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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überlassen.«
    »Und was tun Sie?«
    Ich lächelte. »Wir sind gezwungen, diesem Spuk ein Ende zu bereiten«, erklärte ich.
    Vicenca schaute hoch. »Schaffen Sie das denn?«
    »Wir wollen es hoffen. Zudem gibt es jemanden, der praktisch diesen Umwelt-Dämon hier vertritt.«
    »Ach.«
    Sicher wollten sie wissen, wer es war, aber ich hielt mich mit Informationen noch zurück und stand von meinem Platz auf, um mir endlich die beiden Toten anzuschauen, die unter den Pflanzen vergraben lagen. Sie waren kaum noch zu sehen. Ihre Körper waren mit den Pflanzen eins geworden, und als ich genauer hinblickte, da nahm ich auch die kleinen Bläschen wahr, die sich dort gebildet hatte, wo die Menschen mit den Pflanzen zusammengetroffen waren und eine Masse bildeten.
    Unterschiede waren nicht mehr zu erkennen. Es gab keine Trennlinien mehr. Alles floß und ging ineinander über. Auch die kleinen Blasen hatten sich nicht grundlos gebildet, denn sie entstanden, weil sich der Saft der Pflanzen auf die Körper gelegt hatte und dabei war, diese aufzulösen.
    Ein säuerlicher und zugleich süßlicher Geruch wehte mir in die Nase, und ich schüttelte mich. Eklig, schlimm…
    Ich richtete mich wieder auf. Man wollte Antworten von mir haben, und ich gab sie auch.
    »Die Pflanzen sind dabei, die beiden Körper aufzulösen. Wir müssen es hinnehmen, es gibt ansonsten keine Erklärung, und ich kann Sie nur bitten, die Augen offenzuhalten und mit dem Grün nicht in Berührung zu kommen.«
    »Sie hätten uns schon längst töten können!« behauptete Vicenca.
    »Klar, aber sie waren noch mit anderen Dingen beschäftigt. Wir müssen damit rechnen, von ihnen als Todfeinde angesehen zu werden, denn wir haben drei ihrer Helfer erledigt. Es gibt die Wesen nicht mehr, die Ihnen Angst eingejagt haben.«
    »Wie konnten sie leben?« flüsterte Pepe.
    »Allein durch die Kraft Mandragoros. Sie ist gewaltig. Man kann sie nicht einschätzen, man kann sie nicht erklären, man muß sie einfach nur hinnehmen.«
    »Und den Dämon wollen Sie fangen?«
    »Nein oder ja. Ich kenne ihn. Er ist nicht unbedingt schlecht, er denkt nur an sein Ziel, aber es geht uns im Augenblick nicht so sehr um Mandragoro.« Ich setzte mich auf die Tischkante. »Zunächst interessiert uns ein Mann namens Oliveiro.«
    Da war das Ehepaar überrascht. »Meinen Sie den Pfarrer?« fragte Vicenca.
    »Genau den!«
    »Er ist nicht hier.«
    »Wir waren bei ihm«, sagte Bill.
    »Ja, du sagtest was von dem Friedhof.«
    »Er ist ebenfalls aufgewühlt worden. Da ist nichts mehr so, wie es einmal war. Die Pflanzen haben den Boden durchwandert, ihn aufgewühlt und tatsächlich die alten Knochen und auch die Toten an die Oberfläche gespült. Das alles gehört dazu. Sie sind auf dem Weg, sie nehmen auf nichts Rücksicht, und das Haus gehört ihnen auch. Aber Oliveiro kennen Sie nur als Pfarrer?«
    »Ja, natürlich.«
    »Hat er nie über die Umwelt gesprochen oder gepredigt? Hat er sich nicht hart dafür eingesetzt?«
    Pepe hob die Schultern. »Er redet unsere Sprache. Er verfluchte die Reichen und die Geschäftemacher, die auf Kosten der Armen immer reicher werden. Er wollte eine andere Welt. Er war ein Idealist, und er war so schrecklich hilflos. Wie oft ist er zu den Müllkippen gegangen und hat dort versucht, mit irgendwelchen Menschen zu reden. Er wollte sie aus dem Dreck wegholen, aber es war vergebens. Die andere Seite hat ihm ihre Stärke gezeigt. Doch er gab nicht auf. Er kämpfte weiter. Immer wieder legte er sich mit den Stadtoberen an, immer wieder mußte er Niederlagen einstecken, was seinen Zorn nur noch größer werden ließ.«
    »War er verbittert?« fragte Bill.
    »Sehr.«
    »Hat er gesagt, was er gegen diese Verbitterung tun wollte?«
    »Nein, ich verstehe nicht«, murmelte Pepe und warf seiner Frau einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Er muß doch ein Ventil gehabt haben.«
    Bill und ich sahen, wie Vicenca nickte. »Ja, das Ventil hat es gegeben«, erklärte sie. »Zwar kam es nicht zu direkten Wutausbrüchen, zumindest haben wir das nicht erlebt, aber er hat einmal gesagt, es ist noch nicht lange her, daß das Maß voll sei. Er würde jetzt andere Mittel und Wege suchen, um die Dinge zu ändern. Lange genug hätte er nachgedacht und sein Gewissen geprüft.«
    »Haben Sie etwas von dieser Veränderung erlebt?« fragte ich.
    »Nein – oder?«
    Pepe schüttelte den Kopf, aber Bill legte seine Stirn in Falten und erklärte, daß der Geistliche bereits gehandelt hatte.
    »Wie das?«

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