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0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorhanden. Meiner Ansicht nach rochen die Pflanzen und Sträucher, aber auch die Bäume alle irgendwie nach Trauer und Tränen, als wollte sich die Natur vor dem Unausweichlichen verneigen.
    Camilla Davenport saß neben mir. Sie hielt den Körper ziemlich steif, auch wenn der Kopf leicht gesenkt war. Die Arme hatte sie ausgestreckt, die Hände zusammengelegt und in Kniehöhe zwischen ihre Beine gedrückt. Nach einem tiefen Atemzug fing sie an zu reden. »Es ist nicht leicht für eine Frau, wenn sie zugeben muß, von ihrem Mann belogen und betrogen worden zu sein, Mr. Sinclair.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Das ist manchmal besser, aber ich habe es vor zehn Jahren getan und habe auch an das geglaubt, was mir meine Eltern immer sagten. Daß ein Leben ohne Ehemann und Kinder nichts ist und so weiter. Kinder haben wir keine bekommen, aber mit dem Ehemann war das so eine Sache. Anfänglich ging alles gut, und erst im letzten Jahr kam ich dahinter, daß mich mein Mann mit dieser Person betrog.«
    »Sie arbeitete tatsächlich als Callgirl?«
    »Ja, so glauben Sie mir doch!«
    »Sorry, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich habe andere Informationen.«
    Ihr Kopf ruckte nach links, so daß sie mich direkt anschauen konnte. »Welche denn?«
    »Ich weiß, daß eine gewisse Betty Connaro als verletzte Person in einem Krankenhaus lag und dort gestorben ist, und zwar an irgendwelchen Verbrennungen. Mehr weiß ich leider nicht.«
    »Da schließt das eine das andere doch nicht aus. Oder hat man sie vor ihrem Tod nach dem Beruf gefragt?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie.«
    »Ich sah sie nur als Krankenschwester.«
    »Wann und wo?«
    »Heute morgen, da war ich in dem Krankenhaus, in dem sie starb. Und sie erschien mir in Schwesterntracht, aber niemand kannte sie auf meine Nachfrage hin als Schwester und Kollegin. Sie war als Patientin bekannt, die starb, als ich den Mitarbeitern ihre Beschreibung gab.«
    Camilla Davenport wußte nicht, was sie antworten sollte. Sie starrte mich weiterhin an, schüttelte den Kopf und flüsterte dann: »Bitte, was haben Sie da gesagt?«
    »Ich sah sie heute in ihrer Schwesterntracht.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Warum?«
    Die Frau lachte schrill. »Warum - warum? Wir beide haben vorhin vor ihrem Grab gestanden.«
    »Stimmt.«
    »Sie ist tot.«
    »Sind Sie da sicher?«
    Camilla holte pfeifend Atem. »Das hört sich an, als wären Sie es nicht, Mr. Sinclair.«
    »Nein.«
    »Ha!« Es traf mich ihre scharfe Lache. »Das können Sie doch nicht behaupten. Oder wollen Sie sagen, daß es Tote gibt, die leben? Wollen Sie das damit andeuten?«
    »Durchaus.«
    Sie schwieg. Sie sprang nicht auf. Sie schimpfte mich nicht aus. Sie hielt mich nicht für verrückt, sie sagte einfach nichts, und genau dieses Schweigen machte mich nachdenklich. Dafür mußte es einfach einen Grund geben.
    »Was ist mit Ihnen, Mrs. Davenport?«
    Camilla hob die Schultern. »Ich kann es schlecht erklären. Sie haben mich noch nicht danach gefragt, weshalb ich zu diesem Grab gegangen bin.«
    »Dann frage ich Sie jetzt?«
    »Ich war skeptisch«, flüsterte sie.
    »Ich war einfach skeptisch und wollte es mir nicht eingestehen, daß sie möglicherweise nicht tot ist. Deshalb habe ich mir ihr Grab mit den eigenen Augen angeschaut. Können Sie das begreifen, Mr. Sinclair?«
    »Nein, im Prinzip nicht. Es ist einfach nicht logisch, aber ich habe selbst erlebt, daß man damit nicht weiterkommt. Nur sehe ich das nicht als Grund für Ihr doch außergewöhnliches Verhalten an, Mrs. Davenport.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Und weshalb gingen Sie zum Grab?«
    »Es hing mit meinem Mann zusammen«, flüsterte sie und schüttelte dabei den Kopf.
    »Aha.«
    »Er ist anders, er ist - ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll. Ich war mir sicher, daß er sie heute wieder besuchen würde. Er hatte keine guten Ausreden mehr. Er schien gemerkt zu haben, daß ich etwas wußte, und er sprach von einem Besucher, den er vom Flughafen abholen mußte, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Ich war auch zu stolz, um ihm nachzufahren oder ihn begatten zu lassen. Ich bin zum Friedhof gegangen und wollte sehen, ob dieses Weib wirklich unter der Erde liegt, damit mich mein Mann mit ihr nicht mehr betrügen konnte. Ich habe das Grab gesehen. Und jetzt habe ich Sie kennengelernt, Mr. Sinclair, und da bin ich mir nicht mehr sicher. Können Sie das nachvollziehen?«
    »Ja, das kann ich.«
    »Und was ist tatsächlich

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