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0918 - Das Grab des Mächtigen

Titel: 0918 - Das Grab des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Funktion als Wächter des Schwarmes zu erfüllen, hatte ihn schon in gefährlicheren Situationen vor dem Tode bewahrt. Er hoffte, daß es auch jetzt der Fall sein würde.
    Trotzdem blieb ein Gefühl von Unsicherheit in ihm zurück, und er manövrierte jetzt sehr vorsichtig.
    Vielleicht wurde er von zwei Seiten beobachtet: von seinem unermüdlichen Verfolger und von jenen Räumen aus, in denen die Energiewaffe verborgen sein mußte, die dem ovalen Flugkörper gerade zum Verhängnis geworden war.
    Während er weiterflog, blickte der ehemalige Mächtige zurück. Er sah, daß er weiterhin verfolgt wurde, wenn auch in weitaus größerem Abstand als bisher. Der Beobachter schien durch den Tod seines Artgenossen einen Schock erlitten zu haben und seine Aufgabe nur noch zögernd und mit äußerster Vorsicht zu erfüllen.
    Als er näher herankam, erkannte Ganerc-Callibso, daß der erhalten gebliebene Komplex von Lorvorcs Burg größer war, als er ursprünglich vermutet hatte. Der völlig intakte Sektor bestand aus einem Doppeldeck, das ein System von mehreren ineinander verschachtelten Räumen beinhaltete. Da Ganerc-Callibso Technik und Architektur der kosmischen Burgen kannte, war er dazu in der Lage, dieses Urteil abzugeben. Das Doppeldeck und die darin untergebrachten Räume bildeten zusammen eine rechteckige Riesenhalle. Ihre Höhe betrug etwa einhundert Meter, die Seitenlänge gut einen Kilometer. Wie breit diese Anlage war, vermochte Ganerc-Callibso von seiner Position aus nicht zu erkennen, aber er schätzte, daß es mindestens fünfhundert Meter waren.
    Erhebungen und Auswüchse waren nicht zu sehen, ebensowenig Tore, Luken oder andere Öffnungen und Eingänge. Es war, als hätte jemand durch einen technischen Trick diesen Riesenkasten nachträglich ins Innere der Ruine gezaubert, so anachronistisch wirkte er inmitten der Trümmermassen. Aber der Trick hatte lediglich darin bestanden, diesen Sektor vor den allgemeinen Verwüstungen zu bewahren - soviel stand fest.
    Nur ein Wesen, das sich innerhalb dieses Terrains gut auskannte, war zu solchen Schutzmaßnahmen in der Lagegewesen. Das hieß, daß dafür nur der Burgherr in Frage kam.
    Aber wozu? überlegte Ganerc-Callibso.
    Hatte sein Bruder aus dem Verbund der Zeitlosen dort drüben irgend etwas aufbewahrt, das er für wertvoll genug hielt, um es der Nachwelt zu übermitteln?
    Vielleicht den zu dieser Burg gehörenden Schlüssel zur Materiequelle?
    Nein, diese Idee war unsinnig, denn zur Aufbewahrung des Schlüssels hätte ein Behälter von vergleichsweise winzigen Ausmaßen genügt.
    Plötzlich wurde sich Ganerc-Callibso bewußt, wie erregend das Geheimnis war, das diese Ruine verbarg.
    Er war nun fest entschlossen, auf keinen Fall umzukehren, sondern die Rätsel der Burg zu lösen.
    Die gante Zeit über wartete er auf einen Überfall, aber es ereignete sich Nichts. Vielleicht warteten Unbe kannte darauf, daß er noch näher kam, um völlig sicher zu sein, ihn mit einem Treffer auslöschen zu können.
    Ganerc-Callibso bog nach links ab und näherte sich dem Komplex nun von der Frontseite. Dabei erblickte er das dort eingelassene große Tor. Es gab also doch einen Zugang, und er war erheblich größer, als nötig gewesen wäre, um einen Mächtigen passieren zu lassen. Die Maschine, die der Zeitlose gefunden hatte, konnte jederzeit hier herausgebracht worden sein.
    Abermals unterbrach der Gnom seinen Flug und beobachtete das Tor aus der Ferne. In dieser Stille und im ungewissen Licht wirkte es unheimlich. Die Vorstellung, daß es sich vielleicht viele Jahrhunderttausende niemals geöffnet hatte, war bedrückend.
    Als er die Burg Lorvorcs zum letztenmal besucht hatte, war Ganerc-Callibso vor dem Betreten der Ruine umgekehrt, denn eine innere Stimme hatte ihn, davor gewarnt, an Dingen zu rühre, die besser im verborgenen blieben. Dieses Gefühl stellte sich nun erneut ein. Es entwickelte sich zu einem regelrechten Druck, der ihn zum Rückzug veranlassen wollte. Er blieb jedoch an seinem Platz und wartete. Als nach einigen Minuten alles unverändert geblieben war, faßte der Zeitlose sich ein Herz und schwebte langsam näher an das Tor heran.
    Auf der glatten Fläche des grauen Stahls erkannte er jetzt einige verschwommen aussehende Zeichen.
    Buchstaben! schoß es ihm durch den Kopf.
    Alles in ihm krampfte sich zusammen, als er erkannte, daß sie dem Alphabet der Sprache der Mächtigen entstammten: Jede Vorsicht vergessend, flog .er mit erhöhter Geschwindigkeit weiter.

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