0917 - Grenze im Nichts
Informationen sofort weitergegeben wurden.
Unwillkürlich fragte er sich, was er zur Verbesserung der Situation der beiden Gefangenen tun konnte. Er wußte nicht, wer sie waren und was sie beabsichtigten, aber die Tatsache, daß er und sie einen gemeinsamen Gegner besaßen. machte sie naturgemäß zu Verbündeten.
Vielleicht gelang es ihnen gemeinsam, die Flugobjekte und ihre Auftraggeber zu überrumpeln.
Dieser Gedanke ließ den Loower nicht mehr los.
*
Er hatte einen in höchstem Maße unbefriedigenden Erfolg errungen, dachte Cerveraux.
Was nützte es ihm, daß sich zwei der Ankömmlinge in seiner Gewalt befanden, wenn der dritte draußen in den Trümmern der Plattform herumturnte und offensichtlich unangreifbar war. Diese Entwicklung, die nicht vorherzusehen gewesen war, besaß einen weiteren Nachteil für den ehemaligen Bauarbeiter. Er war nicht in der Lage, sich auf die beiden Gefangenen zu konzentrieren, obwohl alle von dort kommenden Informationen von großer Wichtigkeit gewesen wären. Solange der dritte Fremde in Freiheit war, mußte er sich um ihn kümmern.
Was Cerveraux jedoch am meisten ernüchterte, .war der Verlust von vier Tochtersystemen. Zum Glück gehörte Geurly nicht zu jenen, die umgekommen waren. Geurly hatte sich sehr klug verhalten. Der Ableger hatte darauf geachtet, daß der Kontakt zu dem kleinsten der drei Besucher nicht verlorenging. So war Cerveraux nach wie vor in der Lage, diesen gefährlichen Eindringling zu beobachten.
„Im Augenblick bin ich ziemlich ratlos", gestand er den Tochtersystemen in seiner unmittelbaren Umgebung. „Ich weiß nicht, wie ich nun vorgehen soll, Suys."
Der direkt angesprochene Ableger antwortete nicht. Natürlich wußte Suys in dieser Angelegenheit keinen Rat.
In diesem Augenblick wurde der Turm von einer Erschütterung durchlaufen: Sie war nicht sehr heftig, aber Cerveraux konnte sie deutlich spüren.
Er erschrak.
„Habt ihr das registriert?" wandte er sich erneut an seine Tochtersysteme.
„Vibrationen", erwiderte ein Ableger namens Kreyn. „Sollen wir feststellen, welchen Ursprung sie haben."
„Das ist nicht nötig", sagte Cerveraux schroff. „Ich weiß, woher sie kommen."
„Sollen wir etwas dagegen unternehmen?" wollte Suys wissen.
Cerveraux fühlte sich von den Ereignissen überrumpelt. Er war von Gefahren regelrecht eingekreist. Die Erschütterung, die er gerade gespürt hätte, .kam zweifelsohne aus dem Sektor, in dem Lorvorcs Leiche lag. Das war ein schlechtes Zeichen. Dort unten im Innern der zerstörten Plattform ging irgend etwas vor. Cerveraux war sich dieser Gefahr stets bewußt gewesen, aber er hatte immer gehofft, daß diese Schrecken in der Tiefe der Ruine verborgen bleiben würden. Nun drohte eine unheimliche Entwicklung.
Selbstmitleid ergriff ihn.
Hatte er nicht an diesem Bauwerk mitgearbeitet? Hatte er nicht im wahrsten Sinne des Wortes ein ganzes Leben darin investiert? Er hatte es einfach nicht verdient, nun auf schmähliche Art zu enden.
„Suys", sagte er atemlos. „Eines der Tochtersysteme muß sofort dorthin fliegen, wo der Leichnam des Burgbesitzers liegt." ‘ „Aber das war uns bisher immer verboten", wandte Suys überrascht ein.
„Ich weiß", stimmte Cerveraux zu. „Aber nun läßt es sich nicht mehr umgehen."
Vielleicht, dachte er, überwältigt vor stummen Entsetzen, ist das Ende dieser schrecklichen Metamorphose nichts weiter als der Tod.
ENDE
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