0920 - Insel der Vernichtung
entworfen, mit dem der Große Gurxa und seine Männer die Insel Walgart angegriffen hatten.
Sie glaubte, daß er ihr für die Rettung danken wollte. Doch sie irrte sich.
„Du hast die Insel des Sterblichen gefunden", eröffnete er das Gespräch. „Du hast uns an die Stätte unserer Väter zurückgeführt."
„Das freut mich", erwiderte sie, ohne zu wissen, wovon er sprach. „Ich habe jedoch nicht mehr getan als meine Pflicht."
„Du hast dir einen Platz in der Geschichte unseres Volkes erobert."
Verwirrt blickte Verna sich um. Sie sah nur Trümmer und Ruinen, die von einer einst hochstehenden Zivilisation kündeten, doch konnte sie sich nicht vorstellen, was so besonders wichtig an dieser Insel sein sollte.
„Diese Insel spielt eine große Rolle in der Geschichte eures Volkes?" fragte sie daher. Sie lächelte freundlich. „Willst du mir nicht sagen, welche das war?"
„Deshalb bin ich gekommen", erklärte er. „Du sollst erfahren, worüber wir sonst nicht sprechen."
Der Große Gurxa wies zu einem Feuer hinüber, das einige seiner Männer entzündet hatten. Verna begleitete ihn und den Alten dorthin und setzte sich auf einige Steine. Die Männer ließen sich rings um das Feuer nieder.
„Das Schicksal unseres Volkes entschied sich, als einst ein Gott seinen Fuß auf die Welt der Gerberonen setzte", begann der Alte in singendem Tonfall.
„Ein Gott?" fragte sie zweifelnd.
„Er war unsterblich", antwortete der Alte.
Verna Theran lächelte still in sich hinein. Sie erinnerte sich daran, daß es noch gar nicht so lange her war, daß der Greis von einem sterblichen Gott gesprochen hatte. Sie sagte sich, daß er in seiner Erregung und seiner innerliehen Bewegung selbst nicht recht wußte, was es mit diesem vermeintlichen Gott gewesen war. Sie hörte von nun an nur noch mit höflichem Interesse zu, ohne daß die Worte des Alten sie wirklich erreichten. Sie dachte an Laire und an Pankha-Skrin und sie fragte sich, wo die beiden jetzt sein mochten.
Sie dachte nicht im entferntesten daran, daß die beiden Kontrahenten sich auf der gleichen Insel befinden könnten wie sie.
Als der alte Steppenbewohner verstummte, schreckte sie auf. Er blickte sie erwartungsvoll an.
„Eine wundervolle, eine ergreifende Geschichte", sagte sie freundlich, obwohl sie überhaupt nicht wußte, was er erzählt hatte.
„Nicht wahr", entgegnete er eifrig. Seine Augen leuchteten auf, doch dann überschattete sich sein Gesicht sogleich wieder. „Vielleicht war es ein Fehler, daß die Völker der Gerberonen daraufhin diese Welt verließen und in die Weite von Erranternohre hinausgezogen sind."
„Erranternohre?" fragte sie.
„So nennen wir unsere Galaxis", antwortete Gurxa.
Jetzt bedauerte Verna, nicht zugehört zu haben. Sie hatte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Sie hätte etwas über diesen Planeten erfahren können und hatte die Chance nicht genutzt. Sie wußte, wie sehr sie Gurxa und den Alten enttäuscht hätte, wenn sie es zugegeben hätte, und sie nahm sich vor, ihn bei nächster Gelegenheit zu bitten, ihr die Geschichte noch einmal zu erzählen.
„Ihr habt eine neue Heimat gefunden", sagte sie, um von ihrer Unsicherheit abzulenken. „Sie ist groß und bietet euch alles, was ihr benötigt. Hier könnt ihr ein neues Leben beginnen, und diesen Lebensraum macht euch niemand streitig."
*
Laire war so erregt, daß er Pankha-Skrin völlig vergaß.
Er eilte von dem gläsernen Schrein zu einer Säule, die mit bildlichen Darstellungen verziert waren. Aus ihnen ging eindeutig hervor, daß irgendwann in ferner Vergangenheit ein Mächtiger auf Terzowhiele gewesen war.
Eines der Bilder zeigte die Ebene der Mächtigen, die nie jemand anderer als nur die Mächtigen gesehen hatte.
Laire eilte weiter bis zu einer Wand, an der sich ein Relief aus einem exotischen Metall erhob. Es zeigte ihn -Laire!
Der einäugige Roboter fuhr herum.
Er sah die Bewohner der Höhle wie durch einen milchigen Schleier. Wiederum versuchte er, die Algenreste zu entfernen, aber es gelang ihm nicht.
„Ihr seid die letzten der Sterblichen", rief er mit hallender Stimme, in der sich seine Bewegung bemerkbar machte. „Erzählt mir, was geschehen ist. Erzählt es mir. Ich will es wissen."
Der Alte, dem der Bart bis zum Gürtel reichte, kam in demütiger Haltung zu ihm. Offensichtlich erkannte er ihn nicht als Roboter, sondern sah ein fremdartiges Lebewesen in ihr’.
Laire, der über 2,50 Meter groß war, überragte ihn um fast einen
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