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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie uns nicht umgebracht und sich neue Nahrung beschafft?
    Er konnte es nicht sagen, er würde überhaupt keine Antwort mehr geben können, denn alles hatte sich in den letzten beiden Stunden radikal verändert.
    Weder Vicenca noch Ludmilla sprachen. Sie standen ebenfalls unter Schock und schauten von ihren Plätzen aus zu, was da ablief.
    Nicht nur mit Susa beschäftigten sich die Killerpflanzen, auch mit dem anderen Toten.
    Sie hatte sich über Chicons Gesicht ausgebreitet, so daß von ihm so gut wie nichts mehr zu sehen war. Nur mehr der Hals war schwach zu erkennen. Und die Pflanzen, die wie eine faulige Biomaske auf dem Gesicht lagen, bewegten sich. Sie zuckten, sie hoben und senkten sich, und sie drückten sich immer wieder tiefer, als hätten sie es schon geschafft, die Haut aufzureißen, um in das Gesichtsinnere einzudringen.
    Pepe Marcas merkte, wie er zitterte. Ihm lagen zahlreiche Fragen auf der Zunge, aber ein Wunsch beherrschte ihn völlig. Er wollte weg, raus aus dieser Wohnung, aus diesem Haus, das unter einem mörderischen Fluch litt.
    Aber nicht allein. Die beiden Frauen mußten mit, denn den Pflanzen hier war nicht zu trauen. Er kam sich hilflos vor, als er seiner Frau beide Hände entgegenstreckte und sie bat, aufzustehen und zu ihm zu kommen.
    Vicenca blieb sitzen. Sie glich einer Statue und schaute einfach ins Leere.
    Auch Ludmilla rührte sich nicht. Sie hatte nur die Hände zusammengelegt. Wie jemand, der betet. Das war wohl das einzige, das sie in dieser Lage machen konnten.
    Die Pflanzen arbeiteten weiter. Auch andere bewegten sich jetzt über den Boden auf die beiden verschiedenen Ziele zu. Es waren wieder die unheimlichen Geräusche zu hören. Das leise Quietschen und Schaben sowie das Rascheln der Blätter.
    »Kommt!« flüsterte er. »Kommt doch endlich. Ich will nicht sehen, wie die Toten gefressen werden…«
    Noch rührten sich Vicenca und Ludmilla nicht. Sie wirkten wie in ihrer eigenen Welt gefangen. Der Schweiß lief über das Gesicht des Mannes. Der dachte nicht daran, ihn wegzuwischen. Er nahm auch den eigenen Körpergeruch wahr und sah dies als eine Folge seiner eigenen Angst an.
    »Bitte…«
    Vicenca nickte. Sie hatte sich aus ihrer Welt befreit und stemmte sich an der Tischkante ab. Schwerfällig erhob sie sich von ihrem Stuhl. Im ersten Moment, als sie dann auf den eigenen Beinen stand, sah sie aus, als würde sie fallen, und sie mußte nachgreifen, um sich halten zu können. Ohne einen Blick auf die beiden Toten zu werfen, begann sie damit, den Tisch zu umrunden, aber ihre Frage hatte sie trotzdem nicht vergessen. »Du hast die Wesen draußen gesehen, Pepe. Was ist mit ihnen? Werden sie uns denn töten?«
    Pepe gab keine Antwort. Er wußte es selbst nicht. Deshalb wollte er ihr auch keine Hoffnungen machen oder von irgendwelchen Enttäuschungen sprechen.
    Vicenca bewegte sich langsam und blieb neben Ludmillas Stuhl stehen. Sie legte die Hand auf die Schulter der Frau, und die Russin zuckte dabei zusammen.
    »Du mußt mit uns kommen.«
    »Wohin?«
    »Wir werden dieses Haus verlassen.«
    »Ja, weg.« Ludmilla verkrampfte sich. Dann weinte sie plötzlich und sagte: »Ich will wieder nach Hause. Ich will nach Moskau, ich will zu meiner Familie. Ich will da nicht mehr weg…« Ihre Stimme brach ab.
    Vicenca zog Ludmilla hoch. Es ging sehr leicht, denn die Russin brachte nicht viel auf die Waage. Vorsichtig durchschritten die beiden Frauen den Raum und sahen auch zu, daß sie nicht auf die beiden Leichen traten, deren Körper von immer mehr Pflanzen bedeckt wurden. Es sah so aus, als lägen sie unter einer dicken Schicht aus Humus begraben.
    Wieder einmal ging Pepe zur Tür. Er dachte auch schon darüber nach, ob sie nicht durch ein Fenster klettern sollten, wenn der Weg durch den Flur versperrt war. Das stellte er zunächst zurück und legte bereits eine Hand auf die Klinke. In dieser Haltung erwartete er die beiden Frauen.
    Vicenca sprach ihn noch einmal an. »Wir haben nichts getan, Pepe. Wir haben uns im Leben nichts zuschulden kommen lassen. Warum sollte man uns töten?«.
    »Ich weiß es doch nicht«, erwiderte er gequält.
    »Soll ich die Tür öffnen?«
    »Nein, das mache ich selbst.« Seine freie Hand ballte er zur Faust, mit der anderen drückte er die Klinke nach unten, er öffnete die Tür sehr vorsichtig, und die drei Flüchtlinge hörten die schrecklichen Geräusche aus dem Flur zu ihnen klingen. Schreie wie diese hatten sie noch nie erlebt. Sie waren hoch und

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