0921 - Die Trennung
Körperlich fehlte ihm aber nichts. Nur die Haut an seiner linken Brustseite, dort, wo das Herz saß, war stark gerötet.
***
Nicoles Wohnung
»Reife Leistung«, sagte Pierre Robin. »Ich glaube, ich muss mich entschuldigen, dass ich vorübergehend an dir gezweifelt habe, Nicole. Also, Entschuldigung.«
»Lass stecken, Pierre, passt schon.« Sie lächelte verloren, denn ihre Gedanken weilten in Château Montagne.
»Wir haben übrigens ermittelt, dass die drei Todesopfer der schwarzen Hand allesamt im Besitz von Möbeln aus Jaques Carax’ damaligem Besitz gewesen sein müssen. In allen drei Haushalten weisen einige Möbel die Buchstaben J und C auf.«
»Aha.« Nicole zeigte kein allzu großes Interesse. »Dann haben die Möbel als Katalysator gedient, um die schwarze Hand erscheinen zu lassen.«
»Wahrscheinlich. Aber warum hat sie gemordet?«
»Ich kann mir nur vorstellen, dass sie gleichzeitig mit Carax wieder zum Leben erweckt wurde. Wahrscheinlich hat sie völlig unabhängig von ihm agiert oder er hat sie mit seiner Kraft unbewusst gesteuert. Wir werden es wohl nie mehr erfahren. Ist aber auch egal, denke ich. Mich interessiert’s auf jeden Fall nicht so sehr.«
Mein Gott, was ist nur aus dir geworden, Nicole? Was wird noch aus dir?
Pierre Robin räusperte sich. Er hütete sich, diese Worte zu kommentieren. »Du hast eine M-Abwehr um das Haus der Tourniers gebaut, nicht wahr?«
»Was?« Nicole nickte und fand erst einen Moment später wieder in die Wirklichkeit zurück. »Ja, M-Abwehr, stimmt, Pierre. Ich habe ganz einfach die M-Abwehr des Châteaus nachgebaut, wenn du so willst. Acht von zehn Zeichen kenne ich auswendig, auch den ungefähren Abstand zueinander. Der ist übrigens gar nicht so wichtig, wie man immer glauben mag. Es reicht völlig aus, wenn er ungefähr eingehalten wird. Die Kuppel entsteht trotzdem perfekt. Na ja, die Zeichen, die ich nicht kannte, hat mir Lord Zwerg mit seinem Handy fotografiert und auf meines geschickt. Und da nicht einmal starke Erzdämonen unter dieser weißmagischen Kuppel überleben können, hat Carax nicht die Spur einer Chance gehabt.«
»Bis auf Asmodis. Der hat sich schon unter der weißmagischen Kuppel aufgehalten.«
Nicole dachte einen Moment nach. »Ja, stimmt. Manchmal denke ich, dass dieser Teufel etwas ganz Besonderes ist. Er hat der M-Abwehr tatsächlich standgehalten. Nicht einmal Lucifuge Rofocale, LUZIFER hab ihn unheilig«, sie lächelte, »hätte das geschafft.«
»Na ja. Ich danke dir auf jeden Fall, dass du das Problem doch noch so schnell und effektiv gelöst hast, Nicole.«
»Bitte, bitte. Aber das war auf absehbare Zeit meine letzte Begegnung mit dem Übersinnlichen.«
Ja, und die Erde ist eine Scheibe…
Pierre Robin verzog sein Gesicht, als habe er akute Zahnschmerzen. »Und?«
»Was und?«
»Gehst du wieder aufs Château zurück?«
Nicole überlegte einen Moment. Sie spürte nichts mehr von der Sentimentalität, die sie vorübergehend in ihren Bann gezogen hatte.
»Nein«, sagte sie.
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 895 »Im siebten Kreis der Hölle«
[2] Eine postapokalyptische Serie, die Robin gerne liest.
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 21 »Satans eigene Schrift«
[4] Siehe Professor Zamorra Hardcover Nr. 19 »Das dunkle Kind«
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