0920 - Mandragoros Alptraum
der Hausmeisterwohnung öffnete. Eine Frau schaute uns an.
»Ja, ich bin Bill.«
»Wir haben auf Sie gewartet. Sie müssen kommen. Hier ist etwas Schreckliches geschehen.«
Es war gekommen, wie wir es uns schon gedacht hatten. Mandragoros Alptraum ging weiter…
***
Bill hatte den völlig verzweifelten Pepe Marcas in die Höhe gezogen und ihn auf seinen ursprünglichen Platz gesetzt. Dort blieb er hocken, schaute den Reporter an und konnte kaum fassen, daß er ihn jetzt zu Gesicht bekam.
»Du bist hier?«
»Ich hatte es dir versprochen.«
»Aber du kommst spät.«
»Das weiß ich, und es tut mir auch leid, aber es war nicht früher möglich. Wirklich nicht!«
Pepe nickte, bevor er fragte: »Weißt du, daß hier die Hölle los war?« hauchte er. »Wir haben sie erlebt. Ich kann dir nicht sagen, was sich hier abgespielt hat. Das ist nicht zu begreifen. Hast du dich schon umgeschaut?«
»Nicht so genau.«
»Dann tu es. Wir sind hier nicht allein. Unter den Pflanzen liegen zwei Leichen.«
Genau das hatte man mir auch als erstes mitgeteilt, aber ich war noch nicht dazu gekommen, sie mir genauer anzuschauen, weil die beiden Frauen auf mich einredeten. Die Sätze der Blonden waren mit russischen Worten gespickt.
Ich sah nur, daß sich die beiden Erhebungen auf dem Boden bewegten. Die Leichen selbst waren nicht zu sehen, aber die Pflanzen zuckten und zitterten. Sie ernährten sich von den Leichen, aber wie das genau geschah, wußte ich nicht.
Auch Bill hatte festgestellt, daß er sich an Vicenca wenden mußte, denn sie hatte die besseren Nerven. Er klärte Pepe noch über mich auf, dann wandte er sich an dessen Frau. »Sind Sie in der Lage, uns zu sagen, was hier alles abgelaufen ist?«
»Jetzt schon.« Vicenca suchte nach Worten. Sie bat noch um einen Drink, den Bill ihr gab. Sie bekam auch eine Zigarette, dann aber sprudelte es aus ihr hervor, und Bill, der besser Spanisch sprach als ich, mußte sich schon konzentrieren, um alles zu begreifen. Für uns stand nun fest, daß sich das Haus in Mandragoros Alptraum etabliert hatte.
Auch über Ludmillas Schicksal waren wir informiert worden. Mit den beiden Toten konnte ich einfach kein Mitleid empfinden. Bill und ich saßen zusammen mit drei ratlosen Menschen, die von uns wissen wollten, wie es weitergehen sollte. Jedenfalls fürchteten sie sich in ihrem Haus, und sie kamen auch nicht damit zurecht, daß sie praktisch in diesem verdammten Alptraum eine der Hauptrollen spielten.
»Was haben wir getan?« fragte Vicenca und rang verzweifelt die Hände. »Was haben wir getan, daß uns so etwas widerfährt?« Sie schaute die anderen der Reihe nach an. »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Ich fühle mich nicht schuldig.«
»Es ist die Natur, die zurückschlägt«, erklärte Bill. »Mehr können wir auch nicht sagen.«
Vicenca kriegte große Augen. »Die Natur, Senor? Nein, das ist doch nicht die Natur. Das ist etwas anderes. Das ist das Grauenhafte in der Natur. Ich will mich ja nicht beschweren, denn wir können froh sein, daß wir noch leben. Andere sind gestorben, auch das ist uns klar geworden. Andere werden noch sterben, denn das Haus gehört nicht mehr uns. Schauen Sie es sich an, Sie werden überall die Löcher sehen, aus denen die Natur hervorkriecht. Nichts kann sie aufhalten, und ich frage mich wirklich, welch böser Geist sie führt.«
»Sie haben recht, Vicenca, es steckt jemand dahinter. Eine mächtige und mörderische Kraft.«
»Kennen Sie die?«
Bill nickte ihr zu. »Sie hat sogar einen Namen. Diese Kraft nennt sich Mahdragoro…«
Vicenca Marcas überlegte. Sie wollte die Antwort nicht allein finden und warf ihrem Mann einen Blick zu. Der hob aber nur die Schultern. Mit dem Namen wußte er ebenso wenig anzufangen wie seine Ehefrau.
»Wer ist das?«
»Ein Umwelt-Dämon.«
Auch diese Antwort meines Freundes traf bei den Marcas’ und der Russin auf Unverständnis. Es war auch jetzt nicht die Zeit, ihnen alles zu erklären, wir mußten uns um den eigentlichen Dämon kümmern.
Ich wollte wissen, ob es in diesem Haus noch Opfer gegeben hatte.
Keiner wußte etwas.
»Dann waren Sie immer hier?«
»Ja«, sagte die Frau, »wir waren in der letzten Zeit hier. Wir wollten weg, fliehen, aber da kamen die beiden Verbrecher, um Ludmilla zurückzuholen. Sie haben es nicht geschafft, denn wir kriegten plötzlich Helfer, aber an eine Flucht ist auch jetzt nicht zu denken. Oder wollen Sie, daß wir gehen?«
»Das bleibt Ihnen
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