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0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Auch hier waren die Zusammenhänge absolut auffällig. Mit Merlins Tod schien sich all das aufzulösen oder zu verändern, was er magisch geschaffen hatte.
    »… du mir überhaupt zu?«
    »Was?« Zamorra hatte seine Gedanken blitzschnell abgespult, bevor ihn Nicoles laute Stimme in die Wirklichkeit zurückholte. »Äh, ja, natürlich höre ich dir zu. Nici, es tut mir unendlich leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, hörst du?«
    »Ja klar, jetzt, wo ich’s herausgefunden habe, tut’s dir plötzlich leid. Du bist ein Heuchler.«
    »Nein, bin ich nicht. Ich wollte das Verhältnis zwischen uns nur nicht weiter belasten. Es ist schon schwierig genug.«
    Nicole trommelte auf dem Lenkrad herum, ihr ganzer Körper war ein einziger Spannungsbogen. »Schwierig, ja? Ich merke gerade, dass du mich nach Strich und Faden verarschst, Cheri . Machst du das auch in anderen Dingen? Die kleine blöde Nicole wird’s schon nicht merken, ich muss ihr ja schließlich nicht alles sagen. Ein Mann braucht seine Geheimnisse, was? Weißt du was, du kotzt mich gerade so an, dass ich dich am liebsten schlagen würde. Und dazu bist du so blauäugig, dich von Assi in den Abgrund ziehen zu lassen. Du weißt wohl schon gar nicht mehr, dass er schon einmal zwei kleine Gefallen im Austausch für deine Rettung aus der Hölle gefordert hat, oder? Drei Gefallen hat er jetzt bei dir gut. Na toll. Was glaubst du, wird er von dir verlangen? Ich sag’s dir. Etwas, das uns alle ins Verderben stürzt.«
    Er hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Nici, ich…«
    »Du brauchst dich nicht zu verteidigen. Es wäre ohnehin nur kläglich. Ich kann dir noch jeden Satz sagen, der damals gefallen ist, Cheri . Ich hab’s mir behalten. Alles. Weil ich schon damals Angst gehabt habe, was Assi wohl von dir einfordern wird.«
    Sie schnaufte schwer und die Szene von damals, so wie Zamorra sie ihr geschildert hatte, zog vor ihrem geistigen Auge auf.
    »Nichts im Leben ist umsonst, Zamorra, das weißt du genau.«
    Der Parapsychologe kniff die Augen zusammen. »Das ist Erpressung, Sid«, sagte er überrascht. Aber hatte er wirklich etwas anderes von dem Erzdämon erwartet?
    »Ich nenne es einen Austausch«, erklärte Amos. »Dein Leben gegen zwei kleine Gefälligkeiten. Glaubst du wirklich, dass das zu viel verlangt ist?«
    Zamorra presste die Lippen aufeinander. »Was verlangst du?«, fragte er mit hörbarem Ärger in der Stimme.
    Amos legte die Fingerspitzen beider Hände zusammen und blickte Zamorra ernst an. »Das, mein Freund, sage ich dir, wenn es so weit ist.«
    Und dann, etwas später in Mostaches Kneipe:
    »Gefälligkeit nennt man so etwas, nicht Bedingung«, verbesserte Sid Amos Zamorra und drehte das Glas zwischen den Händen. Er hatte auffallend gute Laune. Mostache, der Wirt, wollte ihn erst nicht hereinlassen, weil er immer Ärger mit Amos wegen der Rechnung hatte. Aber seit Zamorra gesagt hatte, dass er die gesamte Zeche des Abends für den »Montagne-Tisch«, übernehmen würde, war Mostache die Liebenswürdigkeit in Person. »Bedingung hört sich so erpresserisch an.«
    »Also gut, deine Gefälligkeit«, erwiderte Zamorra und verdrehte die Augen. »Da kannst du mir doch gleich sagen, um was es sich bei deiner zweiten… Gefälligkeit dreht.«
    Amos blickte ihn aus seinen tiefschwarzen Augen an. »Ob du mir glaubst oder nicht, Zamorra, aber ich weiß es selbst noch nicht. Doch wenn ich diese Gefälligkeit irgendwann einmal wirklich einfordern sollte, dann ist die Lage so ernst wie noch nie. « [1]
    »Weißt du was? Ich kann keinen Meter mehr mit dir zusammen fahren, so kotzt du mich an. Los, steig aus. Und schau zu, wie du alleine nach Hause kommst.«
    Zamorra glaubte nicht richtig zu hören. Doch Nicole war es bitterer Ernst. Als er es begriffen hatte, stieg er aus. Der Klumpen in seinem Magen erreichte nie gekannte Größen, als er Nicole mit quietschenden Reifen davonfahren und in halsbrecherischer Geschwindigkeit in die nächste Kurve gehen sah.
    Der Meister des Übersinnlichen hatte Glück, dass ihn ein Lastwagenfahrer bis nach Feurs mitnahm. Dort enterte er ein Taxi und ließ sich zum Château Montagne bringen.
    Nicole hatte sich eingeschlossen und war an diesem Abend für niemanden mehr erreichbar.
    ***
    Paris, Les Halles
    »Na, dann wollen wir mal. Damit wir’s hinter uns bekommen und uns den angenehmeren Dingen des Lebens zuwenden können.«
    Charles Domenech, der Einzelgänger, sprach mal wieder mit sich selbst. Der etwa fünfzigjährige,

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