0923 - Panik im Hyperraum
orientieren."
Hergo-Zovran ließ den Helk aussprechen. Als er geendet hatte, wollte er die entscheidende Frage jedoch nicht mehr länger zurückhalten.
Besitzt du noch das Auge, Baya?"
Das Mädchen hielt das Objekt lächelnd hoch. Sie kam damit zu Hergo-Zovran und legte es in die Greiflappen seiner Tentakel.
„Es tut mir leid, daß du so lange darauf warten mußtest, Türmer", sagte sie entschuldigend. „Aber die Schuld liegt weniger an mir als an den Umständen. Allerdings muß ich bekennen, daß auch ich meinen Teil zu dieser Verzögerung beigetragen habe."
Der Türmer sah das Augenobjekt lange und hingebungsvoll an, bis er sagte: „Es bedarf keiner Entschuldigungen, Baya. Es hat sich alles zum Guten gewendet. Wenn ich dir im Namen meines Volkes meinen Dank ausspreche, dann mag das unentelechisch sein, aber es ist eine Verbeugung der Entelechie vor menschlicher Intuition. Wir Loower sind stolz auf dich, Baya, denn zu einem nicht geringen Teil bist auch du eine von uns."
Baya war gerührt, aber sie unterdrückte ihre Gefühle. Ihr war klar, was für ein großer Augenblick dies für die Loower war, und sie wollte sie nicht mit ihrer Anwesenheit stören.
Für einen Außenstehenden mußte es unbegreiflich sein, was die Rückerstattung des Auges für die Loower bedeutete. Und selbst sie, die sie entelechisch geschult war und die Loower wie kein zweiter Mensch kannte, konnte deren Empfindungen nur erahnen.
Seit urdenklichen Zeiten hatten sie das Universum durchstreift, um die richtige Materiequelle zu finden, zu der das Auge der Schlüssel war. Die Lösung dieser Aufgabe war im Lauf der Äonen zu ihrem Lebensinhalt geworden, zu ihrer Bestimmung.
Und nun waren das Auge und das Wissen um die Materiequelle im Türmer vom Mars vereint.
Baya war feinfühlig genug, die Loower in dieser Stunde sich selbst zu überlassen.
„Ich ziehe mich zurück, Türmer", sagte sie schlicht und ging.
*
Hergo-Zovran verkündete die frohe Botschaft seinem im Solsystem anwesenden Volk. Dann schickte er über den Sender der Neunturmanlage einen sechsdimensionalen Impuls in die Weiten des Universums hinaus, damit alle Splittergruppen der Loower es erfuhren.
Die Koordinaten der einen existenzbestimmenden Materiequelle und das Auge waren sichergestellt!
Hergo-Zovran schickte diesen Impuls spontan ab, ohne das traditionelle Intervall von 23 Stunden und 18 Minuten abzuwarten. Zum erstenmal in der langen Geschichte der Loower hatte ein Türmer den Rhythmus der Impulse gewechselt, so daß dieser denkwürdige Augenblick noch deutlicher unterstrichen wurde.
Das Ereignis wurde nur durch das Fehlen des Quellmeisters Pankha-Skrin überschattet. Hergo-Zovran hätte sich eigentlich gewünscht, daß Pankha-Skrin anwesend sei, wenn seinem Volk die große Stunde schlug.
„Du trauerst, Hergo-Zovran, obwohl das Ziel erreicht ist, das die Loower so lange vergeblich angestrebt haben?" sagte Nistor, als die erste Euphorie verklungen und besinnliche Stille in die Türmerstube zurückgekehrt war.
Der Türmer gab dem Helk keine Antwort, und dieser hatte sie auch gar nicht erwartet. Denn der Grund für HergoZovrans Trauer war offenkundig. Da auch die anderen in der Türmerstube anwesenden Loower schwiegen, fuhr Nistor fort: „Es muß gesagt werden, auch wenn es nicht entelechisch ist. In dieser Runde fehlt ein Würdiger, und das ist Pankha-Skrin. Der Quellmeister hat sich geopfert, um die Koordinaten für die Materiequelle sicherzustellen. Es wäre nur recht, daß sich nun sein Volk dankbar zeigt und etwas zu seiner Rettung unternimmt."
Die anderen Loower, vor allem Burnetto-Kup, schienen dem Helk des Quellmeisters zuzustimmen, doch sie warteten die Reaktion des Türmers ab.
„Nistor hat recht", sagte Hergo-Zovran. „Wir sind es Pankha-Skrin schuldig, einen Rettungsversuch für ihn zu unternehmen. Burnetto-Kup, du kannst als persönlich Beteiligter die Lage am besten beurteilen. Was schlägst du vor?"
Burnetto-Kup, dessen Schiff, die GONDERVOLD, der Kairaquola angehört hatte und der von Pankha-Skrin beauftragt worden war, Nistor in Sicherheit zu bringen, sagte: „Es ist nicht .nur eine Geste dem Weisen gegenüber, wenn wir etwas zu Pankha-Skrins Rettung tun. Der Quellmeister allein weiß, wie die Zusatzschlüssel zur Materiequelle zu beschaffen sind. Darum allein müssen wir schon alles daransetzen, um Pankha-Skrin aus der Gefangenschaft der fremden Roboter zu befreien."
„Ich bin völlig deiner Meinung", stimmte Hergo-Zovran zu.
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