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0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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daher gekommen, dann aber immer handfester und bedenklicher geworden.
    Eigentlich eine völlig nachvollziehbare Entwicklung. Nici ist mit Merlins Stern über das FLAMMENSCHWERT auf unbegreifliche Weise verbunden. Wahrscheinlich tiefer und umfassender, als ich mir das bisher vorstellen kann. Wenn also Merlins Stern vollkommen spinnt, dann muss das logischerweise auch auf Nici abfärben. Aber ich habe Vertrauen in dich, Asmodis, du alter Teufel. Wenn einer diese herkulische Aufgabe schaffen kann, dann du. Mich interessiert ohnehin schon lange, ob deine Magie und die deines Bruders Merlin tatsächlich so ähnlich sind, wie an der einen oder anderen Stelle behauptet wird. Kriegst du das mit dem Amulett hin, dann ist das tatsächlich so eine Art Beweis dafür. Ach, scheiß drauf, wichtig ist doch nur, dass Nici wieder normal wird.
    Nicole kam zwei Stunden später. Sie warf ihre Tüten in den Kofferraum, riss die Fahrertür auf und quetschte sich hinters Lenkrad.
    Sie hatte verweinte Augen. »Hi«, sagte sie leise und legte ihre rechte Hand auf Zamorras Oberschenkel. »Wartest du schon lange?« Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    »Geht so.«
    Sie gab sich einen Ruck. »Ich… ich wollte mich bei dir entschuldigen, Cheri. Es tut mir fürchterlich leid. Ich glaube, ich bin vollkommen ausgetickt.«
    Zamorra nickte und legte seine Hand auf die ihre. »Schon gut.«
    Nun hob sie ihren Kopf und sah ihn wieder an. »Nein, Cheri, nichts ist gut. Ich war so niederträchtig und gemein zu dir. Und ich weiß nicht, warum und was da wieder in mich gefahren ist.«
    Doch, sie ahnte es zumindest. Unabhängig von Zamorra war Nicole auf den Zusammenhang mit dem Amulett gekommen. Erst vor einigen Tagen hatte sie es angedeutet, dann aber nicht weiter darüber gesprochen. Auch auf sein behutsames Nachhaken war sie nicht eingegangen. Es war, als fürchte sie sich davor, diesen Zusammenhang zu deutlich werden zu lassen. Warum hatte sie dann aber überhaupt davon angefangen?
    Oder hindert Taran sie etwa am Weitersprechen, aus welchen Gründen auch immer?
    Wenn dem so war, dann besaß das Amulettbewusstsein die Möglichkeit, Nicole über große Distanzen hinweg zu manipulieren. Das wäre im höchsten Grad Besorgnis erregend gewesen und Zamorra hoffte deswegen, dass es nicht zutraf.
    Nicole drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Wieder Freunde?«
    »Wieder Freunde.«
    Sie lenkte den Caddy aus Lyon hinaus. Jeder hing seinen Gedanken nach, als die Landschaft an ihnen vorbei flog.
    Zamorra dachte daran, dass ihm Asmodis einen noch nicht genannten Gefallen für die Amulett-Reparatur abgepresst hatte.
    Gott sei Dank weiß Nici davon wenigstens nichts. Ich glaube, sie würde mich lynchen…
    Nicole trat urplötzlich auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Caddy auf der schmalen Straße, die durch Weinberghänge führte, zum Stehen.
    Zamorra keuchte, als er in den Gurt gedrückt wurde. Für einen Moment glaubte er, ein Pferd hätte ihn vor die Brust getreten. »Was war denn das? Ein Tier? Ich hab… nichts gesehen.«
    Nicole drehte ihren Oberkörper zu ihm. Ihr ganzes Gesicht war eine einzige Empörung. »Bist du eigentlich total bescheuert?«, schrie sie und schlug ihm zwei Mal mit den flachen Händen so stark gegen die Schulter, dass es ihn durchschüttelte. »Wie kannst du dir von Assi erneut einen Gefallen abpressen lassen? Und dann verheimlichst du das auch noch vor mir. Super, vielen Dank für das Vertrauen, das du mir entgegen bringst. Und du behauptest, du würdest mich lieben? Ein Arsch bist du, weiter nichts.«
    Zamorra war perplex. »Woher… woher weißt du?« Gleichzeitig brannte sich ihm die furchtbare Antwort wie ein flammendes Fanal ins Gehirn.
    Sie hat meine Gedanken gelesen. Gerade eben…
    Das war normalerweise gar nicht möglich. Nici konnte zwar in seltenen Fällen Gedanken lesen, wenn sie ihr Gegenüber sah. Aber Zamorra besaß genau wie sie einen Mentalblock, der es anderen, selbst magisch begabten Wesen unmöglich machte, in ihren Gedanken herum zu schnüffeln. Doch in letzter Zeit war Zamorras Mentalblock ein klein wenig durchlässig geworden. Hatte er gerade zu intensiv gedacht? Hatte Nicole seine Gedanken unabsichtlich aufgefangen? Oder gezielt gelauscht? Nein, das konnte und wollte er ihr nicht unterstellen. Oder? Immerhin wusste sie, dass sein Mentalblock angeschlagen war.
    Die Mentalblöcke hatte seinerzeit Merlin installiert. Und die Durchlässigkeit hatte begonnen, als er bereits im Sterben gelegen war.

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