, um das fremde Objekt zu finden", stellte Quopa Xucko sachlich fest.
„Was?" schrie Ruko Mamock ihn an. „Sind meine Soldaten etwa nicht mehr gut genug!"
„Wollen wir sie dreitausend Kilometer zu Fuß gehen lassen?" fragte Xucko sarkastisch. „Ganz abgesehen von den Blasen, die sie sich laufen würden, kämen sie viel zu spät in der Khancoban-Plain an. Das fremde Schiff hätte seine Mission bis dahin erledigt und wäre vielleicht sogar schon wieder gestartet."
„Quopa hat recht!" stellte Kenar Tomp fest. „Wir müssen die Mittel einsetzen, die der Sachlage angemessen sind und in diesem Fall sind das die Raumschiffe. Quopa, wieviel leichte Einheiten können in einer Stunde starten?"
„Siebzehn", antwortete Quopa Xucko.
„Siebzehn sind zuviel", erwiderte der Stadtmajor. „Ich denke, drei dürften genügen, um den Landeplatz des fremden Schiffes festzustellen."
„Aber."!" warf Ruko Mamock ein - und schwieg, als Kenar Tomp ihn mit einer Handbewegung stoppte.
„Laß außerdem drei Transportschiffe startklar machen, Quopa!" fuhr der Stadtmajor fort. „Und Ruko, du stellst ein Expeditionskorps von tausend Mann zusammen, das in zwei Stunden in die Transporter steigen wird."
Mamocks wütende Miene verschwand und machte einem erleichterten Grinsen Platz. Knallend schlug er die Hacken zusammen.
„Wird sofort veranlaßt, Herr Stadtmajor!" brüllte er begeistert.
Er eilte an eine Telekom-Konsole, schaltete das Gerät ein, wartete, bis sich sein Adjutant meldete und bellte dann eine Serie von Befehlen.
Kenar Tomp ging zu einem Wandschränkchen, öffnete es und holte eine Zwanzigliterflasche heraus, die mit goldgelbem Korn gefüllt war. Genießerisch zog er den Korken heraus, während Quopa Xucko vier Litergläschen aus
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