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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hakte sie nach. »Die Königin ist auf einem der Schiffe?«
    »Ja, wir sind gleich da.« Er legte den Finger auf die Lippen, als müsse er irgendjemanden außer sich selbst zum Schweigen bringen. Hinter den dunklen Silhouetten der Häuser sah Aruula die Masten der Schiffe. An ihnen konnte sie sich orientieren.
    Schließlich erreichten sie das Wasser. Auf dem Bauch robbten sie die letzten Schritte bis zur Hafenmauer. Soldaten standen in kleinen Gruppen zusammen, wirkten jedoch nicht sonderlich aufmerksam.
    Kaal ließ sich ins Wasser gleiten. Aruula folgte, dann leise klimpernd Been. Sie spürte seine Blicke auf ihrem Rücken.
    Lautlos schwammen sie an den Schiffen entlang. Einige waren so morsch, dass Aruula sie mit der Hand hätte durchstoßen können. Kaal stoppte neben einem Segelschiff mit zwei Masten.
    Es lag tief im Wasser, beförderte sichtlich schwere Ladung. Er zog sich an der Außenwand empor und kletterte über die Reling. Das Wasser, das aus seiner Kleidung rann, fiel laut plätschernd in den Fluss zurück.
    »Wer…?«, hörte Aruula eine Stimme sagen und dann nichts mehr. Sie zog sich ebenfalls empor und sah, wie Kaal sein blutiges Messer an der Kleidung eines Wachmanns säuberte.
    Der Tote starrte mit gebrochenen Augen in den Himmel.
    Been blieb dicht hinter ihr, als Kaal und sie über eine Planke gingen, die dieses Schiff mit einem weiteren verband. Es roch nach feuchtem Holz. In der sternklaren Nacht waren Leitern zu erkennen, die vom Deck des Schiffes nach unten führten.
    »Wir sind da«, sagte Kaal leise. Er steckte sein Messer ein und nahm die Armbrust vom Rücken. Been zog zwei Dolche.
    Aruula hatte keinen wirklichen Plan, als sie die Leiter herabstieg, nur eine grobe Idee. Sie hoffte, dass die Entführer und die Deserteure sich gegenseitig umbrachten, bis nur noch ein oder zwei Gegner für sie blieben.
    Dass das nicht funktionieren würde, bemerkte sie nur wenige Schritte später, als sie hinter Kaal durch den morschen Bauch des Schiffes schlich. Balken ragten überall auf, zwischen ihnen lagerten Stoffballen und Fässer. Kerzen brannten in einiger Entfernung. Aruula zählte neun Männer und Frauen, die um eine Feuerstelle mit Holzkohle saßen und Fleisch grillten. Der Geruch brachte ihren Magen zum Knurren, der Anblick trieb ihr den Schweiß auf die Stirn.
    »Es sind zu viele«, flüsterte sie.
    Kaal ignorierte ihren Einwand. Er winkte Been zu, der neben ihn trat und mit einem Dolch ausholte.
    »Jetzt«, sagte er leise.
    Aruula wollte nach seinem Arm greifen, aber Been hatte die Klinge bereits geworfen. Sie hatte ihr Ziel noch nicht erreicht, als die nächste flog und dann eine dritte und vierte. Ein Mann rutschte lautlos von seinem Hocker, dann sprangen die Soldaten auf. Lidschläge später surrten Pfeile durch den langgezogenen Raum, bohrten sich in Balken und Fässer.
    »Los! Kämpfe!«
    Kaal stieß Aruula in den Rücken. Sie stolperte vorwärts, begriff erst jetzt, was die beiden Männer wirklich planten. Sie hatten Fernwaffen, während Aruula nur ihr Schwert einsetzte.
    Damit sollte sie angreifen und die Entführer aus der Deckung locken, damit die Bolzen und Dolche ihr Ziel fand. Dass ihre eigenen Überlebenschancen dabei nicht hoch waren, schien die beiden nicht zu stören.
    Aruula wusste, dass sie keine andere Möglichkeit hatte. Sie nahm ihr Schwert in beide Hände und stürmte den Entführern entgegen.
    Die Überraschung war auf ihrer Seite. Den ersten erwischte sie in der Brust, durchbohrte die Lederrüstung, die er trug, mühelos. Dem zweiten zog sie die Schwertklinge über die ungeschützten Beine. Er brach schreiend zusammen. Unter dem Schlag des Dritten tauchte sie hindurch und zuckte zusammen, als ein Armbrustbolzen plötzlich aus dessen Stirn ragte. Kaal und Been würden wegen ihrer Morde zwar nie an Wudans Tafel sitzen, aber sie waren zumindest gute Schützen.
    »Aruula?«
    Sie fuhr herum. Ein Pfeil schoss so knapp an ihr vorbei, dass sie ihn in ihren Haaren spürte.
    »Aruula!«
    Erst jetzt sah sie Jenny. Sie trug zwei Kurzschwerter in der Hand und stand schützend vor ihrer Tochter, die sich neben einem Balken zusammengekauert hatte.
    »Das sind meine Leute! Bring sie nicht um! Wir stehen auf der selben Seite!«
    Aruula wehrte den Schwertschlag einer Frau ab, setzte jedoch nicht nach. Jenny schien die Wahrheit zu sagen, denn die angeblichen Entführer hatten eine Mauer vor ihr gebildet, schützten sie eher als sich selbst.
    Einer fiel noch, während sie hinsah, erstochen von

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