Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
bewegte sich auch nur.
    Im Fackellicht sahen sie aus wie die personifizierten Teufel. Der Marquis hatte den Eindruck, als würden ihn zehn gnadenlose Augenpaare anfunkeln.
    Aus der Finsternis hinter dem Tor lösten sich zwei weitere Kapuzenmänner. Sie stellten sich hinter die leeren Fässer. Die anderen Männer erhoben sich.
    Der Marquis de La Mirage schluckte. Auf der Brust der Neuankömmlinge prangte ein großes Symbol. Er musste zwei Mal hinschauen, bevor er es erkannte. Eine Eule!
    Mon dieu, das ist die Eule der Minerva. Wo habe ich die nur schon einmal gesehen? Ich bin einer Geheimgesellschaft in die Hände gefallen. Aber wer… Natürlich! Jetzt weiß ich es wieder …
    »Ihr seid Illuminaten, nicht wahr?«
    Die Männer starrten ihn weiterhin an.
    »Ja, wir sind Illuminati«, erwiderte plötzlich einer der Anführer mit dumpfer Stimme. »Und Ihr seid der Marquis de La Mirage.«
    »Da ihr mich wohl kennt, wäre ohnehin jegliches Leugnen zwecklos. Was wollt ihr von mir?«
    »Marquis, Ihr seid einer der größten Menschenschinder des ganzen Landes, ein Mörder und Vergewaltiger, ein Unterdrücker der niederen Stände und einer der größten Gegner der Freiheit und Gleichheit aller Menschen. In Euch ist all das verkörpert, was den Adel so hassenswert macht und weswegen es nun an der Zeit ist, den Terror der absolutistischen Despoten zu beenden und sie ein für allemal vom Angesicht der Erde zu tilgen.«
    Der Marquis schnaubte. »Das wird euch niemals gelingen. Gott selbst hat uns auserwählt, über die niederen Stände zu herrschen. Was ihr versucht ist nur, die gottgewollte Ordnung niederzureißen.«
    »Schweig!«, brüllte der Anführer. »Ab jetzt hast du die Fragen des Gerichts nur noch mit Ja oder Nein zu beantworten.«
    »Gericht? Was für ein Gericht? Ich erkenne dieses Gericht nicht an.«
    Sein linker Nebenmann trat ihm blitzschnell gegen das Knie. Mit einem Aufschrei sank der Marquis zusammen, denn er konnte durch die auf den Rücken gefesselten Hände sein Gleichgewicht nicht halten. Der Vermummte drückte ihn vollends auf die Knie und riss ihm die gepuderte weiße Perücke vom Kopf. Dünnes, graues Haar kam zum Vorschein.
    »Bekennt Ihr Euch all dessen schuldig, was wir Euch vorwerfen?«
    Der Marquis schwieg. Sein Peiniger packte ihn an den Haaren und riss seinen Kopf unsanft nach hinten.
    »Nicht… schuldig.«
    »Eine Verteidigung gewähren wir Euch trotzdem nicht, denn diese Einschätzung entspringt lediglich Eurer Feigheit. Es ist erwiesen, dass Ihr all die Euch vorgeworfenen Missetaten begangen habt. Das Blut Saint-Clouds an Eurem Degen ist noch nicht einmal getrocknet. Wie also lautet unser Urteil?« Der Illuminat wandte sich durch Drehen des Kopfes an seine Brüder.
    »Tod«, murmelte der erste.
    »Tod«, sagte auch der zweite.
    Neun Mal musste der Marquis dieses schreckliche Wort insgesamt hören.
    »Das Gericht hat ein einstimmiges Urteil gefällt, wie Ihr gehört habt, Marquis de La Mirage. Es wird umgehend vollstreckt.«
    Nun wich auch der letzte Rest Farbe aus dem Gesicht des Adeligen. Er zerrte wie verrückt an seinen Fesseln. »Ihr seid ja alle krank. Ihr habt nicht das Recht…«
    Zwei Mann schnappten sich den Marquis und schleiften ihn durch den Torbogen in den nächsten Raum. Fackeln leuchteten ihn aus.
    Auch er war gemauert und leer. Bis auf ein mächtiges Gerüst, das sich in seiner genauen Mitte erhob.
    Der Marquis, schweißnass und zitternd, ließ seine Blicke darüber gleiten. So etwas hatte er noch nie gesehen. Das mächtige Messer mit der schräg verlaufenden Klinge, das ganz oben hing, ließ ihn in den Beinen einknicken. Zumal es unter dem Messer eine Liegebank und eine Art Garotte gab, gerade groß genug, um einen Hals zu umschließen.
    »Was… was ist das?«
    »Das? Nun, was Ihr vor Euch seht, Marquis, ist das allererste Instrument der Gerechtigkeit, das der Arzt Joseph-Ignace Guillotin entworfen hat. Er ist ein Menschenfreund und möchte grausame und entehrende Hinrichtungen abschaffen.« Der Illuminat kicherte plötzlich irre. »Noch hat er den Einsatz dieses wunderbaren Enthauptungsgeräts nicht beantragt, aber ich werde ihn in diesem Ansinnen unterstützen. Denn wenn die Revolution erst ausgebrochen ist, wird man ein niemals versagendes Gerät brauchen, das die Köpfe der verfluchten Despoten jeden Tag zu Tausenden rollen lässt. Das werden Dutzende dieser Fallbeile erledigen, immer präzise und niemals ermüdend wie die Henker. Und Ihr, Marquis de La Mirage, habt die

Weitere Kostenlose Bücher