0920 - Mandragoros Alptraum
Mark und Bein. Ich war förmlich gezwungen, hinzuschauen, und was ich sah, das entsetzte mich.
Es gab Oliveiro noch.
Das Bündel Mensch war nicht mehr von der anderen Macht gewollt worden. Es rollte über das Dach hinweg. Es war zu dunkel, um es genau erkennen zu können. Als ich es anleuchtete, da erkannte ich, daß es aussah wie ein Stück Holz, das aus einem Baumstamm herausgeschnitten worden war. Es gab einen Kopf, einen Leib, Beine und Arme, aber es gab kein Leben mehr darin.
Oliveiro hatte seine eigene Existenz abgegeben und sich voll und ganz in Mandragoros Dienst gestellt. Hätte der Priester dabei seinen eigenen Haß besiegen können, dann wäre es wohl zu einem Sieg gekommen. So aber hatte er in seinem letzten Kampf die schwerste Niederlage einstecken müssen.
Wir waren beide nicht glücklich darüber. Oliveiro hätte es verdient gehabt, um mit legalen Mitteln für eine Erhaltung der Umwelt zu kämpfen. Das war nun nicht mehr möglich.
»Laß uns nach unten gehen«, sagte Bill und ging bereits vor…
***
Auf dem Weg zurück zu Vicenca, Pepe und Ludmilla erlebten wir bereits die ersten Folgen der Niederlage. Die Pflanzen, die vom Haus innen und außen Besitz ergriffen hatten, faulten weg. Ihre grüne, oftmals gesunde Farbe verschwand und machte einem schmierigen Schwarz Platz, das mich an alte Bananenschalen erinnerte.
Sie konnten sich auch nicht mehr an den Wänden halten, rutschten ab und klatschten zu Boden.
Noch immer befanden sich die Bewohner des Hauses in einer gewissen Lethargie, abgesehen von einer sehr jungen Dame namens Clivia, die auf uns gewartet hatte.
Als wir vor ihr stehenblieben, da lächelte sie. »Ihr seid gekommen, das wußte ich.«
»Klar«, sagte Bill. »Und weißt du was? Jetzt ist alles wieder in Ordnung, so weit man das überhaupt sagen kann.«
»Schlafen die anderen nicht mehr?«
»So ist es.«
»Und die Pflanzen hier überall?«
»Werden verfaulen. Ihr müßt dann den ganzen Dreck rauskehren, denke ich mir.«
»Habt ihr denn das Gesicht gesehen?«
»Auch.«
»Und?«
»Es ist nicht mehr da«, sagte Bill leise. »Und du solltest darüber froh sein.« Er strich noch mal über ihr Haar, dann gingen wir weiter durch das Treppenhaus nach unten.
»Ich freue mich auf London«, sagte Bill und stöhnte dabei auf.
»Und ich freue mich auf eine Dusche.«
»Die kannst du dir im Hotel abholen. Aber das wird noch dauern.«
»Weiß ich«, erwiderte ich, »denn es gibt wohl Personen, die auf gute Nachrichten warten.«
»Und auch darauf, daß zwei Leichen aus ihrer Wohnung geschafft werden.«
Es stimmte. Nach dieser Bemerkung meines Freundes kam bei mir sogar eine gewisse Freude auf. Auch darüber, daß der Umwelt-Dämon eine gewisse Rücksicht gezeigt hatte. Wenn man genauer darüber nachdachte, konnte man sagen, daß er die normalen Menschen durch seine Reaktion beschämt hatte.
Aber Glauben würde uns das niemand…
ENDE des Zweiteilers
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