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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einlösen.«
    »Bescheid weiß er nicht?«
    »Nein, er hat nur dieses Wesen gesehen. Den Zombie, der durch Mandragoros Kraft existiert.« Bill schlug gegen seine Stirn. »So etwas darf man niemandem erzählen.«
    »Brauchst du auch nicht.« Ich hatte das Kreuz wieder weggesteckt und mich schon auf den Weg gemacht. Das Hochhaus lag nicht weit entfernt. In spätestens zehn Minuten würden wir es erreicht haben.
    Natürlich dachte ich darüber nach, wie sich Mandragoros Alptraum erfüllen konnte. Was würde geschehen? Würde er Rücksicht auf Menschen nehmen, die wirklich unschuldig waren?
    Ich hoffte es, doch meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen. Der Umwelt-Dämon, in diesem Fall vertreten durch Oliveiro, war eben nicht auszurechnen.
    Oliveiro also!
    Ein Priester, ein Geistlicher, der seinen Beruf wohl ernst genommen hatte. Der etwas hatte verändern wollen, aber gescheitert war, weil gewisse Menschen nicht aus ihren eigenen Verstrickungen und Sachzwängen herauskamen. Ich konnte mir durchaus vorstellen, daß Oliveiro hier eine Kirche von unten hatte praktizieren wollen.
    Aber die vertrug sich leider nicht immer mit den Geboten und Praktiken der Amtskirche, vor allen Dingen nicht in den Ländern der dritten Welt, wo Kirche und Staat oft genug eine verklüngelte Einheit bildeten.
    Oliveiro hatte resigniert und war andere Wege gegangen, um Menschen aufmerksam zu machen. Nur war das Kind leider jetzt in den Brunnen gefallen, und es würde verdammt schwierig werden oder sogar unmöglich, es wieder hervorzuholen.
    Die Kirche blieb hinter uns zurück, und wir befanden uns auf dem direkten Weg zu den Häusern.
    Den Wagen hatten wir stehenlassen. Die kurze Strecke konnten wir auch zu Fuß gehen. Zudem würden wir dann mitbekommen, was möglicherweise noch auf dem Weg zum Ziel passierte, denn beide glaubten wir fest daran, daß sich die Natur ausbreitete, und zwar dort, wo wir sie zunächst nicht beobachten konnten.
    Auch fiel uns die Ruhe auf. Das heißt, Bill bemerkte es als erster.
    Er war länger hier und kannte andere Nächte. Er ging etwas langsamer, weil er sich umschauen wollte. Dabei schüttelte er mehrmals den Kopf. »Es hat sich schon etwas verändert, John, das spüre ich genau.«
    »Was?«
    »Die Ruhe. In diesen Nächten ist sonst die Hölle los. Das habe ich selbst gesehen. Mag es uns hier draußen auch noch so schlimm vorkommen, in den engen Buden ist es wesentlich schlimmer. Da kommst du dir vor wie die Maus in der Falle. Das sind keine Wohnungen, sondern Zellen. Da mußt du mit mehreren Personen hausen.«
    »Was stellst du dir vor?«
    Der Reporter hob die Schultern. »Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler. Aber wir können doch davon ausgehen, daß die Pflanzen überall hinkommen. Es gibt nichts, was sie aufhalten könnte. Sie sind einfach zu stark, und sie bewegen sich dabei nicht im sichtbaren Bereich weiter, das darfst du auch nicht vergessen.«
    Es stimmte. Mandragoro hielt sich versteckt. Er arbeitete im geheimen, und er zeigte sich nur selten. Ich hatte ihn einige Male gesehen, doch wie er tatsächlich aussah, wußte ich nicht, weil er sich im Aussehen seiner Umgebung anpaßte. Er konnte ein Baum sein, er konnte ein Stück Boden sein, ein Strauch, eine Pflanze. Er war klein oder riesengroß, lang oder breit, er war ein Herrscher.
    Und er hatte schon einige Male grausam zurückgeschlagen, das wußten wir. Dann aber hatte es immer Menschen erwischt, die ihn mittel- oder unmittelbar angegriffen hatten. Wenn ich an die Bewohner der beiden Silos dachte, so wollte es mir nicht so recht in den Kopf. Sie konnten eigentlich am wenigsten dafür. Sie waren arme Schweine, geknechtete Kreaturen, meist ohne Arbeit, deshalb auch ohne Lobby. Um sie kümmerte man sich nicht. Die Stadt hatte ihnen die beiden Bauten hingesetzt, und die Sache war erledigt.
    Irrtum – sie fing erst an!
    Für uns zumindest, denn wir mußten Oliveiro stoppen, auch wenn es dem Umwelt-Dämon nicht gefiel. Es durften keine Unschuldigen sterben. Am besten wäre es gewesen, wenn die Bewohner ihre Häuser fluchtartig verlassen hätten, aber dazu würde es wohl nicht kommen.
    Es gab keine Straße, keinen Weg. Der Boden unter unseren Füßen war hart und im Laufe der Zeit festgestampft worden. Wehe aber, wenn der Regen fiel. Dann verwandelte sich der Untergrund in einen wahren Schlammsee, der alles überschwemmte.
    Das Haus rückte näher.
    Ein Kasten, hoch und stinkend. Zumindest hatte ich den Eindruck, als wären die dunklen Mauern

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